Frau Schwenk, die nächsten sichtbaren Häuser sind die des Kernortes. Am Horizont. Sind Sie nicht manchmal ein bisschen einsam?
Seit 16 Jahren lebt Manuela Schwenk in Linhardshaus, einem Weiler am geografischen Mittelpunkt von Emtmannsberg. Sie ist noch auf andere Art mittendrin: Sie ist im Kirchenvorstand und sitzt für die CSU im Emtmannsberger Gemeinderat. Ein Gespräch über die Mitte. Und darüber, ob sie immer das Beste ist.
Frau Schwenk, die nächsten sichtbaren Häuser sind die des Kernortes. Am Horizont. Sind Sie nicht manchmal ein bisschen einsam?
Manuela Schwenk: Überhaupt nicht, im Gegenteil: Ich genieße die Ruhe. Ich kann mich abends mit einem Glas Wein auf die Terrasse setzen, sehe wie die sanierte Kirche leuchtet, und dann geht mir das Herz auf.
Warum ist die Kirche für Sie so wichtig?
Schwenk: Erstens war der Kirchturm einsturzgefährdet. Und zweitens ist das Gotteshaus ein wichtiges Gebäude in einer Gemeinde. Es ist doch schlimm, wenn kein Gottesdienst mehr stattfinden kann, keine Taufe, keine Hochzeit, keine Beerdigung, das ging für mich einfach nicht.
Die Kirche als Mittelpunkt, das sehen nicht alle so. Deshalb wird jetzt das Schloss saniert, Dorfladen und Restaurant sollen ab 2017 zum neuen Treffpunkt werden. Meinen Sie, der Plan geht auf?
Schwenk: Das klappt schon. Positiv denken ist hier die Devise.
Obwohl Emtmannsberg wie kaum eine andere Gemeinde im Landkreis durch eine Rivalität zwischen dem Kernort auf dem Berg und den Außenorten im Tal gekennzeichnet ist?
Schwenk: Für mich gibt es kein Berg und Tal. Ich tue mir natürlich leicht, weil ich zugezogen bin. Aber ich möchte auch kein Berg und Tal, für mich sind alle gleich.
Und doch wird im Gemeinderat manchmal ganz schön polarisiert. Und einige drängen auch gerne mal in den Vordergrund, während Sie zu den eher ruhigen Räten gehören.
Schwenk: So bin ich. Ich bin nicht der Mittelpunkt, und der muss ich auch nicht sein. Es ist gar nicht so wichtig, dass man im Scheinwerferlicht steht, das allgemeine Wirken ist viel wichtiger.
Das allgemeine Wirken?
Schwenk: Ich nehme nochmal die Kirche als Beispiel. Ich habe viel dafür gekämpft, dass sie saniert wird, aber ich denke nicht, dass ich deswegen im Mittelpunkt stehen muss. Man macht einfach. Ich habe ein Ziel, das will ich erreichen, und ich selbst bin total unwichtig. Wenn ich abends hier sitze und sehe, dass ich mein Ziel erreicht habe, ist das ein angenehmes Gefühl.
Im Gemeinderat ist das ja nicht immer einfach. Da wird vom Hundertsten ins Tausendste diskutiert.
Schwenk: Klar würde ich manches vielleicht kürzer halten, aber es sitzen ja viele Leute im Gemeinderat, und jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern. Viel schwieriger sind Entscheidungen, die von unserer Regierung diktiert sind.
Zum Beispiel?
Schwenk: Die Straßenausbaubeitragssatzung. Da hätte das Herz anders entschieden als der Kopf.
Ärgert Sie das?
Schwenk: Ärgern nicht, ich kann es ja sowieso nicht ändern. Aber bei gewissen Entscheidungen brauche ich lange und wäge für mich ab, was es für die Gemeinde bedeutet. Plus und Minus gegenüberstellen, das mache ich auch im Privaten. Und dann frage ich mich: Kann ich das später vertreten?
Wo liegt denn Ihre private Mitte?
Schwenk: Natürlich in meiner Familie. Und eigentlich auch in meinem Freundeskreis. Es gibt zwei Hände voll wichtiger Menschen, die tun mir gut. Da kann ich einfach mal runterfahren und neue Kraft schöpfen. Und dann auch wieder neu durchstarten. Ich bin jetzt 44, auch wenn man die Lebenszeit betrachtet, befinde ich mich gerade in der Mitte.
Auf einer Fläche von 22,3 Quadratkilometern leben 1065 Einwohner. Sie verteilen sich auf 21 Ortsteile, davon acht mit mehr als zehn Anwesen. Der höchste Punkt liegt auf 525 Metern Höhe, der niedrigste auf 369 Metern.
Die Kurier-Serie „Mittendrin“ geht nächste Woche mit Bad Berneck weiter – und mit einer Geschichte darüber, wie aus einem Partygänger ein begeisterter Pferdedecken-Produzent wurde.