Der Bayern-Trainer wirkt fast trotzig, als er anfügte, für ihn sei „schon seit ein paar Wochen der Punkt erreicht, wo es mich nicht mehr tangiert“. Kapitän Manuel Neuer erklärte zur Trainer-Frage, es müsse „alles“ hinterfragt werden. „Es geht nicht um den Trainer. Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wir müssen bei uns selbst anfangen und Verantwortung übernehmen“, sagte der Nationaltorwart.
Wie schnell es gehen kann, deutete Präsident Herbert Hainer am Sonntag bei „Magenta TV“ an. Er habe Nagelsmann kurz vor der Trennung im Vorjahr als „Langzeitprojekt“ bezeichnet, „weil ich es mir gewünscht habe“. Das nächste Spiel, ein 1:2 in Leverkusen, habe aber die Führungsriege „zum Nachdenken“ gebracht. Nagelsmann musste gehen.
Das fühlt sich an wie ein Horrorfilm, der einfach nicht aufhört
Tuchel argumentierte nun, die Niederlage beim Abstiegskandidaten sei „nicht verdient“ gewesen. Er haderte mit „Murphy’s Law“ („Was schiefgehen kann, ist schiefgegangen“). Bei den Profis klang das schon etwas markanter. „Wir können uns jetzt hinstellen und erzählen, dass wir gut ins Spiel gekommen sind“, sagte Leon Goretzka nach der Niederlage in seiner Geburtsstadt: „Aber da kommt man sich ja mittlerweile bescheuert vor. Das fühlt sich an wie ein Horrorfilm, der einfach nicht aufhört. Es fühlt sich wahnsinnig strange an. Die Roten Karten fliegen uns nur so um die Ohren.“ Thomas Müller schrieb bei Instagram von einer „Woche zum Vergessen“.
Neuer gab vor, dass jetzt nach vorne geschaut werden müsse: „Aber man muss das Ganze schon analysieren“. Er könne sich „nicht erinnern, dass wir mal drei Spiele hintereinander verloren haben“, sagte der 37-Jährige, der seit fast 13 Jahren in München spielt. 2015 verloren die Bayern unter Pep Guardiola sogar mal sechs Pflichtspiele in Folge. Sie schieden damit im Halbfinale des Pokals und der Champions League aus, als Meister standen sie da aber schon fest.
Den Bayern droht jetzt aber die erste titellose Saison seit zwölf Jahren. Im Pokal sind die Münchner raus, in der Champions League verloren sie das Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom mit 0:1, und in der Liga sind es nun acht Punkte Rückstand auf den noch ungeschlagenen Tabellenführer Bayer Leverkusen. „Ich bin Optimist, aber kein Träumer“, gestand Dreesen: „Das wird jetzt wirklich sehr schwierig.“
Titel sei „jetzt gerade nicht so realistisch“
Goretzka antwortete auf die Frage, ob noch Hoffnung auf den zwölften Meistertitel in Folge bestehe: „Es ist jetzt gerade schwer, das mit Ja zu beantworten. Da muss man keine Träumereien anstellen.“ Auch Tuchel meinte, der Titel sei „jetzt gerade nicht so realistisch. Aber letzte Saison haben wir bis zum Schluss daran geglaubt und sind belohnt worden“.
Dayot Upamecano, der im zweiten Spiel hintereinander vom Platz flog und dadurch jeweils den entscheidenden Elfmeter verursachte. Oder an Joshua Kimmich, der sich nach seiner völlig nachvollziehbaren Auswechslung dermaßen ärgerte, dass er laut „Bild“-Zeitung beim Gang in die Kabine mit Co-Trainer Zsolt Löw aneinandergeriet.
All dies erklärt Tuchels Analyse, wieso es eine „Kunst“ sei, positiv zu bleiben. Und das macht aktuell wenig Hoffnung. Ihm und dem FC Bayern.