Terrorismus, Clan-Kriminalität, sexuelle Übergriffe - fast jeder Zweite in Deutschland meint laut einer Umfrage, der Staat könne die Sicherheit der Bürger "nicht mehr ausreichend gewährleisten". Klingt alarmierend. Wirklich neu ist es nicht. Zwischen gefühlter und realer Sicherheit klafft schon seit Jahren eine Lücke. Durch die Zuwanderung wurde das Unbehagen noch größer. Dies einfach beiseitezuwischen, wäre überheblich und töricht. Laut Kriminalstatistik ist die Zahl der Straftaten pro Einwohner zwar so niedrig wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Zur Wahrheit gehört aber auch: In der Öffentlichkeit gibt es immer mehr Aggressionsdelikte wie Körperverletzungen. Das verunsichert. Hinzu kommt: Das Internet wirkt als Angstbeschleuniger. Viele Straftaten, gerade von Migranten, sind in sozialen Medien präsent. Dann folgt das immer gleiche Muster: die einen dramatisieren, die anderen verharmlosen. Beides ist gefährlich. Kritische, differenzierte Sichtweisen auf Sicherheits-, Migrations- und Integrationspolitik gehen unter. Dafür oder dagegen, Himmel oder Hölle. Parteipolitisch profitieren davon AfD und Grüne. Union und SPD bewegen sich dazwischen auf einem schmalen Grat. Wollen sie Vertrauen zurückgewinnen, müssen sie Probleme benennen und anpacken, ohne ganze Gruppen unter Generalverdacht zu stellen. Und sie müssen aus Fehlern lernen. Wohin der Mix aus Ignoranz und einer falsch verstandenen Toleranz führt, zeigen heute Parallelgesellschaften in Bremen, NRW und Berlin.