Muddi kocht, Walter kocht, Angelina kocht - Und es gibt sechs Sterne Tag 6 im „Dschungelcamp“: Die Wiederentdeckung der Mütter

Von Kerstin Fritzsche
 Foto: red

Die Islamisierung des abendländischen Essens schreitet auch im Dschungel voran. An Tag 6 im „Dschungelcamp“ verweigern sich da manche. Bei anderen liegt es daran, dass Muddi kocht. Wieder andere finden es toll, dass Muddi kocht. Und andere kochen, weil sie keine Süßigkeiten kriegen, weder von Muddi, noch von sonst jemandem. Wird Mutter Beimer einschreiten? Oder die Mutter der Nation?

 
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„Weißt du, sie bringt mir einen Döner mit, und ich so, äh, der ist mit Hähnchen, ich wollte doch anderes Fleisch…! Wie bescheuert das von mir ist!“ Nein, die Islamisierung des Dschungels hat nicht eingesetzt und Bohnen und Reis ersetzt. „Tische“ hat eine Erkenntnis. Obwohl man es bei ihr, die einen Waffenschein fürs Reden bräuchte, kaum für möglich hält: „Tische“ kann auch mal die Klappe halten und in sich kehren. Im Grünen, so im Regen, zwischen den Dschungel-Prüfungen, hat sie viel Zeit zum Nachdenken. Und da wird man auch schon mal sentimental. Da fällt einem auf, was sonst so normal ist und jetzt vermissenswert. Zum Beispiel, dass Mama Tischewitsch dem Kind sonst Döner bringt. Und das Kind stellt nun reuevoll fest, dass dabei ihre einzige Reaktion ist, dass da das falsche Fleisch drin ist (fast wie im „Dschungelcamp“). Und sie nicht mal danke gesagt hat. Und überhaupt, um was die Mutti sich alles sonst kümmert! Buhu!

Das ist wirklich zum Heulen. Vor allem, wenn die Mutti jetzt gerade keinen Döner vorbeibringen kann, noch nicht mal einen mit Hähnchen. Ebenfalls Probleme mit kulinarischem Verlust hat Angelina. Sie vermisst Süßigkeiten. Jörn verständnisvoll: „Ist doch super! Geil, dass man hier Verzicht lernen kann!“ Das bringt die arme Angie fast zum Heulen. Wo sie doch schon seit drei Tagen im Camp hungert, weil das Fleisch eklig ist, die Bohnen nicht schmecken, selbst der Reis anders ist als in Deutschland (klar, weil er aus Vietnam kommt, statt aus China und dann völlig anders schmeckt, das machen die doch mit Absicht bei RTL!). Am besten schmeckt’s halt immer bei Muddern.

Angelina droht mit Gehen. „Wenn’s jetzt keine Schokolade gibt, gehe ich! Ehrlich jetzt, wir brauchen alle was Süßes. Ich brauch Elektrolyte!“ Elektrolyte? Wahnsinn, was heutzutage alles in Schokolade drin ist. Diese Nahrungsmittelindustrie wird auch immer verrückter. Wahrscheinlich enthält australische Schokolade aber gar keine Elektrolyte. Sondern Antibiotika, die sonst in Döner-Hähnchenfleisch sind. Oder im vietnamesischen Reis. Ein weiterer Grund, das TTIP-Abkommen mit den USA zu boykottieren. Aber das führt jetzt zu weit, denn Angelinas Anliegen ist nicht politisch. Naja, höchstens politisch in eigener Sache.

Denn nicht nur droht sie mit Verlassen des Camps, sie praktikziert auch Gesprächsverweigerung gegenüber RTL, sobald die was wissen wollen zum Vergleich mit der Sara. Manno! Dabei war das doch angekündigt, der Zicken-Krieg! Komm schon, Angie! Nope. Kein Kommentar. Obwohl es ihr dann doch wichtig ist, zu sagen, dass sie bekannter ist als die Sara. Sie hat auch eine große Facebook-Fangemeinde. Und die hat sie sich ganz alleine aufgebaut. Halb so viel wie der Özil. Der Fußballer. Und der ist ja immerhin Nationalspieler, ne! Ja, man hat’s schon schwer im Dschungel. Achtziger-Jahre-Schnorres-Freund oder die Möpse könnten jetzt bestimmt trösten. Oder Muddi.

Mutterschaft bleibt nach der Dschungel-Prüfung am laufenden Band mit Bundespräsident Walter und seiner diplomatischen Gesandten Tanja das bestimmende Thema. Beziehungsweise das Fehlen dieser. Der Mann Aurelio hat nämlich plötzlich seine sehr sentimentalen fünf Minuten im Gespräch mit Sara, in denen er bedauert, dass er noch nicht Vater werden kann, weil er, als seine Verlobte das alles wollte, Heirat, Kinder und den ganzen Scheiß, ihr das verweigert hat. Und das war vielleicht der Fehler seines Lebens, weil er ausflippen würde, wenn er so ein Baby jetzt in seiner Hand hätte (Stimmt, das passt allein in seine Pranke. Oder kann schaukeln auf dem muskulösen Oberarm, so über dem Tattoo mit dem blutenden Blatt, auch so was Sentimentales.)

Gespannt rücken wir noch näher an den Fernseher heran. Nein, Der Mann Aurelio bleibt stark und heult nicht. Sara heult aber fast vor Rührung. „Ich kann mir nichts Sexigeres vorstellen als sensible Männer!“ Wir auch nicht. Obwohl: noch sexiger sind sensible Männer, die kochen. Selbstständig. Ohne Muddi. Und sagt Aurelio mit 43 Babies voraus. Oder waren’s 43 Babies?

Apropos Muddi kocht am besten: Durchgewechselt wird beim Kochen im Camp nicht. Denn Benjamin (ach, da ist er ja wieder!) findet, Maren kocht am leckersten, also soll sie wieder ran an die Töpfe. Er würde sogar mithelfen (anständige junge Männer von heute, aber naja, gibt ja auch keinen Döner). Das passt Walter nicht. Er will nicht, dass Maren kocht, weil die ein überhöhtes Geltungsbedürfnis habe. Haben andere ja Gott sei Dank nicht. Aber selbst zu kochen, darauf hat er auch keinen Bock.

Das ist schlimmeres Kindertheater als auf der chaotischsten Jugendfreizeit. Wo sind denn die Teamer, die da mal mit dem größten Kochlöffel ein paar auf die Löffel….? Rebecca, die da eigentlich rasch mal bei Mutter Beimer nachfragen könnte, was man in so einem Fall am besten macht, ist seltsam still geworden. Waren das doch Spinnen auf dem Kopf, die irgendwie am Hirn gesaugt und alle Kraft aus der kämpferischen Iffi gezogen haben? Und wann schreitet die Mutter der Nation ein, wenn ein Bundespräsident und zukünftiger Dschungel-König im Urwald hungern muss? Geht doch nicht, sowas!