Medizincampus Medizincampus: Jetzt geht’s richtig los

Jede Menge Unterschriften hatten unter anderem (vorn von rechts) die Unipräsidenten Stefan Leible (Bayreuth) und Joachim Hornegger (Erlangen-Nürnberg) sowie Klinikum-Geschäftsführer Hans-Rudolf Raab zu leisten. Und zwar unter den wachsamen Augen des bayerischen Wissenschaftsministers Bernd Sibler (hinten rechts) und der ehemaligen Gesundheitsministerin Melanie Huml (daneben). Foto: /Andreas Harbach

Der Weg war zwar etwas holprig, doch jetzt ist es vollbracht. Am Freitagabend sind die Kooperationsverträge für den Medizincampus Oberfranken (MCO) unterzeichnet worden. Im April 2022 werden die ersten Studenten am Klinikum Bayreuth zu ihrer klinischen Ausbildung erwartet.

 
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Zwei Minister, jede Menge Professoren, Bundes- und Landtagsabgeordnete – es war schon eine hochkarätige Versammlung, die gestern bei der Unterzeichnungszeremonie im Krankenhaus Hohe Warte dabei war. „Das muss wohl wichtig sein heute“, sagte dementsprechend Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler in seiner kurzen Ansprache. Mit der Unterzeichnung der Verträge werde die Geburts- und Gründungsphase des MCO abgeschlossen. Später sprach er auf Nachfrage von einer Hochzeit, bei der er gerne Trauzeuge sei.

Dreistelliger Millionenbetrag

Wenn dem so ist, dann ist das eine ziemlich teure Hochzeit. Schließlich werden mit dem Projekt im Endausbau 600 neue Medizin-Studienplätze geschaffen. Ein genaues „Preisschild“ wollte Sibler gegenüber dem Kurier zwar nicht nennen, doch sprach er von bis zu 300 000 Euro, die der Aufbau eines jeden Studienplatzes koste. Rechnet man noch Folgekosten dazu, ist man da schnell bei über 200 Millionen Euro.

40 neue Professuren

Schließlich sollen im Zuge des Projekts bis zu 30 neue Professuren an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entstehen, sowie rund zehn sogenannte Profilprofessuren an der Uni Bayreuth. Ein erstes Multifunktionsgebäude am Klinikum ist gerade fertig geworden und bekommt noch seine Innenausstattung. Außerdem sollen noch ein staatliches Lehrgebäude sowie ein Forschungsgebäude an der Universität Bayreuth entstehen.

„Bestens angelegtes Geld“

Aber, so betonte Sibler, das sei bestens angelegtes Geld. Er baue auf den Klebeeffekt. Soll heißen: Bei angehenden Medizinern, die in Bayreuth ihr praktisches Handwerk lernen, sei die Chance nicht schlecht, dass sie später als Ärzte auch in der Region bleiben. Angesichts der Tatsache, dass bislang gut die Hälfte der Studenten aus Franken kommen, scheint das nicht abwegig.

Der Studiengang heißt explizit „Medizin Erlangen-Bayreuth“ und läuft so ab: Bereits seit dem Wintersemester 2019/20 starten pro Jahr 110 neue Studenten an der FAU in Erlangen ihre vorklinische, also theoretische Ausbildung. Nach dem vierten Semester wechseln sie nach Bayreuth, wo sie bei der Klinikum GmbH ihre drei klinischen, also praktischen Ausbildungsjahre absolvieren. Daraus können sogar vier werden, wenn sie für ihr sogenanntes Praktisches Jahr in Bayreuth bleiben. Los geht’s in Bayreuth mit dem Beginn des Sommersemesters Ende April. Insgesamt handelt es sich um vier Kooperationspartner: die FAU, die Uni Bayreuth, das Universitätsklinikum Erlangen und das Klinikum Bayreuth.

„Spannendes Projekt“

Einer derjenigen, die derzeit schon in Erlangen sind und im April nach Bayreuth wechseln, ist Jannik Hinkelmann, der gestern als Studentenvertreter mit dabei war. Er stammt aus Lauf und ist damit ein Paradebeispiel für die von Sibler beschworene Regionalität. Aber warum hat er sich gerade für Erlangen-Bayreuth beworben? „Weil ich es spannend finde, bei diesem neuen Projekt dabei zu sein“, sagt der 21-Jährige im Gespräch mit dem Kurier. Auch das Konzept mit den zwei Standorten sei etwas Besonderes. Und, kann er sich vorstellen, mal als Arzt in der Region zu arbeiten? Kann er – auch wenn er vielleicht die Facharztausbildung woanders machen wird. Zu Orthopädie oder Unfallchirurgie tendiert er momentan.

Spitzenmedizin

Landrat Florian Wiedemann und Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der Vorsitzende der Klinikum GmbH und sein Stellvertreter, setzen große Hoffnungen in das Projekt. Denn zum einen bestehe die Hoffnung auf künftig mehr Ärzte für die Region. Aber auch das Klinikum und damit seine Patienten profitierten von der Kooperation. denn es bekomme so Zugang zu den modernsten Behandlungsmethoden.

Minister Sibler sprach von Spitzenmedizin, die durch die Zusammenarbeit des Super-Maximalversorgers Uniklinik mit dem Maximalversorger Klinikum möglich sei. Er hätte auch von „Uniklinik light“ sprechen können.

Bleibt die Frage, ob es eine Liebesheirat ist, schließlich war seit dem entsprechenden Kabinettsbeschluss 2017 in Kulmbach immer mal wieder auch von Verstimmungen zu hören. Die beiden Uni-Präsidenten Stefan Leible (Bayreuth) und Joachim Hornegger jedenfalls sind sich einig: „Die beiden Unis haben immer gut kooperiert und werden das auch hier tun.“ Bis alles wirklich fertig ist, werden aber noch fünf Jahre und mehr vergehen.

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