Milder Dezember schmälert Chancen auf Eiswein

Ernte von Rieslingtrauben, die zu Eiswein weiterverarbeitet werden, in der Weinlage Brückberg bei Stetten 2012. Ob das auch 2015 klappt, ist bislang unklar. Die Chancen stehen eher schlecht. Archivfoto: Daniel Karmann dpa/lby Foto: red

Der Eiswein ist für viele Winzer die Kür. Da geht es eher um das Ansehen als um die Menge. Doch in den vergangenen Jahren mussten die Weinbauern oft um den begehrten Tropfen bangen. Auch heuer ist noch nicht klar, ob sich die Risikobereitschaft der Winzer lohnen wird.

 
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Kaum Chancen auf Eiswein: Bei frühlingshaften Temperaturen ist für Bayerns Winzer der Traum vom Eiswein des Jahrgangs 2015 beinahe ausgeträumt. Nur ein gutes Dutzend Weingüter hatte bei der Weinlese im Herbst vereinzelt Trauben an den Rebstöcken hängen lassen, um daraus Eiswein pressen zu können. Das ist allerdings nur möglich, wenn es in den Weinbergen mindestens minus sieben Grad Celsius kalt ist. Denn der likörähnliche, süße Wein darf nur gefroren geerntet und gepresst werden. Und nach knackigen Minustemperaturen sieht es - zumindest in den kommenden zwei Wochen - nicht aus. Manche Winzer hoffen deshalb auf einen klirrenden Januar.

Andere haben ihre Hoffnungen allerdings bereits begraben. «Der Eiswein ist nicht in Sicht. Wir haben deshalb entschieden, die Trauben zu holen und sie zu einer Beerenauslese zu verarbeiten», sagte beispielsweise Jürgen Dahms vom gleichnamigen Weingut in Schweinfurt. Mit den Trauben könne man immerhin rund 120 Liter Wein und damit etwa 10 000 Euro generieren.

Für eine Beerenauslese ist ein Mostgewicht von mindestens 125 Grad Oechsle nötig. Das Mostgewicht gibt den Zuckergehalt der Trauben an. Je länger die Beeren am Stock hängen, desto mehr schrumpeln sie ein. Das erhöht das Mostgewicht. Trockenbeerenauslese hat mindestens 150 Grad Oechsle, und für den Eiswein sind ebenfalls mindestens 125 nötig. Diese Weine gelten als Krönung des Winzerjahrs.

«Der Eiswein hätte den grandiosen Jahrgang 2015, den wir bereits im Keller haben, komplettiert. Aber es wird dieses Jahr keinen Eiswein geben», sagte auch Winzer Christian Reiss, der auch Reben in der berühmten Lage Würzburger Stein hat. Das gäben die Trauben nicht mehr her. «Dafür war es in den vergangenen Wochen zu feucht und zu warm.» Eine hervorragende Trockenbeerenauslese sei aber durchaus drin.

Winzer Hans-Jürgen Hart aus Thüngersheim (Landkreis Würzburg) setzt dagegen noch alles auf eine Karte. «Ich hoffe auf Mitte Januar. Aber das nasse Wetter könnte den Plänen auch einen Strich durch die Rechnung machen, dann war alles für die Katz», so der Weingutsinhaber. Denn zu viel Regen wäscht den Zucker wieder aus, und im schlimmsten Fall sind dann nicht einmal Beeren- oder Trockenbeerenauslese möglich. «Es ist immer ein Risiko», betonte der Winzer.

Und doch hoffen jedes Jahr wieder einige bayerische Winzer auf die Chance. Denn Eiswein gilt für sie als I-Tüpfelchen der Weinproduktion. Die Kür nach der regulären Arbeit sozusagen. Der süffige Tropfen ist vor allem eine Ergänzung des Angebots. Gerade für renommierte Weingüter ist der sehr teure Eiswein ein wichtiges Aushängeschild. Doch die Klimaveränderungen machen es den Winzern schwerer. 2013 etwa musste die Eisweinlese wegen der zu warmen Temperaturen in Franken komplett ausfallen.

dpa

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