Mobbing: Linken-Kandidat schmeißt hin

Von Peter Engelbrecht
Stefan Franzke, Die Linke, wirft hin. Foto: red Foto: red

Stefan Franzke hat die Nase voll. Der Direktkandidat der Linkspartei für den Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels für die Bundestagswahl am 24. September 2017 zog seine Kandidatur zurück, trat von allen Parteiämtern zurück. Er fühlt sich von Parteimitgliedern gemobbt. Die Partei zeigt sich "überrascht".

 
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Er akzeptiere nicht, sich aus den eigenen Reihen der Linkspartei als „ewig Gestriger“, „Homophober“ ,„Nazi“, „Rassist“ oder Sonstiges bezeichnen zu lassen, teilte der 48-Jährige mit. Einige dieser Beleidigungen weit unter der Gürtellinie seien von Mitgliedern ausgesprochen worden, die für die Linkspartei zur Bundestagswahl und für parteiinterne Ämter kandidieren beziehungsweise diese bereits bekleiden. Namen nannte Franzke nicht. Streitpunkte waren offenbar die Gebietsreform in Thüringen, die er ablehnt und die „Ehe für alle“.

Die eigene Meinung ist wichtig

„Ich bin ein eigenständig denkender Mensch mit einer eigenen Meinung“, unterstich der Mann aus Rödental im Landkreis Coburg. „Wenn das Vertreten einer Meinung jedoch zur persönlichen Beleidigung führt, zur Verunglimpfung meiner Person und die meiner Familie ist Schluss“, sprach Franzke Klartext. Bisher habe er auch Entscheidungen der Linkspartei mitgetragen, mit denen er aufgrund seiner Erziehung, seiner Wertevorstellung und seines christlichen Glaubens Probleme hatte.

Attacken auf Facebook

Der 48-jährige Eisenbahner und Gewerkschafter befindet sich derzeit im Elternurlaub, kümmert sich in der Familie um die beiden Pflegekinder. Die persönlichen Angriffe gegen ihn seien im sozialen Netzwerk Facebook geführt worden, hätten einen wahren Shitstorm ausgelöst. Er habe den Wahlkampf bereits gestartet, die Unterstützung durch die Partei sei aber dürftig gewesen. Franzke vermutete, dass die Linkspartei keinen Nachfolgekandidaten für den Wahlkreis finden werde. Die Leute vor Ort hätten mit den Angriffen auf seine Person nichts zu tun, betonte er.

Zwei Strömungen in der Partei

Insgesamt sei die Linke in zwei Strömungen „ziemlich zerstritten“. Einerseits gebe es die Linie um Sahra Wagenknecht, die sich für soziale Gerechtigkeit und das Eindämmen von Zeitarbeit einsetze, andererseits existiere eine „Hardcore-Fraktion“ aus Anhängern, die noch immer das DDR-System glorifizierten.

Kreisvorsitzende "überrascht"

„Ich war vom Rücktritt genauso überrascht wie alle anderen auch“, erklärte die Kreisvorsitzende Oberfranken-Ost der Linken, Ulrike Dierkes-Morsey. Nach wie vor sei unklar, ob die Wähler im Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels bei der Bundestagswahl einen Direktkandidaten wählen können. Damit würde den Wählern nur die Zweitstimme bleiben. Die Frist für eine Bundestagskandidatur läuft laut Dierkes-Morsey am 17. Juli um 18 Uhr ab. „Ich rechne aktuell nicht damit, dass wir einen neuen Kandidaten aufstellen. Es ist niemand in Sicht, der antritt“, meinte sie. Von Mobbing sei „nichts bekannt“.

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