Medienstudenten drehen Sitcom fürs Web

Von Kerstin Fritzsche
Dritter Drehtag, mitten in der Woche: An diesem Set im Studio der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth entstand die studentische Sitcom "Flatmate". Sie wird zum Start des Wintersemesters auf www.nordbayerischer-kurier.de ausgestrahlt. Für rund 20 Studierende der Uni ist die Realisierung der Web-Serie ihr praktisches Abschlussproojekt. Foto: Kerstin Fritzsche Foto: red

Sitcoms sind beliebt. Ob "Golden Girls", "Eine schrecklich nette Familie" oder "How I met your mother" - mittlerweile gibt es für fast jeden Bereich des Lebens und Arbeitens eine TV-Serie, mit der wir uns identifizieren und über die wir gründlich lachen können. Auch das Internet erobern Sitcoms mehr und mehr. Jetzt kriegt auch Bayreuth eine Sitcom - von und für Studenten. Aber natürlich nicht nur. Im Herbst wird sie auf der Kurier-Website zu sehen sein.

 
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"Guten Morgen, du Schlafmütze!" - Eva trifft ihren Mitbewohner Finn schlafend auf der Couch im WG-Gemeinschaftszimmer. Finn stöhnt und streckt sich zaghaft. Er hat einen Kater. Und was für einen! Vom gestrigen "Harry Potter"-Marathon in der Wohngemeinschaft hat er kaum etwas mitbekommen, weil er doch ein bisschen stärker dem Alkohol zugesprochen hat und dann einfach eingeschlafen ist. Aber Eva hat schon einen Idee, wie sie Finn wieder auf die Beine bringt. Dieser lässt sich nur allzu gerne darauf ein, schließlich ist Eva für ihn doch mehr als nur eine Mitbewohnerin...

Die Technikleitung bemerkt jede kleine Störung

"Stop!", ruft Tim Löffler über seine Funkverbindung ins Studio und unterbricht damit die Szene. "Wir haben ein Störgeräusch. Bei Dimitri oder Katharina knistert irgendwas am Mikro." Gut, dass noch nicht gedreht, sondern nur geprobt wurde. Wuselige Geschäftigkeit am Set in der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth am Geschwister-Scholl-Platz. Zehn Minuten später ist der Fehler gefunden, die Szene wird noch ein paar Mal geprobt, dann wird gedreht. Finn und Eva alias Dimitri Samylin und Katharina Stark müssen die Szene, in der sich ihre Charaktere erheblich näher kommen, noch den halben Tag lang immer wieder spielen.

Die Serie soll für alle sein, die das Format mögen

Was hier anmutet wie ein professionelles Film-Set, ist die studentische Produktion einer Sitcom für Studenten und alle anderen Bayreuther, die Spaß an dem witzigen TV-Format haben. "Flatmate" beschäftigt seit mehr als einem halben Jahr rund 20 Medien- und Theater-Studenten. Die Produktion ist ihr Abschlussprojekt, ihre Visitenkarte für die weitere berufliche Zukunft. Alles, was zur Produktion anfällt, von der ersten Idee zum Drehbuch über Sponsoren-Akquise bis hin zu Dreh und Schnitt, machen die Studenten selbst. So, wie es auch in einer Produktionsfirma und mit einem Sender ablaufen würde, mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten.

 

 

Typische Studenten-Probleme

Im Fokus steht eine Sechser-WG in Bayreuth. Es geht um typische studentische Probleme: sich nach dem Abi ganz allein organisieren zu müssen, an Geld zu kommen, gerade im ersten Semester vielleicht mehr Party zu machen als zu studieren, sich zu verlieben und selbst neu zu entdecken, wenn tausend frische Eindrücke auf einen wirken, erklärt Lars Zeiher, der Erfinder von "Flatmate". "Wir wollen es aber so erzählen, dass sich da jeder irgendwie wiederfinden kann."

Zeiher hatte die Idee für "Flatmate" schon im zweiten Semester vor rund zwei Jahren. Da war das Projekt aber aufgrund seiner Größe schlicht nicht realisierbar. Je näher aber das praktische Abschlussprojekt rückte, das bei den kulturwissenschaftlichen Studiengängen an der Uni Bayreuth Pflicht ist, umso realer wurde "Flatmate" plötzlich wieder. Zeiher suchte sich ein Team, schrieb das Drehbuch und führt nun Regie.

Budget von mehreren tausend Euro

Wenn "Flatmate" fertig ist und die Mini-Serie dann im Herbst auf www.nordbayerischer-kurier.de ausgestrahlt wird, haben alle mehr als ein Jahr an dem mehrere tausend Euro teuren Medien-Projekt gearbeitet. Neben der technischen und der Aufnahmeleitung und den Kamera- und Ton-Leuten brauchte Zeiher Kommilitonen, die organisieren können.

Er fand mit Patricia Frischko, Julia Luderschmid und Carina Macaluso drei Frauen für die Produktionsleitung. Sie machten alles Logistische rund um den Dreh, kümmerten sich ums Fundraising, machten eine Kostenkalkulation, beschafften Räume, und das Budget für Technik, Kostüme und Requisiten, planten Zeitabläufe und das Casting der Schauspieler und sind auch am Set während des Drehs die guten Seelen, die für reibungslose Abläufe, das Catering und manchmal auch die richtige Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen sorgen.

"Super, wenn alles Geplante dann Realität wird"

"Das war zwischendrin wahnsinnig anstrengend, vor allem bevor wir einen Sponsor hatten, weil man nicht gerne Geld ausgibt, das man eigentlich nicht hat", erklärt Patricia Frischko. "Dafür ist es ein super Gefühl, wenn alles Geplante dann Realität wird."

Auch Schauspieler Dimitri Samylin ist sehr zufrieden: "Das ist echt gut organisiert hier, wie an einem professionellen Drehort." Und auch beim professionellen Dreh gehört Wiederholung ja dazu. Am Ende des Tages ist die Couch-Szene aber locker im Kasten und das Team schon beim nächsten WG-Tag laut Drehbuch.

Premiere auf der Kurier-Website

Doch mit den sechs Drehtagen ist noch lange nicht alles vorbei. Aufatmen kann die Film-Crew erst richtig im Oktober, wenn dann auch die Postproduktion durch Anastasia Gusakov gemacht ist. Dann wird Premiere gefeiert: mit der Ausstrahlung auf www.nordbayerischer-kurier.de.

Die Sitcom "Flatmate" ist auch auf Facebook und auf Instagram vertreten.

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