Museen in Hochsaison geschlossen

Von Katharina Wojczenko
 Foto: red

Das städtische Jean-Paul-Museum und das Franz-Liszt-Museum werden von Besuchern nicht gerade überrannt. Ausgerechnet in der Hochsaison waren beide Häuser dieses Jahr tagelang geschlossen - wegen Personalmangels. "Das war abzusehen", sagt Museumsleiter Sven Friedrich.

 
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Das ist passiert: In den Monaten Juni, Juli und August mussten das Jean-Paul-Museum und das Franz-Liszt-Museum jeweils mehrere Tage schließen. Das hat Kulturreferent Fabian Kern auf Anfrage des stellvertretenden Bürgermeisters Thomas Ebersberger (CSU) bestätigt. Kulturliebhaber, die in den Sommermonaten nach Bayreuth kamen, mussten Glück haben, belegt Kerns komplizierte Aufzählung: Im Juni waren beide Museen gleichzeitig drei Tage lang geschlossen. Von 1. bis 6. Juli war das Franz-Liszt-Museum zu, anschließend die sechs Tage bis zum 13. Juli das Jean-Paul-Museum. Und dann vom 14. bis 19. Juli beide halbtags. Während der Festspielzeit waren beide geöffnet - allerdings mit einer Stunde Mittagspause. Am 24., 29. und 31. August waren sie erneut halbtags geschlossen. "Juli und August sind in der Regel unsere besucherstärksten Monate", sagt Museumsleiter Sven Friedrich auf Kurier-Nachfrage.

Das sind die Gründe für die Schließungen: Um zu öffnen, fehlte das Personal. Unter anderem waren Kassen- und Aufsichtskräfte krank, sagt Kern. Eine Halbtagsstelle im Franz-Liszt-Museum ist unbesetzt. Normalerweise helfen in solchen Fällen die beiden Springer ein, die dem Kunstmuseum zugeordnet sind. Doch dann wurde auch von ihnen einer krank. Und die Vertretungskräfte mit den 450-Euro-Jobs hatten ihr Stunden-Kontingent bis zu den Sommermonaten längst ausgeschöpft. Im September waren zwar alle gesund - aber an neun Tagen war das Museum halbtags geschlossen, weil Mitarbeiter Urlaubsansprüche abgelten mussten.

Das ist die Besonderheit der beiden Museen: Sie sind so klein, dass ein Mitarbeiter für den Betrieb reicht, da er Kassier und Aufsicht in Personalunion ist. Das bedeutet: Fällt er oder sie kurzfristig aus und findet sich kein Ersatz im Mitarbeiterpool, muss das Museum geschlossen bleiben.

Muss die Stadt mehr Personal einstellen? Nein, sagt Museumsleiter Sven Friedrich. Dieses Jahr seien die Personalausfälle "außergewöhnlich zahlreich und langfristig" gewesen. Das habe schon im Frühjahr begonnen. Es habe sich daher abgezeichnet, dass es im Sommer mit den Vertretungsstunden eng werden könnte.

"Der Personalverwaltung können keine Versäumnisse unterstellt werden"

"Unter normalen Umständen ist der Stellenplan zwar knapp, aber ausreichend", sagt Friedrich. "Der Personalverwaltung können daher keine Versäumnisse unterstellt werden." In Zeiten, in denen die Stadt wegen der Stellenstreichungen bei BAT mit Millioneneinbußen rechnen muss, könne man von ihr nicht verlangen, für solche Extremsituationen auf Vorrat Personal vorzuhalten, betont Friedrich.

So reagierten die Besucher: "Ein, zwei Mal habe ich mitbekommen, dass sich jemand beschwert hat", sagt Friedrich. "Zu Recht. Die Besucher waren extra angereist." Sie standen dann vor verschlossener Tür, an der lediglich ein Hinweis hing. Nicht nur der stellvertretende Bürgermeister Ebersberger bekam offensichtlich nichts davon mit. Es gab weder eine Pressemitteilung, um die Öffentlichkeit zu informieren, noch einen Hinweis auf der Internetseite der Museen.

Er sei nicht dazu befugt, das zu tun, sagt Friedrich. "Ich habe am 30. Juni beim Kulturreferat eine Pressemitteilung angeregt." Nur Kulturreferent Fabian Kern dürfe Pressemitteilungen und Hinweise auf der Internetseite veranlassen. "Wir haben keine entsprechende Weisung erhalten und konnten demnach auch nicht tätig werden."Kern war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

So viel Personal haben Besucher-Lieblinge: Das Jean-Paul-Museum und das Franz-Liszt-Museum sind keine Publikumsmagneten. "Manchmal vergehen Tage ohne Besucher", sagt Friedrich. Die Besucherzahlen schnellten nur in zwei Jahren in die Höhe: 2013, als wegen des Jean-Paul-Jahres im Museum freier Eintritt war, und 2011 nebenan wegen des Liszt-Jahres. Zum Vergleich: Im Urwelt-Museum mit jährlich rund 20.000 Besuchern sind im Schnitt drei Aufsichtskräfte gleichzeitig im Einsatz, sagt Leiter Joachim Rabold. Bei viel Andrang sind es bis zu sieben. In der Eröffnungswoche mit dem Allosaurus-Baby kamen 4000 - so viel im ganzen Jahr 2015 ins Franz-Liszt-Museum. Maisel's Bier-Erlebniswelt besuchen etwa 16.000 Menschen im Jahr, sagt Harald Riedl. Die Brauerei setze auf Flexibilität: Gruppenführungen gibt es an 365 Tagen im Jahr, auch spätabends. Je nach Nachfrage sind ein bis 20 Mitarbeiter am Tag im Einsatz. Zum Stamm gehören zweieinhalb feste Stellen, ein Azubi und 40 freie Mitarbeiter.

 

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