Mit 85 Sachen durch die Tempo-30-Zone

Von Andrea Pauly
Ortsdurchfahrt Eckersdorf. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Autofahrer sind in Eckersdorf zum Teil erheblich schneller unterwegs als erlaubt. Eine verdeckte Messung hat unter anderem einen Fahrer mit Tempo 85 in einer 30-er Zone gemessen, gleich zwei Autos rauschten mit 108 Stundenkilometern auf der B22 durch den Ort. Der Gemeinderat will nun über Blitzer diskutieren. 

 
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Die Gemeinde hatte die gemeinnützige Gesellschaft für Kriminalprävention und Verkehrssicherheit (gGKVS) mit einer verdeckten Messung beauftragt. Die Ergebnisse stellte Martin Bischof von der gGKVS am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats vor. Die verdeckte Messung ist nach seinen Angaben aussagekräftiger als eine sichtbare - denn sobald das Tempo angezeigt werde, fühlten sich die braven Fahrer dazu animiert, abzubremsen. "Und andere gucken, was der Tacho hergibt", sagte Bischof. Er betonte, dass die Messungen in Eckersdorf vom Standard abweichen: Solch geringe Anteile an Fahrern, die sich ans Limit halten, habe er selten gesehen. 

An folgenden Standorten in der Gemeinde waren die unauffälligen Kästen im Frühjahr installiert, jeweils für 24 Stunden und in beiden Fahrtrichtungen.

Forststraße Abzweigung Alexanderstraße, Tempo 30

Die höchste gemessene Geschwindigkeit lag bei 72 Stundenkilometern. Die meisten Überschreitungen fanden in den Abendstunden und nachts statt. 42 Prozent aller Überschreitungen hätten ein Verwarngeld zur Folge gehabt, sechs Prozent der Fahrer hätten mit einem Bußgeld, Punkten oder Führerscheinentzug rechnen müssen.

Erhard-Schobert-Straße, Tempo 30

"Da ist kein Grund zur Beanstandung", sagte Martin Bischof: Das schnellste gemesse Tempo lag bei 52 Stundenkilometern, 56 Prozent hielten sich an das Tempolimit, "aber da waren zum Teil nur sehr wenige Autos unterwegs", schränkte er ein.

Schulstraße in Höhe Kirche, Tempo 30

Dort waren am Messtag 55 Prozent der Fahrzeuge mehr als fünf Stundenkilometer schneller unterwegs als erlaubt. "Wir hatten hier nur neun Prozent im grünen Bereich", sagte Bischof. An dieser Stelle wurde die höchste Überschreitung in einer Tempo-30-Zone gemessen: Ein Fahrer brauste mit Tempo 85 am Messgerät vorbei.

Rathausstraße in Höhe Kindergarten, Tempo 30

"Hier hatten wir Geschwindigkeiten im Bußgeld-, aber nicht im Führerscheinentzugsbereich", sagte Bischof. Das schnellste Fahrzeug fuhr Tempo 56. 42 Prozent der Autos waren höchstens fünf Stundenkilometer zu schnell.

Forststraße 6, Tempo 30

In diesem Abschnitt fuhr der Schnellste am Tag der Messung 66 Sachen - vormittags zwischen 9 und 11 Uhr. Zwischen 11 und 14 Uhr folgte der Zweitschnellste mit Tempo 62. "Das ist eine enge Straße mit vielen parkenden Autos. Wie man da Tempo 66 schafft, weiß ich auch nicht", kommentierte Bürgermeisterin Sybille Pichl. "Da muss einem alles egal sein."

B22, Abzweig Röthestraße, Tempo 50

Der schnellste Fahrer hatte 107 Stundenkilometer auf dem Tacho - und das zwischen 16 und 19 Uhr. "Das ist nicht gut", sagt Bischof. Nur einige Zeit später war ein Fahrer mit 104 Sachen unterwegs. 60 Prozent aller Autos war dort so schnell unterwegs, dass ein Verwarn- oder Bußgeld die Folge wäre. 

B22, Höhe Hüttner, Tempo 50

Den unrühmlichen Sieg der gesamten Messung erreichte ein Fahrer an dieser Stelle: Er war vormittags mit Tempo 108 im Ort unterwegs. Der Anteil der Fahrzeuge, die die Toleranzgrenze überschritten, lag aber nur bei 22 Prozent.

B22, Höhe Hotel Fantaisie, Tempo 50

Auch dort war - einen Tag später, ebenfalls vormittags - ein Fahrer mit 108 Sachen unterwegs. "Vielleicht der Gleiche", mutmaßte ein Gemeinderat. Dort hatte die Messstelle in 24 Stunden 2437 Mal Grund zur Beanstandung ermittelt.

B22, Höhe Stamm, Tempo 50

Der schnellste Fahrer war mit 92 Stundenkilometern unterwegs. "Aber 56 Prozent halten sich an Tempo 50, das ist ein guter Wert", sagte Bischof.

Oberwaiz, Dorfstraße, Tempo 30

Mit Spitzengeschwindigkeiten von 72 Sachen waren an dieser Stelle Autos unterwegs. Ein Fünftel der Fahrer war so schnell, dass es Punkte oder ein Bußgeld zur Folge gehabt hätte. "Tempo 30 wird hier nicht so wahrgenommen", sagte Bischof.

B22, Eschen, Tempo 50

Mit 90 Sachen brauste der Schnellste am Messtag über die B22, insgesamt 37 Prozent waren mindestens fünf Kilometer pro Stunde zu schnell. "Das häufige Blitzen der Polizei hat was gebracht", sagte Bürgermeisterin Pichl. "Das war 2011 noch schlechter."

B22, Busbach, Tempo 50

Mit Tempo 88 und 89 waren die Spitzenreiter des Messtages im April unterwegs. 58 Prozent der Fahrer hielten sich an das Limit oder waren nur knapp darüber.  

Staatsstraße BT 16, Lahm, Tempo 50

Tempo 90 erlaubte sich an dieser Messstelle der schnellste Fahrer. Nur 13 Prozent hielten sich an die Vorgaben, acht Prozent waren schnell genug für Punkte.

Neustädtlein, Höhe Bürgerhaus, Tempo 50

Mit 84 Sachen fuhr ein Fahrzeug am Testtag durch die Messstelle. Der größte Teil der Fahrer - 71 Prozent - blieben unter dem Limit oder nur knapp darüber.

Eckehardtstraße, Höhe Edeka, Tempo 30

Dort lag die höchste gemessene Geschwindigkeit bei 63 Stundenkilometern. 31 Prozent aller Fahrer waren so schnell, dass es ein Verwarn- oder Bußgeld gegeben hätte.

Die Gemeinderäte wollen nun beraten, welche Konsequenzen sie aus den Ergebnissen ziehen wollen. Weitere Schilder seien nicht die Lösung, sagte Sybille Pichl. Sie bat Martin Bischof um eine Auflistung, welche Präventionsangebote die Gesellschaft anbietet. Aber auch Blitzer sind ein Thema: Sie können stundenweise genutzt werden - etwa im Rahmen der Zusammenarbeit mit anderen Städten und Gemeinden. Einen Beschluss fassten die Gemeinderäte aber noch nicht. 

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