Mit der klirrenden Kälte leben

Von Renate Allwicher
Matthias Krause von den Stadtwerken Bayreuth muss sich bei diesen Temperaturen keine Sorgen um die Leitungen unter der Straße machen. Foto: Stadtwerke/Jan Koch Foto: red

Es ist kalt, und es wird noch eine Weile kalt bleiben. Wer nicht die Magen- und Darmtätigkeit einer Kuh hat, muss sich warm anziehen. Auch das ein oder andere Haustier braucht besondere Zuwendung. Und mit ein paar kleinen Tricks lassen sich Kälteschäden an Autos und Häusern vermeiden. Experten geben wichtige Tipps.

 
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Das Leitungsnetz liegt unter der Frostschicht

„Unsere Leitungen liegen in der Regel mit 1,50 Meter Deckung im Erdreich“, sagt Matthias Krause, Rohrnetzmeister Gas und Wasser bei den Bayreuther Stadtwerken. So tief reiche der Frost nicht, das Wasser selbst wird nicht einfrieren. Wenn es aber über längere Zeit – eineinhalb bis zwei Wochen – richtig kalt ist, dringe der Frost gut einen Meter in die Erde. Dadurch bilden sich Spannungen, sagt der Experte. „Und wenn diese Spannungen bei Tauwetter wieder rausgehen, kann es wegen der Erdbewegungen zu Problemen kommen“, erklärt Krause.

Wenn jetzt, bei gefrorenem Boden allerdings ein Standardrohrschaden auftreten würde, zum Beispiel wegen eines rostigen Rohres, würde das Wasser nicht dort austreten, wo das Rohr defekt ist. „Das Wasser sucht sich dann einen Weg und findet immer einen“, sagt Krause. Die Folge sei meist ein großflächiger Wasseraustritt – was für Laien spektakulär aussehen kann. Wo das Wasser hoch kommt, friert es sofort. „Da gilt es dann erst einmal, die Verkehrssicherheit wiederherzustellen“, sagt Krause.

Wo der Rohrschaden ist, finden die Experten trotzdem problemlos heraus. „Ein Rohrschaden macht ein Geräusch, das sich nach links und rechts ausbreitet“, sagt Krause. Mit Mikrofonen könne dieses Geräusch auffangen und die Schallausbreitungsgeschwindigkeit in Längen umgerechnet werden. „Bis auf einen halben Meter wissen wir dann Bescheid“, sagt Krause.

Leitungen im Haus gut beheizen

Eingefrorene Wasserleitungen in Wohnhäusern gebe es heute sehr viel seltener als früher, sagt Stefan Schiller, Anlagenmechaniker im Heizungs- und Sanitärhandwerk. Dafür seien die Häuser heutzutage in den allermeisten Fällen zu gut gedämmt und mit Zentralheizungen ausgestattet. Betroffen seien daher in den meisten Fällen Außenwasserleitungen, die nicht ordentlich abgesperrt und abgelassen wurden. In den Häusern komme dies in der Regel nur noch in unbeheizten Kellern vor oder in schlecht gedämmten Dachgeschossen – was durch das Öffnen der Türen und entsprechendes Heizen vermieden werden könne.

Zum Auftauen der Rohrleitungen haben die Installateure verschiedene Möglichkeiten. Wenn Metall in den Leitungen ist, gebe es die Möglichkeit, elektrisch aufzutauen, das sei wegen des Stromflusses aber manchmal kritisch. Dann kommt der Heißluftfön zum Einsatz, oder es werden Heizer aufgestellt. Kritisch sind vor allem Folgeschäden – wenn nach dem Auftauen der Keller voller Wasser läuft oder Wasserflecken auftreten. Es lohne sich daher durchaus, bei extremer Kälte sonst unbeheizte Räume mit zu beheizen oder an bekannte kritische Wandbereiche über Nacht eine Wärmequelle zu stellen.

Auch die meisten Wasserzähler in Ein- und Mehrfamilienhäusern befinden sich im Keller. Daher raten auch die Stadtwerke Bayreuth, dort nach Möglichkeit angemessen zu heizen. „Vor allem sollte darauf geachtet werden, dass alle Außentüren, Kellerfenster und Schachtabdeckungen geschlossen sind“, erklärt Klaus Markolf, zuständig für den Bereich Wasser bei den Stadtwerken Bayreuth. „Ist keine Heizung vorhanden, so sollten Zähler und Leitungen isoliert werden.“

Darüber hinaus könnten Eigenheimbesitzer einen elektrischen Frostwächter installieren. Die kleinen elektrischen Heizgeräte schalten sich automatisch immer dann ein, wenn die Temperatur im Raum einen gewissen Punkt unterschreitet. „Nicht benötigte Leitungen, wie zum Beispiel Gartenleitungen oder Leitungen im Hof, Ställen, Garagen oder Dachbodenräumen, sollten frühzeitig von innen abgesperrt und entleert werden“, sagt Markolf. Dabei sollte das äußere Entsperrungsventil, das im Freien liegt, ständig geöffnet bleiben.

Autos in Bewegung halten

„Kälteempfindlichstes Teil im Auto ist und bleibt die Batterie“, sagt Kraftfahrzeugmeister Josef Nölkel. Zurzeit habe er deswegen aber nicht mehr zu tun als sonst – Batterien, die zu schwach waren, seien schon während der Kältephase vor zwei Wochen kaputtgegangen, berichtet Nölkel. „Die Leute fahren einfach zu kurze Strecken, und die Autos haben viel Elektronik – da kann sich die Batterie nicht ausreichend aufladen.“ Sein Tipp daher: sich im Winter ab und zu die Mühe machen, die Batterie an ein Ladegerät anzuschließen.

Das zweite Problem tritt nur bei Dieselfahrzeugen auf: Bei großer Kälte gibt es im Dieselkraftsoff Paraffinabscheidungen, der Diesel sulzt, und kann den Dieselfilter nicht mehr flüssig passieren. „Dann hilft nur Filterwechseln“, sagt Nölkel. Aufpassen müssen vor allem die Nutzer von Dieselfahrzeugen, die wenig fahren und unter Umständen noch Sommerdiesel im Tank haben. „Die sollten sich dringend einen Zusatz in den Tank schütten, der die Ausbildung der Paraffine verhindert“, sagt Nölkel.

Der aktuell erhältliche Winterdiesel soll bis zu Temperaturen bis -22 Grad Celsius flüssig bleiben. „Aber wenn beim Fahren die Kraftstoffleitungen durch den Fahrtwind abgekühlt werden, kann das auch schon bei gemessenen Temperaturen von -10 Grad passieren“, sagt Nölkel. Bei älteren Autos – in neuern Dieselmodellen werde häufig der Kraftstoff aufgeheizt.

Tiere halten klirrende Kälte meist aus

Hunde halten die Kälte meist problemlos aus, solange sie in Bewegung bleiben, sagt die Neudrossenfelder Tierärztin Dr. Heidemarie Nitsch. Dies sei aber immer auch abhängig vom einzelnen Tier. Während sich ein Australian Sheperd mit seinem dicken Fell über die Kälte geradezu freue, gebe es auch Hunde mit dünnem Unterfell oder extrem kurzhaarige Hunde, bei denen sei ein schützender Pullover sinnvoll.

Der ausgestreute Split mache den Hunden in der Regel nichts aus. Wenn der Spaziergang allerdings über stark gesalzene Wege führt, lohne es sich, die Pfoten eines Hundes anschließend mit warmem Wasser auszuwaschen, sonst kann es zwischen den Zehen jucken und brennen. Nur bei Hunden mit sehr rissigen Ballen sollten diese mit Melkfett gepflegt werden. Das müsse aber nicht jeder machen.

„Katzen sitzen bei diesen Temperaturen ohnehin meist vor dem Ofen und lassen es sich gut gehen“, sagt Nitsch. Kaninchen, die ganzjährig draußen sind, machen die aktuellen Minustemperaturen in der Regel nichts aus. „Nachts brauchen sie aber einen möglichst frostfreien und trockenen Stall“, erklärt die Tierärztin. Als Hilfsmittel empfiehlt sie Dämmmaterial wie Styropor und vor allem eine dicke Lage Stroh. „Auch Meerschweinchen sind gar nicht so kälteempfindlich“, sagt Nitsch, bei Temperaturen unter -15 Grad sollten sie aber nicht ganztägig draußen bleiben.

Enten sind gegenüber Kälte komplett unempfindlich, Hühner allerdings könnten nachts erfrieren – es gilt also die Hühnerschar beim Stallzusperren gut durchzuzählen. Im Pferde- und Kuhstall komme es durch die Abwärme der Tiere nicht zu Minusgraden, erklärt Nitsch: „Eine Kuh, die friert, das gibt es gar nicht.“ Das rühre von der intensiven Magen- und Darmtätigkeit der Tiere. Für Pferde und Kälbchen sei allerdings eine dicke Strohschicht als Lagerplatz wichtig. „Schweine hingegen sind sehr kälteempfindlich“, sagt Nitsch: „Die würden sich draußen alles abfrieren.“

Menschen müssen sich warm anziehen

Kälte könne unter Umständen zu gesundheitlichen Problemen bei Menschen mit Vorerkrankungen oder unzureichend vor Kälte geschützten Personen führen, erklärt Dr. Klaus von Stetten, Geschäftsbereichsleiter Gesundheitswesen am Landratsamt Bayreuth. Bei den Vorerkrankungen spielen nach seiner Aussage besonders die chronischen Erkrankungen der Atemwege eine Rolle. Die Kälte macht also Menschen mit Asthma oder chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen zu schaffen.

Wichtig sei es, sich warm anzuziehen und möglichst alle frei liegenden Hautstellen zu bedecken: „Zum Schutz gehört eine Wärmeschutz gebende Kleidung, sinnvollerweise mehrere Schichten, richtiges Schuhwerk, Handschuhe und eine entsprechende Kopfbedeckung, die die Ohren einschließt“, sagt von Stetten. Sonst könne es zu Erfrierungen kommen.

Grundsätzlich sei Bewegung, wie zum Beispiel bei einem Spaziergang, gut. Man sollte sich aber nicht längere Zeit in der Kälte aufhalten, vor allem Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen oder akuten Infekten sollten drinnen bleiben. Von Leistungssport im Außenbereich bei Minustemperaturen rät von Stetten ab: „Das würde einen sehr guten Trainingszustand und eine Gewöhnung an die Witterungsbedingungen voraussetzen.“ Wer sich bei Minustemperaturen viel draußen aufhalten muss, sollte warme Getränke trinken. Die Flüssigkeitszufuhr sei hier genauso wichtig, wie bei hohen Temperaturen.

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