Mehr Unfälle, aber weniger Verkehrstote

Verkehr in Heinersreuth. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

2016 gab es laut des Polizeipräsidiums Oberfranken einen Anstieg der Verkehrsunfälle in Oberfranken, aber die Zahl der Verkehrstoten habe sich verringert, sogar innerhalb der letzten zehn Jahre um über 50 Prozent. Die Polizei sieht das Erfolg ihrer Verkehrssicherheitsmaßnahmen, wie bei der Vorstellung der Statistik am Montag deutlich wurde.

 
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"Seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1953, sank damit die Anzahl der Verkehrstoten auf den zweitniedrigsten Stand“, so Oberfrankens Polizeipräsident Reinhard Kunkel laut Pressemitteilung.

Weniger Verkehrstote

Im gesamten oberfränkischen Regierungsbezirk kam es im Jahr 2016 zu insgesamt 32.311 Verkehrsunfällen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um 3,45 Prozent (2015: 31.233).

Die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Personen liegt mit 41 Toten im Jahr 2016 auf dem zweitniedrigsten Stand seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1953 (2015: 53) und erfuhr im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um über 22,6 Prozent.

Weniger Schwerverletzte

Bei den Verkehrsunfällen mit verletzten Personen registrierte die oberfränkische Polizei mit 4.227 Verkehrsunfällen einen leichten Rückgang um rund 1,4 Prozent (2015: 4.286). Insgesamt wurden im Jahr 2016 5.585 Verkehrsteilnehmer verletzt (2015: 5.703). Einen deutlichen Rückgang um über 12,5 Prozent stellte die Oberfränkische Polizei bei den schwerverletzten Unfallbeteiligten fest, die von 1.083 im Jahr 2015 auf 947 Schwerverletzte im Jahr 2016 sanken.

Definition: Als leicht verletzt gilt eine Person, wenn sie bei einem Verkehrsunfall einen Körperschaden erlitten hat, ohne dass eine Aufnahme in ein Krankenhaus erforderlich wird. Wird der oder die Verletzte mindestens 24 Stunden in ein Krankenhaus aufgenommen, so gilt sie als schwer verletzt.

Die schwerwiegenden Verkehrsunfälle mit Sachschaden stiegen knapp 8,9 Prozent von 8.779 Unfällen im Jahr 2015 auf 9.558 Unfälle im Jahr 2016 an. Gleiches gilt für die Verkehrsunfälle mit Blechschäden, die eine Steigerung um etwa zwei Prozent auf 18.526 Verkehrsunfälle erfuhren (2015: 18.168).

Definition: Ein schwerwiegender Unfall mit Sachschaden liegt vor, wenn nach den Feststellungen der Polizei eine der folgenden Ursachen zutrifft, entweder

- eine Verkehrsordnungswidrigkeit, bei der gem. Bußgeldkatalog-Verordnung eine Geldbuße festzusetzen ist (z.B. Vorfahrtsverletzung, Überholen im Überholverbot, etc.) oder

- eine Straftat im Zusammenhang mit der Teilnahme am Straßenverkehr (z. B. Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Trunkenheit im Straßenverkehr, etc.).

Ein starker Anteil dieser sogenannten Kleinunfälle ereignete sich im Zusammenhang mit Wildwechsel. Erstmals seit 2010 war bei den Wildunfällen ein leichter Rückgang um rund zwei Prozent auf 6.753 Unfälle feststellbar (2015: 6.911).

Überhöhte Geschwindigkeit bleibt Hauptunfallursache

Eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit war im Jahr 2016 bei 2.076 Verkehrsunfällen (2015: 1.911) unfallursächlich. In Folge dieser Unfälle starben im Jahr 2016 14 Verkehrsteilnehmer (2015: 18). Diese Art von Unfallursache ist, wie auch der bayernweite Vergleich zeigt, bei schweren Verkehrsunfällen mit Toten und Schwerverletzten die Hauptunfallursache Nummer 1.

Bei Verkehrsunfällen mit überhöhter Geschwindigkeit außerhalb geschlossener Ortschaften verloren in Oberfranken 2016 13 Menschen ihr Leben und 745 Personen erlitten Verletzungen. Innerorts wurden bei derartigen Verkehrsunfällen eine Person getötet und 228 Menschen verletzt.

Blitzmarathon

Eine Reduzierung der Geschwindigkeitsunfälle will die Ooberfränkische Polizei mit einer erneuten Beteiligung am bayernweiten „24-Stunden-Blitzmarathon“ sowie mit einer anschließenden „Schwerpunktaktion Geschwindigkeit“ erreichen. Ziel beider Verkehrssicherheitsaktionen ist es, bei der Bevölkerung das Bewusstsein für die Gefahren überhöhter und nicht angepasster Geschwindigkeit auf den Straßen zu wecken.

In den zurückliegenden Jahren habe die Polizei in Oberfranken bei diesen Aktionen festgestellt, dass ein Großteil der Verkehrsteilnehmer eine verantwortungsbewusstere Fahrweise während der im Vorfeld medial angekündigten Geschwindigkeitsmessungen an den Tag legte. Dennoch mussten gut drei Prozent der Auto- und Lastwagenfahrer, die deutlich zu schnell waren, mit hohen Bußgeldern und Fahrverboten rechnen.

Spitzenwert 219 Stundenkilometer

Den traurigen Spitzenwert im Jahr 2016 erreichte Ende Mai ein Motorradfahrer der bei Schneckenlohe im Landkreis Kronach mit 219 Stundenkilometern bei erlaubten 100 gemessen wurde. Der Biker musste ein Bußgeld in Höhe von 1.200 Euro zahlen und erhielt neben zwei Punkten in Flensburg auch ein dreimonatiges Fahrverbot.

Weitere Hauptunfallursachen sind neben einer falschen Straßenbenutzung und dem Nichtbeachten des Rechtsfahrgebotes, die Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie beim Ein- und Anfahren.

Weniger Alkoholunfälle

Nach einem kontinuierlichen Rückgang der Verkehrsunfälle mit Alkoholeinfluss musste im Jahr 2016 ein Anstieg auf 410 Verkehrsunfälle festgestellt werden (2015: 395). Alkoholkonsum war bei 5 Getöteten (2015: 5) unfallursächlich. In Verbindung mit Alkoholunfällen wurden 214 Personen verletzt (2015: 220). Mehr als die Hälfte der betrunkenen Fahrzeugführer (231 von 409) hatte mehr als 1,5 Promille Alkohol im Blut (2015: 228 von 395).

Höchstwert 3,23 Promille

Den traurigen Spitzenwert erreichte im Februar 2016 eine 42-jährige Autofahrerin in Gößweinstein (Lkr. Forchheim), als sie mit ihrem Wagen eine Kurve schnitt und in den Gegenverkehr fuhr. Die Untersuchung des Blutes ergab einen Wert von 3,23 Promille Alkohol.

Den gleich hohen Promillewert erreichte ein 31-jähriger Autofahrer im Januar 2016 bei einem Verkehrsunfall in Steinwiesen (Lkr. Kronach). Ein aufmerksamer Bürger hatte beobachtet, wie er beim Ausrangieren ein anderes Auto anfuhr und sich ohne um den Schaden zu kümmern von der Unfallstelle entfernte. Aufgrund des Hinweises konnte der Verursacher zu Hause angetroffen und einer Blutentnahme zugeführt werden.

Einfluss von Betäubungsmitteln

Unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln verursachten im Jahr 2016 oberfrankenweit 30 Fahrzeugführer Verkehrsunfälle (2015: 31). Dabei erlitten 14 Personen Verletzungen.

251 Unfälle mit Kindern

Bei 251 Verkehrsunfällen im Jahr 2016 waren Kinder beteiligt (2015: 261), wobei 275 Kinder (2015: 283) Verletzungen erlitten. Im Juni 2016 starb ein eineinhalb Jahre alter Junge bei einem tragischen Verkehrsunfall in Kronach, als er von einem Auto im Hofraum des Elternhauses überrollt wurde.

Bei den Schulwegunfällen registrierte die oberfränkische Polizei im Jahr 2016 mit 50 Verkehrsunfällen einen leichten Anstieg (2015: 47). Dabei erlitten 59 Schüler Verletzungen (2015: 61). Kein Schulwegunfall in Oberfranken endete tödlich.

Leichte Steigerung bei Fahranfängern

Die Altersgruppe der jungen Fahranfänger war im Jahr 2016 an insgesamt 3.209 Verkehrsunfällen beteiligt (2015: 3.191). Dies bedeutet eine Steigerung um über 0,5 Prozent. Bei den von dieser Altersgruppe als Hauptverursacher schuldhaft verursachten Unfällen ist ein Rückgang von 1.868 auf 1.844 (minus 1,3 Prozent) festzustellen. Insgesamt starben 3 Personen aus der Gruppe der „Jungen Erwachsenen“ (2015: 13) und 951 wurden verletzt (2015: 1.014).

Senioren verursachen meisten Unfälle selbst

Analog zur demografischen Entwicklung der Altersstruktur registrierte die Polizei eine Steigerung um knapp sechs Prozent bei den Verkehrsunfällen, an denen Senioren beteiligt waren. Von 2.732 Verkehrsunfällen mit Senioren im Jahr 2016 (2015: 2.578) verursachten diese Verkehrsteilnehmer 1.806 der Unfälle selbst. 581 Senioren wurden im vergangenen Jahr bei Unfällen auf oberfränkischen Straßen verletzt (2015: 545) und zehn Senioren kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben (2015: 14).

Sechs Fußgänger im Straßenverkehr getötet

Für sechs Fußgänger in Oberfranken endete im Jahr 2016 ein Verkehrsunfall tödlich (2015: 10) und 309 Passanten erlitten bei Verkehrsunfällen Verletzungen (2015: 347). Insgesamt waren im vergangenen Jahr oberfrankenweit 388 Fußgänger an Verkehrsunfällen beteiligt (2015: 457).

Risikogruppe Motorradfahrer

Im Vergleich zum Vorjahr schloss die letztjährige Biker-Saison mit einem Anstieg der getöteten und verletzten Motorradfahrer, als auch der Motorradunfälle ab. Im Jahr 2016 starben zwölf Motorradfahrer (2015: 8) und zwei Mofa-, bzw. Mopedfahrer in Oberfranken an ihren Unfallverletzungen. 506 motorisierte Zweiradfahrer erlitten auf oberfränkischen Straßen Verletzungen (2015: 494), was einen Anstieg von rund 2,4 Prozent entspricht. Insgesamt ereigneten sich im Jahr 2016 549 Motorradunfälle (2015: 536). Im Vergleich zum Vorjahr stiegen oberfrankenweit die Verkehrsunfälle mit Motorrädern um 2,43 Prozent.

Weit mehr als die Hälfte (309 von 549) der oberfränkischen Motorradunfälle im vergangenen Jahr wurden von den Bikern selbst verursacht.

Weniger Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung

Nachdem seit 2010 die Verkehrsunfälle mit Wildbeteiligung stets zunahmen, ist im Jahr 2016 erstmals ein leichter Rückgang bei den Wildunfällen um knapp 2,3 Prozent auf 6.753 (2015: 6.911) festzustellen.

Bei den Verkehrsunfällen mit Wildbeteiligung kam zwar kein Mensch ums Leben, aber dennoch erlitten 45 Personen (2015: 65) bei 43 Wildunfällen (2015: 59) Verletzungen. Bei statistischen Auswertungen kristallisierten sich insbesondere Zusammenstöße mit Rehwild heraus.

red

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