Zweifel an Giuffres Glaubwürdigkeit
Für Verwunderung sorgte zudem, dass der Fall Andrew so gut wie keine Rolle im Maxwell-Verfahren spielte. Virgina Giuffre wurde von der Anklage nicht als Zeugin geladen, ohne dass die Staatsanwaltschaft dies begründete. Maxwells Anwältin Laura Meninger behauptet, Ursache seien Zweifel an Giuffres Glaubwürdigkeit. „Also soll bewiesen werden, dass sie ein Opfer war, aber ohne dass sie in den Zeugenstand kommt und aussagt“, sagte Meninger.
Doch der Fall ist emotional aufgeladen. Giuffres Anwälte schießen mit sehr intimen Fragen zurück. Andrew solle Beweise für seine Behauptung vorlegen, dass er gar nicht schwitzen könne, forderten sie nun. Hintergrund ist Giuffres Aussage, sie habe Andrew 2001 als 17-Jährige in einem Londoner Promi-Club kennengelernt. Dabei habe er stark geschwitzt. Später hätten Epstein und Maxwell sie zum Sex mit dem Prinzen gezwungen. Andrew sagte 2019 der BBC, weil er unter Beschuss im Falkland-Krieg 1982 eine Überdosis Adrenalin ausgeschüttet habe, sei er unfähig zu schwitzen.
Keine guten Nachrichten für Andrew
Mit ihrem Schuldspruch gegen die Epstein-Vertraute Maxwell, die die Entscheidung anfechten will, hat erneut eine US-Jury vor allem auf Basis von Aussagen weiblicher Opfer und nicht aufgrund eindeutiger sachlicher Beweise entschieden - wie bereits im Prozess gegen den ehemaligen Filmmogul Harvey Weinstein im vergangenen Jahr.
Das sind keine guten Nachrichten für Andrew, der sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe in schlechtem Licht zeigt. In dem Interview mit der BBC Mitte November 2019, das als Befreiungsschlag gedacht war, redete sich der Queen-Sohn um Kopf und Kragen. Seitdem lässt er seine royalen Pflichten ruhen. Als Giuffres Anwälte im Herbst 2021 die Klage zustellen wollten, versteckte sich Andrew, damit er die Gerichtsunterlagen nicht annehmen musste, länger in der schottischen Residenz seiner Mutter, Schloss Balmoral. Nun sollen ihn technische Feinheiten retten.
Kampf um die öffentliche Wahrnehmung verloren
Doch den Kampf um die öffentliche Wahrnehmung dürfte Andrew verloren haben. Dafür sorgt - neben seinem tölpelhaften Auftreten - allein schon ein berühmtes Foto. Darauf: Andrew, den Arm um die Hüfte der jungen Virginia Giuffre, damals Virginia Roberts, gelegt. Daneben, ebenfalls in die Kamera lächelnd, Ghislaine Maxwell.
Das Verfahren droht, das Jubiläumsjahr von Queen Elizabeth II. zum 70. Jahrestag ihrer Thronbesteigung zu überschatten. Die Königin ist die einzige in der Royal Family, die zu Andrew hält, wie britische Medien berichten. Der mittlere Sohn gilt seit jeher als ihr Liebling.