Nachhaltigkeit bei Firmen Leitfaden für die Ethik-Bilanz

Sie kümmern sich in Bayreuth um das Projekt „Klimaberichterstattung bei KMU“ (von links): Prof. Klaus Schäfer, Andreas Horn und Johanna Wagner vom Lehrstuhl BWL I sowie Simon Rath und Prof. Torsten M. Kühlmann vom BF/M. Foto: red/Christian Wißler

Auch von kleineren und mittelgroßen Unternehmen wird zunehmend erwartet, dass sie eigene Daten in Sachen Klimaschutz parat haben. Ein Projekt der Uni soll ihnen dabei helfen. Am Mittwoch fällt der Startschuss.

 
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Für große Unternehmen ist es auch angesichts entsprechender Vorschriften längst Standard, nicht nur regelmäßig über ihre Geschäftszahlen zu berichten, sondern auch über die Nachhaltigkeit ihres Wirtschaftens. Doch auch für kleinere Firmen dürfte das in Zukunft zunehmend zum Thema werden. Entweder, weil auch für sie künftig entsprechende Richtlinien gelten, oder, weil die Marktgegebenheiten sie dazu zwingen.

Größe nur ein Indikator

„Die Unternehmensgröße ist nur ein Indikator dafür, für wen das künftig wichtig wird“, sagt Simon Rath vom Betriebswirtschaftlichen Forschungszentrums für Fragen der Mittelständischen Wirtschaft (BF/M-Bayreuth), das das Projekt zusammen mit dem Lehrstuhl BWL I Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre der Uni Bayreuth und dem Bifa Umweltinstitut in Augsburg betreut, im Gespräch mit dem Kurier. Gefördert wird es für 30 Monate vom Bundesforschungsministerium mit rund 590.000 Euro. Die Auftaktveranstaltung findet am Mittwoch in der Handwerkskammer für Oberfranken statt.

Es sei wichtig, mit den Unternehmen in Kontakt zu kommen, um zunächst zu erfahren, welche Bedürfnisse diese im Bereich Nachhaltigkeits-Berichterstattung haben, aber auch, welche Probleme sie bei der Umsetzung sehen oder bereits haben, so Rath. Ziel des Projekts ist es nämlich, den sogenannten KMU am Ende einen praxisnahen Leitfaden an die Hand geben zu können, mit dem sie im Rahmen einer Art Ethik-Bilanz die Nachhaltigkeits-Berichterstattung umsetzen und ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht standardisiert, transparent und vergleichbar darstellen können.

Überforderung vermeiden

Dabei sei es auch wichtig, die begrenzten Kapazitäten der Unternehmen zu berücksichtigen, um eine Überforderung zu vermeiden. „Das ist anders als bei großen Konzernen, wo sich ganze Abteilungen nur mit dem Thema beschäftigen“, sagt Rath. Prof. Klaus Schäfer, Inhaber des Lehrstuhls BWL I, drückt es so aus: „Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist eine regelmäßige Nachhaltigkeitsberichterstattung mit besonderen Herausforderungen verbunden. Oftmals fehlen die erforderlichen Kompetenzen in Bezug auf ökonomische, soziale und ökologische Nachhaltigkeit. Aber auch die Instrumente für eine systematische und zeitsparende Erhebung der entsprechenden Daten sind unzureichend entwickelt. Genau hier setzt das Projekt an.“

Aber warum genau sollen auch sogenannte KMU ihre Nachhaltigkeits-Berichterstattung intensivieren? Prof. Klaus Schäfer, Inhaber des Lehrstuhls BWL I, sagt dazu: „Erst wenn Unternehmen über ihre Ziele und Leistungen im Bereich der Nachhaltigkeit ebenso selbstverständlich Auskunft geben können wie über ihre finanziellen Kennzahlen, sind sie zu einem erfolgreichen nachhaltigen Wirtschaften in der Lage. Erst dann können sie beispielsweise geeignete Maßnahmen ergreifen, die zu einem effizienteren Material- und Energieeinsatz und so zu einem verbesserten Klima- und Umweltschutz führen.“

Banken und Lieferketten

Und Simon Rath ergänzt: „Das Thema Nachhaltigkeit wird selbst ohne eine eventuell auf sie zutreffende Berichtspflicht auch für kleinere Unternehmen immer wichtiger werden. Sei es, weil Banken die entsprechenden Daten in ihre Kreditentscheidung einbeziehen, sei es, weil Konzerne selbst von kleinen Zulieferern in ihrer Lieferkette entsprechende nachvollziehbare Anstrengungen verlangen.“

Um mit den Unternehmen in Kontakt zu bleiben, ist parallel der Aufbau eines Netzwerks geplant, das zwar laut Rath beim BF/M angesiedelt sein, aber bundesweit aufgestellt sein soll. Außerdem sollen die Ergebnisse des Projekts auch der Bundesregierung und den zuständigen Ministerien als wissenschaftliche und zugleich praxisrelevante Grundlage bei der konkreten Umsetzung der nationalen Sustainable Finance-Strategie dienen, die die Bundesregierung im Mai 2021 auf den Weg gebracht hat.


Die Auftaktveranstaltung zum Projekt „Klimaberichterstattung bei KMU“ (KliK) findet am Mittwoch, 7. Dezember, ab 17 Uhr im Achteckgebäude der Handwerkskammer Oberfranken statt. Es ist aber auch eine Teilnahme per Stream möglich. Anmeldung über die Homepage des BF/M (www.bfm-bayreuth.de) unter dem Reiter Events. Dort findet sich auch das komplette Programm.

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