Mit dem Erfolgstrainer holte Steiner Bayreuth 1989 den deutschen Titel Les Habegger: Eine Legende wird 90

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Den Basketball hatte Les Habegger in seiner Bayreuther Zeit immer im Griff. So wie hier auf dem Foto aus dem Jahr 1995 ist er vielen Fans in Erinnerung geblieben. Foto: imago Foto: red

Er prägte die erfolgreichste Zeit des Bayreuther Basketballs entscheidend mit. Mit ihm als Trainer holte Steiner Bayreuth 1989 seinen einzigen deutschen Meistertitel, der zudem noch mit dem Double gekrönt wurde: Lester „Les“ Habegger ist eine lebende Legende. Am heutigen Donnerstag feiert der ehemalige Erfolgscoach seinen 90. Geburtstag - und blickt auf ein bewegtes Leben zurück.

 
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Der 90-Jährige lebt in Phoenix (Arizona/USA), aber den Kontakt nach Bayreuth hat er nie abreißen lassen. Vor allem mit seinem Freund Dusan Skof, dem Ex-Inhaber der ehemaligen Holländer Stuben, telefoniert er mindestens einmal im Monat. „Les geht es super“, sagt Skof. „Er ist auch mit 90 noch richtig fit. Er geht oft zum Golfen und hat sich vor einiger Zeit erst ein Fahrrad gekauft, mit dem er regelmäßig unterwegs ist.“

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Habegger telefonisch nur schwer zu erreichen ist. Mehrmals hat der Kurier versucht, ihn in den vergangenen Tagen zu kontaktieren, hat auf den Anrufbeantworter gesprochen – zunächst vergeblich. Bleibt also der Blick auf die lange Trainerkarriere von Lester Habegger.

Vom College in die NBA

Seine ersten Schritte als Coach machte er 1954 als Assistenztrainer am Northwestern College in Saint Paul (Minnesota), bevor er 1956 Cheftrainer der Seattle Pacific University wurde und es 20 Jahre blieb. Dort erarbeitete er sich einen hervorragenden Ruf, so dass er 1976 die Chance erhielt, in die NBA zu wechseln. Als Assistenztrainer unter Headcoach Lenny Wilkens holte er 1979 mit den Seattle Supersonics den Titel in der besten Liga der Welt – Habeggers größter Erfolg.

Ende der 80er war er drei Jahre lang General Manager der Sonics, bevor er nach einem Jahr bei den Milwaukee Bucks 1987 ein Angebot aus Deutschland erhielt. Aus dem Land, das er aus seiner Zeit im Zweiten Weltkrieg kannte – er diente ab 1943 in einer Sanitätseinheit –, aber nicht schätzen gelernt hatte.

Große Erfolge mit Steiner Bayreuth

Er entschied sich dennoch für das Engagement in Bayreuth – und erlebte die „schönste Zeit“ seiner Karriere. Er führte Steiner Bayreuth in die nationale Spitze, gewann zweimal den deutschen Pokal (1988 und 1989) und holte einen Meistertitel (1989). Rückenprobleme setzten Habegger dann während der Saison 1989/90 außer Gefecht, er kehrte in die USA zurück.

Am Ende der Saison stand er zwar wieder an der Bayreuther Seitenlinie, konnte aber nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen. In beiden Wettbewerben war im Halbfinale Endstation. Erneut verabschiedete sich Habegger in Richtung USA – erneut nur vorläufig. Denn es folgten Engagements in Bayreuth als Trainer und sportlicher Direktor – unter anderem coachte er mit seinem ehemaligen Spieler Calvin Oldham. Erst 1995 zog er sich endgültig aus dem Profigeschäft zurück.

Aufnahme in Hall of Fame

Eine späte Würdigung wurde Habegger 2014 zuteil. Er wurde in die Indiana Basketball Hall of Fame – ihr gehört unter anderem auch NBA-Legende Larry Bird an – aufgenommen. Die Ruhmeshalle ehrt Sportler, die sich um den Basketball in Indiana (High School, College, Profisport) verdient gemacht haben. Als Grund für die Aufnahme wurden auch Habeggers Erfolge in Bayreuth genannt – er griff sofort zum Telefon und wollte sein Glück teilen. Zeitverschiebung? Egal! „Mitten in der Nacht hat mein Handy geklingelt“, erinnert sich Carl Steiner. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Medi Bayreuth lotste Habegger 1987 nach Deutschland. „Les war ganz aufgeregt und hat voller Freude von der Hall of Fame erzählt“, fährt Steiner fort. „Aber Les ist einer der wenigen Menschen, die mich jederzeit anrufen können. Er ist in jeder Hinsicht ein Glücksgriff für den Basketball-Sport in Bayreuth gewesen und ist heute noch ein guter Freund.“

Und Habegger meldete sich doch

Kurz vor Redaktionsschluss klingelte am Mittwochabend noch das Telefon: eine ausländische Nummer. Les Habegger meldete sich aus den USA - ein Gesprächsprotokoll.

Les Habegger: Heeellooooo, Les hier. Wer ruft mich denn da aus Deutschland an?
Torsten Ernstberger: Hallo! Schön, dass Sie zurückrufen. Hier ist Torsten Ernstberger vom Nordbayerischen Kurier aus Bayreuth. Wie geht es Ihnen denn kurz vor dem 90. Geburtstag?
Habegger: Werde ich echt schon 90? Ich fühle mich viel jünger. Gott hat es sehr gut mit mir gemeint, mir geht es toll. Ich spiele oft Golf, lese viel und genieße das Leben. Noch besser würde es mir aber gehen, wenn ich in Deutschland wäre.

Ernstberger: Sie denken also oft an Bayreuth?
Habegger: Das war die schönste Zeit meines Lebens. Ich warte schon die ganze Zeit auf einen Anruf von Mike Koch. Er braucht doch sicher noch einen erfahrenen Assistenztrainer. Ich wäre sofort dabei. Bayreuth liegt doch momentan auf dem achten Platz in der Tabelle. Wie macht sich Mike denn als Trainer?
Ernstberger: Ganz gut, würde ich sagen. Mit ihm könnte wieder etwas mehr Kontinuität auf der Trainerposition in Bayreuth Einzug erhalten. Das Team steht aktuell sehr gut in der Defensive, in der Offensive gibt es aber noch einige Probleme. Haben Sie Tipps, wie Koch die lösen kann?

Habegger: Tipps braucht Mike keine, der findet selbst Lösungen. Er war der beste Spieler, den ich trainiert habe. Ich mag ihn sehr und bin mir sicher, dass er seinen Weg als Trainer gehen wird. Richte ihm bitte schöne Grüße aus. Etwas anderes: Wie läuft es denn im Bayreuther Fußball?
Ernstberger: Die Altstadt hat ihr Tief überwunden und spielt jetzt in der vierthöchsten deutschen Liga. Es geht also aufwärts.
Habegger: Ach, das freut mich. Wenn mich jemand einladen würde, dann käme ich sofort wieder nach Bayreuth. Es ist ja jetzt schon fast 20 Jahre, dass ich Deutschland verlassen habe.

Ernstberger: Eine Frage habe ich noch: Wie feiern Sie ihren Geburtstag?
Habegger: Nur klein. Meine Neffen kommen zum Essen, das wird bestimmt schön. Und vergiss Du bitte nicht alle in Deutschland zu grüßen, die mich kennen. Carl Steiner, Mike Koch, Dusan Skof – und Calvin Oldham. Ist der nicht auch Trainer in der Bundesliga?
Ernstberger: In Bremerhaven.
Habegger: Ach genau. Ich muss einfach noch mal nach Deutschland, ich hatte damals so viel Spaß.
Ernstberger: Vielleicht lernt man sich dann ja mal persönlich kennen.
Habegger: Genau. Dann sage ich einfach mal bis bald.

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