Wie viel sie der Reparaturservice kostet, kann oder will Lundin nicht sagen: Die meisten Hosen würden direkt in den Shops repariert von den Mitarbeitenden vor Ort. Es sei ein Teil derer Jobs. Eine Einschränkung gibt es auch bei Nudie Jeans: Bisher werden nur Hosen repariert, die in einem der Läden gekauft wurden. „Wir arbeiten daran, dass auch Onlinekunden diesen Service erhalten.“
Kaum jemand will für Reparaturen viel bezahlen
Dass sich Reparaturen selten für die Hersteller rechnen, zeige sich unter anderem an der Schließung etlicher Galeria-Filialen in Deutschland, meint der Experte Kai Nebel. Dort gibt oder gab es noch Änderungsservice, aber Geld lasse sich damit schwer verdienen. Dasselbe gelte für Schneidereien, meint Nebel. Er habe etwa kürzlich eine Jeans zum Nähen gebracht, bei der eine Hosentasche Löcher hatte, sodass das Kleingeld immer hinausfiel. Stopfen war nicht mehr möglich, das Einnähen einer neue Tasche hätte 50 Euro gekostet – ziemlich viel Geld.
„Viele Kunden wünschen sich zwar, dass ihre Kleidung repariert wird, aber beim Geldbeutel hört es dann auf“, sagt Nebel. Nur bei besonders hochwertiger Kleidung, die womöglich auch noch einen ideellen Wert habe – etwa die Lederjacke von Opa –, seien die Menschen bereit, mehr Mühe und Geld aufzubringen, bei Massenware sehe er wenig Motivation, „denn alles ist billig verfügbar“.
Ruf von Herstellern könnte auf dem Spiel stehen
Allerdings: Wer bei Herstellern etwas kauft, die sich bewusst von Fast Fashion abgrenzen, rechnet damit, dass diese nachhaltig arbeiten. Der Ruf von solchen Modeherstellern könnte auf dem Spiel stehen, wenn diese nicht tatsächlich fair und umweltfreundlich handelten, meint Kai Nebel.
Deshalb behelfen sie sich teilweise anders: Patagonia etwa tue wirklich schon recht viel für die Umwelt, meint Nebel, trotzdem hege er den Verdacht, dass dahinter vor allem Marketing stecke. So warb der kalifornische Outdoorhersteller etwa schon mit Sprüchen wie: „Überlege dir gut, ob du diesen Anorak wirklich brauchst. Falls nicht, kaufe ihn nicht.“ Das Ergebnis sei, dass die Leute den Anorak erst recht kauften, weil sie ein gutes Gefühl dabei hätten, meint Nebel. Gut möglich also, dass auch Kalkül dahintersteckt, wenn es für Kunden sehr aufwendig ist, etwas reparieren zu lassen.
Was geschieht mit Zalando-Retouren?
Versprechen
Der größte Modehändler in Europa ist Zalando. Er verspricht einen nachhaltigen Umgang mit Retouren, also mit zurückgeschickten Waren. 97 Prozent der Retouren würden wieder verkauft, heißt es, vernichtet weniger als 0,05 Prozent. Bereits 2019 verkündete Zalando, „eine nachhaltige Mode-Plattform mit einer netto-positiven Auswirkung auf Mensch und Erde“ zu werden.
Realität
Eine Recherche mehrerer Medien hat ergeben, dass dies so nicht stimmt. Zu diesen 97 Prozent gehören nicht jene Artikel, die von Partnern über Zalando verkauft und von diesen auch als Retoure direkt abgewickelt werden. Zalando hat rund 40 Tochtergesellschaften und mehr als 1600 Partner. (jub)