Mit dem Schlotfeger unterwegs Traumberuf in luftiger Höhe

Rosi Thiem
Thomas Klinnert an einem seinet Lieblingsorte: An einem Kamin hoch über Pegnitz’ Dächern.Immer dabei: Die Kehrleine mit Gewicht. Foto:  

Hoch hinaus: Kaminkehrer Thomas Klinners Arbeitsplatz hoch über den Dächern von Pegnitz

 
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Pegnitz - Schwindelfrei und keine Höhenangst. Für einen Schlotfeger ist dies das A und O. Für Thomas Klinner, dem 38-jährigen Meister im Kaminkehrerhandwerk aus Schnabelwaid ist klar: „Ich kann nicht erwarten, dass die Hausbesitzer jedes Mal ein Gerüst aufstellen, wenn ich zum Kehren komme. Wenn keine Tritte am Dach vorhanden sind, dann ginge noch eine Hebebühne.“

Flink stellt er eine Leiter an die Hauswand und klettert die drei Meter hoch zum Dach. Hier beginnen die Trittstufen hoch hinaus zum Kamin. „Ich schau mir das schon an, bevor ich hoch gehe. Die Erfahrung macht natürlich sicherer. Hier gilt: Immer Kopf einschalten“, sagt der junge Familienvater lachend. Die Unfallverhütungsvorschriften sind im wichtig. War es schon mal brenzlig? „Ja, in den 23 Jahren meiner Berufstätigkeit sind mir zweimal die Leitern weggerutscht. So schnell konnte ich gar nicht schauen“, bemerkt er. „Einmal kam Wind auf, als ich auf dem Dach war und die Leiter rutschte weg. Hier konnte ich mich zum Glück an der Dachrinne festhalten. Nach unten waren es hier dann nur noch zwei Meter “, ist er im Nachhinein erleichtert. Zweimal ist er in dieser Zeit auch von Hunden gebissen worden.

Eis und Schnee sind am gefährlichsten

Eis und Schnee sind am gefährlichsten. „Im Sommer kommt es hin und wieder vor, dass ein Bienen- oder Vogelnest im Kamin zu finden ist“, verrät Thomas Klinner. Dann komme er gerne ein zweites Mal, wenn die Tiere ihr Domizil verlassen haben und es im zeitlichen Rahmen ist. Klinner, der halb Pegnitz kehrt, aber auch 19 Ortschaften wie Troschenreuth, Körbeldorf oder Buchau, hatte bei seiner Berufsfindung zunächst ganz andere Pläne. „Ich hatte schon eine Ausbildungsstelle als Werkzeugmechaniker fest in Aussicht. Der Zufall bescherte mir ein Praktikum beim Kaminkehrer“, erinnert er sich. Sein Ausbilder und ehemaliger Chef Rudi Schwindl habe ihm alles gezeigt, was den Beruf ausmache. „Ich wollte flexibel sein, acht Stunden an einer Maschine lag mir nicht. Der Kundenkontakt ist mir auch sehr wichtig.“

Nun ist er sein eigener Chef mit eigenem Kundenstamm. In seinem selbständigen Beruf geht er voll auf. „Die Beratung macht einen sehr großen Teil meiner Arbeit aus“, betont der Schornsteinfeger. „Durch die Energiepolitik, die ständige Änderungen bringt, sind viele Leute verunsichert. Viele Hausbesitzer sprechen mich dann an und stellen Fragen.“ Beraten werde dann zur Hauptsache und das Kaminreinigen geschehe eher nebeher. Kilner ist zuständig für Öl, Gas und Holz – nur bei Strom ist er außen vor. Pellets, Photovoltaik und Solar seien Themen der Zukunft. „Natürlich muss ich mich da selbst auf dem Laufenden halten. Fünf bis sechs Mal im Jahr bin ich auf Schulungen der Innung. Die Kundenberatung wird immer wichtiger. Aber ich mache es ja gerne“, sagt Thomas Klinner überzeugt.

Einige Eigenheimbesitzer wüssten nicht, dass sie sich selbst um einen Kaminkehrer kümmern müssten. „Jeder Kaminkehrer hat ein Gebiet und einen Kundenstamm. Es ist generell möglich, sich auch einen anderen Kaminkehrer zu wählen. Allerdings ist es auch eine Vertrauensbasis, wenn man weiß, wer an die Tür kommt“, bemerkt er. Seine Kunden vertrauten ihm. Besonders schätzten sie seine Zuverlässigkeit. „Dem Kunden zuliebe ziehe ich auch mal Überziehschuhe an, die habe ich immer dabei. Arbeitssicherheit bieten allerdings die Sicherheitsschuhe. Flügel habe ich leider noch nicht“, sagt er grinsend.

Thomas Kinner geht schon mal öfter zu seinen Kunden, wenn niemand zu Hause sei. Reagiere der Kunde allerdings länger nicht, komme ein Hinweis vom Landratsamt. Manchmal gebe es auch eine Tasse Kaffee auf den Dörfern. Für das Kehren, die Beratung, die Feuerschau oder die Heizung messen nimmt er sich gerne Zeit. Inzwischen hat er einen Auszubildenden, der ihn überall mitbegleitet.

Zu Coronazeiten wurde der Schornsteinfegerberuf schnell als systemrelevant eingestuft. Die Menschen waren mehr zu Hause – es gab mehr Ruß. Keiner wollte, dass der Kamin brennt. Das Vertrauen zum Schlotfeger ist da und auch das steigende Beratungsaufkommen. Das spürt auch Ehefrau Stefanie. „Es ist ein Beruf, der nicht stehen bleibt. Es muss permanent gelernt werden. Ein toller Beruf mit vielen abwechslungsreichen Möglichkeiten. Schade, dass so selten über ihn kommuniziert wird. Auch für den Nachwuchs müsste mehr Werbung gemacht werden“, fordert sie.

Gibt es Ärger mit der Schmutzwäsche? „Kein Problem“, winkt Stefanie Klinner ab, die voll hinter dem Kaminkehrerunternehmen steht. „Es gibt separate Büro- und Wirtschaftsräume mit Dusche. Und für die Hände reicht heißes Wasser mit einer gescheiten Bürste“, ergänzt Thomas Klinner.

Ausmalhefte mit kleinen Schlotfegerchen liegen auf dem Tisch. „Die verteile ich an die Kinder bei meinen Hausbesuchen“, verrät der Schornsteinfegermeister. Der Schlotfeger als Glücksbringer – woher kommt dieser Brauch? „Da gibt es verschiedene Erklärungen. Früher gab es mehr Aberglaube. Bei den Feuerstätten aus Holz brannte öfter der Kamin, der nicht gefegt wurde. Als dann der Schornsteinfeger kam, sahen die Menschen, dass es ein Glücksfall war, wenn dieser kehrte und es nicht zu einem Brand kam. So wurde er zum Glücksbringer“, erzählt der 38-Jährige lachend. Auch heute fassten hin und wieder Passanten, meist Urlauber, seine goldenen Knöpfe an und drehten diese zum „Glückbringen.“

Auch das ist ein Grun, warum Kaminkehrer für Thomas Klinner ein Traumberuf in luftiger Höhe ist.

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