Einen No-Deal-Brexit wird Johnson damit kaum durch das Parlament bekommen, zumal auch ein beachtlicher Teil der Konservativen einen ungeordneten EU-Austritt ablehnt. Damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass es kurzfristig eine Neuwahl geben wird. Und wie diese für Johnson und den Brexit ausgehen würde, ist ungewiss.
Nach der jüngsten YouGov-Umfrage kämen die Konservativen derzeit auf 32 Prozent der Stimmen. Für Labour sprachen sich 22 Prozent der Befragten aus, für die Liberaldemokraten 19. Der Brexit-Partei würden 13 Prozent ihre Stimme geben, den Grünen 8 Prozent. Konservative und Brexit-Partei wären damit noch immer stärker als die Brexit-Gegner.
Dennoch stößt Johnson mit seinen Plänen auch in Großbritannien inzwischen auf erheblichen Widerstand. Bei seinen ersten Besuchen in Schottland, Wales und Nordirland hat der Premier heftige Kritik von Parteien und auch Demonstranten einstecken müssen. So fürchten viele Landwirte in Wales etwa um EU-Fördergelder im Falle eines No-Deal-Brexits, mit dem Johnson der EU immer wieder droht.
Ein Brexit ohne Abkommen würde der Wirtschaft und anderen Lebensbereichen schaden. Johnson und viele andere Befürworter eines EU-Austritts pochen darauf, den sogenannten Backstop in dem Deal zu streichen. Diese Garantieklausel soll eine harte Grenze zwischen dem britischen Nordirland und der Republik Irland verhindern. Denn das könnte den alten Konflikt zwischen katholischen Befürwortern einer Vereinigung Irlands und protestantischen Loyalisten wieder schüren.