Waldau: Ja-Stimmen: 53 (59,55 Prozent), Nein-Stimmen: 36 (40,45 Prozent), ungültige Stimmen: keine
Langenstadt: Ja-Stimmen: 58 (49,57 Prozent), Nein-Stimmen: 59 (50,43 Prozent), ungültige Stimmen: keine
Pechgraben: Ja-Stimmen: 52 (52,00 Prozent), Nein-Stimmen: 48 (48,00 Prozent), ungültige Stimmen: keine
Brücklein: Ja-Stimmen: 97 (61,78 Prozent), Nein-Stimmen: 60 (38,22 Prozent), ungültige Stimmen: keine
Altdrossenfeld: Ja-Stimmen: 127 (67,91 Prozent), Nein-Stimmen: 60 (32,09), ungültige Stimmen: keine
Briefwahl: Ja-Stimmen: 199 (60,30 Prozent), Nein-Stimmen: 131 (39,70), ungültige Stimmen: zehn
Interview mit Manfred Miosga, Professor für Stadt- und Regionalentwicklung an der Universität Bayreuth
Warum polarisieren Projekte wie das bei Dreschenau geplante so stark?
Miosga: Weil es um eine Ortserweiterung außerhalb der geschlossenen Bebauung geht. Die Kritik entzündet sich hier an dem Landschaftsverbrauch. Es handelt sich um einen sensiblen Bereich in den Mainauen. Eine Bebebauung würde die Landschaft stark verändern. Das Vorhaben ist auch aus fachlichen Gründen strittig. Denn im Landesentwicklungsplan ist ausdrücklich von einem Anbindungsgebot die Rede, um der Zersiedelung von Landschaften vorzubeugen. Unsere Welt verändert sich dynamisch, darum will man wenigstens, dass im eigenen persönlichen Umfeld alles bleibt, wie es ist. Zugleich ist das Vertrauen in staatliche und politische Institutionen brüchig. Man ist sich nicht mehr sicher, ob diese tatsächlich das Gemeinwohl im Blick haben. Aus einer generellen Skepsis kann Protest werden, der sich dann gegen Windräder, Verkehrsprojekte und eben auch gegen Baugebiete richtet und die Dorfgemeinschaft spaltet.
Wie kann sich eine ländliche Gemeinde entwickeln, ohne zu viele Flächen zu verbrauchen und ohne ihren Charakter zu verlieren?
Miosga: Das ist in der Tat eine spannende Frage. Häufig sind ja Grundstücke vorhanden, die im Ort liegen, aber für die Kinder oder als Altersvorsorge freigehalten werden. Es gibt keine rechtlichen Möglichkeiten, an diese heranzukommen. Wenn Flächenfraß verhindert werden soll, dann helfen nur mühsame Einzelgespräche und geduldige Verhandlungen, um die Grundstückseigentümer zur überzeugen. Hier ist ein professionelles Management nötig. Die Personalkosten dafür sind nicht zu hoch, wenn man sie mit den Kosten für die Erschließung neuer Bauplätze vergleicht. Ich halte es für einen Trugschluss zu meinen, man müsste Familien mindestens ein 1000 Quadratmeter Grundstück anbieten. Biografien funktionieren heutzutage anders, man will trotz Immobilie mobil bleiben. Alles auf eine Zielgruppe zuzuspitzen, ist der falsche Ansatz. Baugebiete, in denen Fertighäuser von der Stange stehen, stiften keine Identität.
Ist das ein Trend, dass Bürger bei der Bauleitplanung ein Wort mitreden wollen?
Misoga: Für mich ist das eine klassische plebiszitäre Entscheidung. Wer den Argumenten der Bürger nicht traut, hat ein Problem mit der Demokratie. Die Bürger sind nicht doof, aber es kann natürlich lästig sein, sie erst überzeugen zu müssen. Das ist auch sinnvoll, denn sie sind der Souverän. Im Grunde müsste eine Gemeinde eher eine Beteiligungsoffensive starten und die Bürger so früh wie möglich miteinbeziehen. Schließlich geht es um die Frage: Wie wollen wir leben? Darüber lässt sich durchaus produktiv diskutieren.
Zum Nachlesen: Die Ereignisse vom Sonntag in unserem Live-Ticker.