Eine sogenannte Superzelle fegt mit Orkanböen, Starkregen und golfballgroßen Hagelkörnern über Norditalien und den Gardasee hinweg. Der gewaltige Gewitterkomplex hinterlässt eine Schneise der Verwüstung.
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In der Nacht zum Dienstag (25. Juli) kam zu starken Sturmböen sowie schweren Hagelschauern und Regenfällen. Fotos der Vigili del Fuoco (auf deutsch: Feuerwächter) wie die Feuerwehr in Italien heißt, aus Cedegolo, Brescia und Mailand zeigen umgestürzte Bäume, die Straßen blockierten oder auf Autos lagen, beschädigte Häuser und auf dem Boden zerstreute Dachziegel.
Eine 16-Jährige stirbt, nachdem sie in einem Pfadfinderlager in Cedegolo in der Provinz Brescia von einem umfallenden Baum getroffen wurde, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet.
Der Regen sei zwar in Mailand kurz, aber sehr intensiv gewesen, meldet Ansa weiter. Der starke Wind sowie Hagelkörner teils so groß wie Tennisbälle kamen erschwerend hinzu.
„Es fühlt sich an wie das Ende der Welt“, ist in den sozialen Medien zu lesen. Fotos von zentralen Straßen der Metropole zeigen am Mittwoch (26. Juli) die Verwüstungen.
In der Ortschaft Brugnera in der Region Friaul-Julisch Venetien fand ein Mann ein Hagelkorn mit einem Durchmesser von 19 Zentimetern, das so groß wie seine eigene Hand war.
Auch in Azzano Decimo südwestlich von Udine wurde eine regelrechte Eisbombe von rund 19 Zentimeter Durchmesser gefunden. Damit handelt es sich beiden beiden „Exponaten“ um die größten Hagelkörner, die jemals in Europa registriert wurden.
Rund um den bei Deutschen beliebten Gardasee ging ein heftiger Hagelsturm nieder. Riesige Hagelkörner zertrümmerten hunderte Autofenster und demolierten Wohnwagen. Ebenso waren erneut Teile der Region Venetien im Norden betroffen.
Auch ein Passagierflugzeug vom Typ 767 der US-Fluggesellschaft Delta Airlines wurde beim Flug durch eines der Hagelunwetter schwer beschädigt und musste notlanden. Die Maschine sollte nach New York fliegen, doch musste kurz nach dem Start in Mailand den Flug abbrechen. Sie wurde nach Rom umgeleitet, wo sie am Montagnachmittag (24. Juli) sicher landete.
Grund für die Zerstörung waren Superzellen – also eine besonders schwere Art von Gewittern. Diese entfalteten sich zu einem gewaltigen Gewitterkomplex, der vom Aostatal mehrere Hundert Kilometer bis nach Istrien zurücklegte.
Bereits am vergangenen Wochenende hatten teils heftige Unwetter Nord- und Mittelitalien heimgesucht und zum Teil erhebliche Schäden angerichtet. Betroffen waren unter anderem die Gegend um Bologna und die Adriaküste, aber auch aus die Provinzen Reggio Emilia, Ferrara und Ravenna.
Eine schier unglaubliche Wetteranomalie und das kurioseste Ereignis des Extremwetters, das den Norden Italiens erst am vergangenen Wochenende heimgesucht hat, sind die Wassermassen und Eisschollen, die nach extremen Hitzetagen von bis 40 Grad durch die Gassen der norditalienischen Kleinstadt Seregno bei Mailand in der Lombardei rauschten.