Münchner Alt-OB Kronawitter gestorben

Archivfoto: dpa Foto: red

Er wurde der „rote Schorsch“ genannt: Georg Kronawitter war von 1972 bis 1978 und von 1984 bis 1993 Münchner Oberbürgermeister. Der SPD-Politiker galt als ein mit allen Wassern gewaschener Taktiker - und war sehr populär. Am Donnerstagabend nun ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.

 
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„Er hat sich vor allem als 'Anwalt der kleinen Leute', als 'Robin Hood der Finanzpolitik' oder als 'Volksoberbürgermeister' einen Namen gemacht“, schrieb OB Dieter Reiter in einem Beileidsschreiben an Kronawitters Ehefrau.

Kronawitter wurde 1928 im Landkreis Pfaffenhofen geboren. Der Bauernsohn war nach dem Studium als Lehrer tätig, ehe er 1966 für die SPD in den Landtag einzog - und dort Agrarexperte wurde. 1972 gewann er als Nachfolger von Hans-Jochen Vogel erstmals die OB-Wahl in München. Im Streit mit dem linken Flügel der SPD scheiterte Kronawitter 1976 bei der Nominierung für eine zweite Amtsperiode. Doch 1984 gelang ihm ein Comeback, er löste CSU-OB Erich Kiesl ab. „Dass ich den Posten für die SPD zurückholen konnte, hat mich in meinem politischen Leben am meisten gefreut“, sagte er einmal rückblickend.

1993 sorgte Kronawitter für eine Überraschung, als er kurzfristig seinen Rücktritt ankündigte, obwohl die Amtszeit noch drei Jahre lief. Als Nachfolger schlug er Christian Ude vor. „Damals war ich 65 und insgesamt 15 Jahre im Amt. Ich hab' gesagt: Jetzt langt's.“ Für eine Legislaturperiode zog Kronawitter nochmals in den Landtag ein, 1998 ging er endgültig in den Ruhestand - blieb aber dennoch für viele weitere Jahre politisch aktiv.

Zeitlebens hat sich der „rote Schorsch“ als Anwalt des „kleinen Mannes“ verstanden. Unverzagt wetterte er gegen die Großkopferten und - wenn es sein musste - ebenso gegen die eigenen Parteifreunde. So sagte er kurz vor seinem 80. Geburtstag in einem Interview: „Die SPD kann nur gewinnen, wenn sie der Bevölkerung klar macht, dass wir zwar den Kleinen nicht alles ersparen können, aber auch die Großen drannehmen.“

dpa

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