Am 15. Juli 1937 steht der 52-jährige Friedrich Peters zum ersten Mal auf dem Ettersberg, einem knapp 500 Meter hoch gelegenen Berg bei Weimar. Er gehört zu den ersten 149 Häftlingen, die ins neu eingerichtete Konzentrationslager Buchenwald verschleppt werden. Noch ist von einem Lager kaum etwas zu erkennen, das sollen die Gefangenen selbst aufbauen. Hinter Peters, Nazi-Gegner aus Flensburg, liegen da bereits mehr als vier Jahre Haft. 80 Jahre nach der Lagererrichtung haben Historiker die Schicksale der ersten Häftlinge von Buchenwald, einem der größten nationalsozialistischen Konzentrationslager, erstmals umfassend dokumentiert. "Wir haben die Inhaftierungswege dieser Männer nachvollzogen", sagt Henning Borggräfe, Historiker beim Suchdienst International Tracing Service (ITS) im hessischen Bad Arolsen, der bei der Erforschung von Häftlingsschicksalen seit Kurzem mit KZ-Gedenkstätten wie Buchenwald kooperiert. Der Suchdienst stellt ihnen von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) zusammengetragene und vollständig digitalisierte Unterlagen über NS-Opfer zur Verfügung. Allein für Buchenwald sind das nach Angaben der Gedenkstätte zwei Millionen vollständig digitalisierte Unterlagen für mehr als 200 000 Häftlinge. Friedrich Peters gehörte zu den 52 politischen Häftlingen unter den Neuankömmlingen. Mit elektrisch geladenen Stacheldrahtzäunen, Wachtürmen und dem Terrorapparat aus Mord, Folter und Zwangsarbeit sollten die Lager Angst und Schrecken verbreiten und die Menschen im Sinne der NS-Ideologie gefügig machen. Buchenwald war nach Sachsenhausen die zweite große Lager-Neugründung unter der SS-Reichsführung. Friedrich Peters durchleidet fast acht Jahre in Buchenwald. Im April 1945 gehört er zu jenen 20 000 Häftlingen, die die Befreiung durch US-Truppen erleben.