Nach 61 Jahren Bayreuther Metzgerei Popp schließt

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Am Samstag ist für die Metzgerei Popp und ihr Team Schluss (von links): Metzgermeister Hans-Peter Popp und seine Mitarbeiterinnen Tanja Garder, Heidi Götschel, Ursula Teufel und Marion Popp. Foto: red Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Und wieder macht eine alteingesessene Metzgerei in Bayreuth zu: Am Samstag, 30. November, schließt Hans-Peter Popp seinen Traditionsbetrieb in der Fröbelstraße, den seine Eltern vor 61 Jahren übernommen hatten.

 
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Vorne im Laden brummt das Mittagsgeschäft, Hans-Peter Popp steht hinten in der Metzgerei am Kutter und füllt Leberkäseteig in Aluformen. Es scheint also alles seinen normalen Gang zu gehen – wenn da nicht dieses handgeschriebene, orangene Schild im Schaufenster wäre, auf dem steht, dass am 30. November das letzte Mal geöffnet sein wird. „Bis Freitag gebe ich noch Gas und mache frische Wurst, am Samstag um 12.30 Uhr ist endgültig Schluss“, bestätigt Hans-Peter Popp.

Schwer krank

Dass die Geschäfte nicht mehr wie früher laufen, das ist auch bei ihm so. „Aber wenn ich gesund wäre, würde ich schon weitermachen“, sagt der 58-Jährige. Doch er ist schwer krank, war deshalb schon mehrmals im Krankenhaus: „Und irgendwann geht’s halt nicht mehr.“ Deshalb sei sein endgültiger Entschluss relativ kurzfristig gefallen.

Einen angestellten Metzger, der es ihm erlauben würde, selber kürzer zu treten, „den kann ich mir nicht leisten“. Bis vor zwei Jahren habe sein Vater noch hier und da geholfen: „Doch der ist jetzt 87 und pflegebedürftig.“ Seine vier Verkaufs-Mitarbeiterinnen, darunter seine Frau, hätten bereits einen neuen Job oder einen solchen zumindest in Aussicht, sagt der Metzgermeister: „Fleischerei-Fachverkäuferinnen, die was können, werden ja gesucht.“

61 Jahre gibt es den Laden bereits, der 1958 als Metzgerei Bauer gegründet, aber noch im selben Jahr von Popps Eltern Hans und Anneliese übernommen wurde. 1976 kam Hans-Peter Popp ins Unternehmen, machte 1984 seinen Meister. Und übernahm mehr und mehr Verantwortung. „Bis 1995 ging es aufwärts, seither wurde es immer schwieriger“, erzählt er.

Konkurrenz durch Discounter und Kostendruck

Weil die Konkurrenz durch Discounter und Supermärkte zunahm. Weil die jungen Leute heute nicht mehr so kochen, wie es früher der Fall war, „und stattdessen abends immer mehr Lieferdienste Essen durch die Straßen fahren“. Weil über die Zeit auch der eine oder andere Lieferauftrag für Mittagessen oder Buffets wegbrach, und weil allgemein der Kostendruck stieg. „Außerdem haben wir hier draußen kaum Laufkundschaft, und die Stammkunden werden halt auch immer weniger“, sagt Hans-Peter Popp, schiebt aber gleich nach: „Wir sind den Kunden, die uns immer die Treue gehalten haben, wirklich dankbar.“

Diesen Stammkunden sei es wichtig gewesen, „dass wir immer Fleisch aus der Region verarbeitet haben, dass immer alles frisch war“. Sein fränkischer Spezialbauch oder der Wiener Braten seien besondere Spezialitäten gewesen. „Ich habe aber auch Weißwürste für Münchner geliefert, weil denen die eigenen nicht geschmeckt haben“, erzählt Hans-Peter Popp.

Noch zwölf Handwerksmetzger in Bayreuth

Damit ist nun Schluss. Allerdings gebe es die Räumlichkeiten ja weiterhin: „Vielleicht findet sich ja noch ein neuer Metzger.“ In der Kürze der Zeit sei jedenfalls kein Nachfolger zu finden gewesen. Zumal die Chancen eher klein sein dürften. „Wir hatten mal 55 Metzger in der Stadt“, sagt der 58-Jährige, heute sei es nur noch ein Bruchteil. Exakt zwölf Handwerksmetzger sind es noch, bestätigt die Handwerkskammer – dann, wenn Hans-Peter Popp am Samstag um 12.30 Uhr den Schlüssel in der Ladentür herumgedreht hat.

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