Multifunktionshalle: Uni und Hoteliers wünschen sich großen Wurf – nicht nur Tagungsräume Stadthalle: Kongresszentrum hätte viele Freunde

Von Katharina Wojczenko
Ein richtiges Kongresszentrum wäre einigen lieber. Foto: Harbach Foto: red

Kultur, Konzerte, Tagungen: Ein strittiger Punkt in der Debatte um die Sanierung der Stadthalle ist die multifunktionale Nutzung. Dabei war diese schon 2013 fester Bestandteil des Gutachtens fürs Raumkonzept. Die CSU hat allerdings nun beantragt, den Tagungsbereich zu streichen. Der Kurier hat nachgefragt: Braucht Bayreuth mehr Konferenzräume? Und welche?

 
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Das sagt die BMTG: Die Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH vermarktet Bayreuth als Veranstaltungs- und Kongressstandort im Allgemeinen und die Stadthalle als Veranstaltungsort im Besonderen. Für Geschäftsführer Manuel Becher steht fest: „Bayreuth könnte ein Kongresszentrum sehr gut gebrauchen.“

Das soll die Stadthalle aber nicht werden. Auch keine Konkurrenz zu den Kongressmöglichkeiten der Hotels, betont Becher. Was in Bayreuth kein Hotel bieten könne, seien hingegen sogenannte Fallout-Rooms, also Arbeitsräume, „bei Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern“. „Diese Lücke soll die Stadthalle füllen“ – und für ein Zusatzgeschäft sorgen, da diese Teilnehmer in den Hotels übernachten werden.

Tagungsräume gibt es viele

Das sagen Hoteliers: „Wir haben in Bayreuth relativ viele Tagungsräume“, sagt Achim Porsch, Hoteldirektor des Hotels Rheingold. Die Nachfrage sei groß. In den Tagungsräumen seines Hotels sei maximal Platz für 600 Leute – bei Kino-Bestuhlung, die aber bei Tagungen selten ist. Sitzen die Teilnehmer wie in der Schule mit Tischen vor den Stuhlreihen, sind es noch 280, in U-Form 195. „Prinzipiell müssen wir schauen, dass wir Kongresse nach Bayreuth bekommen, da profitieren wir Hoteliers von den Übernachtungen.“

Auch sein Kollege Marc Jungk vom Hotel Arvena spricht sich für eine Kongresshalle aus: Er sieht den Bedarf an Tagungsräumen „mit dem, was Bayreuth hat, grundsätzlich gedeckt“. Doch es wäre gut, wenn die die Stadt Veranstaltungen „ab 1000 Personen“ anziehen würde. Dafür bräuchte man eine Kongresshalle, sagt er.

Mehrfachnutzung ist problematisch

Das sagt die Erfahrung aus Bamberg: In Horst Feulners Brust schlagen zwei Herzen: das des Bayreuthers und das des Geschäftsführers der Bamberg Congress + Event GmbH. In dieser Doppelfunktion will sich Feulner „keinesfalls als Oberlehrer hinstellen“, auch, weil er die Zahlen hinter den Plänen nicht kennt. Ein paar grundsätzliche Dinge kann er jedoch aus seiner Praxis erzählen.

Wichtig sei, dass „am liebsten direkt neben dem Veranstaltungsort“ ein Hotel sei. Denn wenn der Tagungsbesucher sich zurückziehen will oder etwas auf dem Zimmer vergessen hat, zähle jeder Schritt. Von einer Mehrfachnutzung rät er ab: „Kulturelle Veranstaltungen und Kongressveranstaltungen stehen sich im Wege“, ist seine Erfahrung.

Ein Beispiel aus der Praxis: Für eine Tagung wird am Montag aufgebaut, Dienstag und Mittwoch soll sie stattfinden. Aber am Dienstagabend ist ein kleines Konzert gebucht. „Da haben wir für eine Veranstaltung mit einem Umsatz von 2000 Euro auf einen sechsstelligen Umsatz verzichten müssen.“ Das Problem: „Wenn man nur Kultur macht, wird sich das Betriebsdefizit erhöhen.“

Ein bisschen Tagungsräume? Lieber ein richtiges Kongresszentrum, sagt die Uni

Das sagt die Uni: Kanzler Markus Zanner bleibt bei dem, was die Uni zu dem Thema seit Jahren sagt: „Wir brauchen keine Stadthalle mit ein bisschen Tagungsräumen, sondern ein richtiges Kongresszentrum.“ Und: „Wir wünschen uns eine für den Kulturbetrieb optimal sanierte Stadthalle.“ Dass schon eine halbe Million Euro für die Planung ausgegeben sei, sei bitter. Aber sehenden Auges die Chance vergeben, sei falsch. „Ich finde es schade, dass wir die Diskussion Stadthalle gegen Kongresszentrum führen“, sagt Zanner.

Das Problem sei: „Kleinere Veranstaltungen können wir auch jetzt schon machen.“ Aber für Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern gebe es keinen Raum mit Seminarräumen und Hotel in der Nähe. So musste die Uni 2014 für den Polymerkongress mit 700 Experten aus Industrie und Wissenschaft nach Nürnberg ausweichen, dabei war ein Bayreuther Professor federführend.

HINTERGRUND: Diese Tagungsmöglichkeiten sieht der Siegerentwurf des Wettbewerbs in der Stadthalle vor:
Eröffnungsveranstaltungen sollen im Großen Haus beziehungsweise bis etwa 300 Teilnehmer im Balkonsaal stattfinden. Danach verteilen sich die Teilnehmer auf die acht Tagungsräume, die im entkernten Kleinen Haus entstehen sollen. Außerdem sollen insgesamt etwa 1200 Quadratmeter im neuen Wintergarten als Foyer- und Ausstellungsfläche dienen. Für wie viele Teilnehmer die Tagungen sein könnten, lässt sich nicht genau sagen. Der Entwurf sieht – je nach Anordnung der Stühle -– für das Plenum im Großen Haus 600 beziehungsweise 340 Plätze vor. Dazu kommen 365 beziehungsweise 280 im Balkonsaal. Die acht Räume für die Arbeitsgruppen bieten weniger Platz: Sie sind jeweils auf maximal 30 Personen ausgelegt, schätzt Stefan Bouillon vom Hochbauamt.

Warum die Grünen an der Multifunktionshalle festhalten wollen, lesen Sie hier.

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