Mehr Summer in der Stadt

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Sie wollen mehr Summen in der Stadt hören: Die beiden Geoökologie-Studenten Thomas Pickel und Stefanie Propp sind die Vorsitzenden des neuen Vereins Summer in der City. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Die Grünflächen vieler Einfamilienhäuser erinnern an Golfrasen. Wiesenblumen und Totholz werden beseitigt, obwohl sie für Bienen überlebenswichtig sind. Der neue Verein Summer in der City setzt sich für ein insektenfreundlicheres Bayreuth ein.

 
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In den vergangenen 30 Jahren seien 75 Prozent der Biomasse zurückgegangen, sagt Thomas Pickel. Das erfüllt den Bayreuther Geoökologie-Studenten mit Sorge. "Denn Insekten sind auch unsere Zukunft." Daher fordert er, dass Städte und Kommunen mehr Rücksicht auf ihre Schutz nehmen. Vor allem der städtische Raum sei nicht bienenfreundlich genug. "Wir wollen uns für eine größere Biodiversität einsetzen. Deshalb soll auch Bayreuth insektenfreundlicher werden."

Damit das Summen nicht verstummt

Pickel kämpft für eine biologisch vielfältige Natur, in der Insekten einen Lebensraum finden. Seit gut zwei Monaten tut er dies zusammen neun anderen Gründungsmitgliedern in einem Verein: Summer in der City. Der Name ist eine Anspielung auf die Sommermonate, aber auch auf das Summen von Insekten, von dem Pickel gerne mehr hören würde. Das Vorhaben wird unterstützt von der Merk-Erbe-Stiftung, der Essbaren Stadt, der Städtebauförderung, dem Stadtgartenamt und dem Wasserwirtschaftsamt.

Wildbienen sind fleißige Bestäuber

Denn in Deutschland gibt es nach seinen Worten nur noch 560 Wildbienenarten. Und sie wiederum hingen an bestimmten Pflanzenarten. Wenn es davon immer weniger gebe, verringere sich der Bestand der Wildbienen. Die Stiftung Mensch und Umwelt rät daher Gartenbesitzern, heimische, nektarreiche Kräuter, Stauden und Blühsträucher zu pflanzen. Im Herbst dürften Pflanzenstängel ruhig stehen bleiben. Die Wildbienen legten darin, in Holz oder unterirdisch ihre Nester an. Morsche Äste, lehmige Böden, Mauerritzen oder Mäuselöcher bieten ihnen Nistplätze. Wildbienen gelten als fleißige Bestäuber, die sich an Wild- und Kulturpflanzen angepasst haben. Sie leben von den Samen und Früchten von Wildkräutern, Sträuchern und Bäumen.

Insektenhotels als Nisthilfen

Der Vorsitzende von Summer in der City und seine Mitstreiter wollen die Wildbiene retten. In der Wilhelminenaue haben sie auf 150 Quadratmetern bereits einen Standort mit sandigen Magerböden angelegt. "Wir haben zwei Wochen lang durchgeackert", sagt Pickel. In ehrenamtlicher Arbeit soll auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände noch eine weitere, artenreiche Fläche auf 800 Quadratmetern entstehen. Auf dem Campus der Universität Bayreuth werden gerade mehrere Blühflächen mit Insektenhotels angelegt. Dafür eignen sich Harthölzer wie Buche, Eiche, Robinie und Esche, Schilfhalme und andere hohle Stängel. Die Studenten bauen die Nisthilfen teils selbst während der Klimawoche.

"Schönheit anders denken"

Sie haben aber noch mehr vor. "Wir wollen Infoveranstaltungen und Vorträge organisieren und planen ein Sommerfest", sagt die stellvertretende Vorsitzende Stefanie Propp. Die 22-Jährige möchte auch vermitteln, wie sich ein naturnaher Garten verwirklichen lässt. Das Schönheitsideal des "aufgeräumten, ordentlichen Gartens" zieht sie in Zweifel. "Wir sollten bei unserer Denkweise ansetzen und Schönheit anders denken. Sollten wir nicht vielmehr den naturnahen Garten schön finden?"

Einen Garten zwei- bis dreimal im Jahr zu mähen genüge, meint auch der 26-jährige Vereinsvorsitzende. Man könne jederzeit kleine Inseln und Stauden stehen lassen. Jede Gartenfläche lasse sich so strukturieren, dass die Artenvielfalt gewahrt bleibe. "Es wäre schön, wenn wir langsam ein Umdenken zum naturnahen Garten bewirken. Dann entdeckt man plötzlich, wie ein bunter Garten wirkt." Ein Vorbild dafür sei der Ökologisch-Botanische Garten: In ihm lebten 180 Wildbienenarten.

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