Bankman-Fried, der eine Gefängnisuniform trug, zeigte bei der Strafmaßverkündung mehr Reue als im Prozess. Er wisse, dass viele sich im Stich gelassen fühlten, sagte er dem Finanzdienst Bloomberg zufolge. Er bedauere das - und jeden Schritt, der dazu geführt habe.
Anlegern geht die Krypto-Rally durch die Lappen
Die Anwälte des 32-Jährigen verwiesen unter anderem darauf, dass bei Bankman-Fried Autismus festgestellt worden sei. Sie betonten auch, dass einige Investitionen von FTX und Alameda sich gut entwickelt hätten und zu Geld gemacht werden könnten. Dadurch könne man viele Anleger entschädigen.
Unter anderem stieg seit dem FTX-Zusammenbruch der Wert der Bestände an Bitcoin und anderen Kryptowährungen stark. Und auch einige Beteiligungen wie der Anteil am KI-Start-up Anthropic gewannen deutlich an Wert. Erst vor wenigen Tagen gaben die FTX-Verwalter Pläne zum Verkauf eines Großteils der Anthropic-Beteiligung für rund 900 Millionen Dollar bekannt.
Doch geprellte FTX-Kunden verwiesen in Briefen an das Gericht darauf, dass sie auf jeden Fall einen finanziellen Schaden davontragen würden. Denn selbst wenn sie den damaligen Wert ihrer Kryptogeld-Bestände zum Stand von Herbst 2022 zurückbekommen sollte, gehen die starken Kurssteigerungen zum Beispiel beim Bitcoin an ihnen vorbei.
Auch der als FTX-Notmanager eingesetzte John J. Ray wies in scharfen Worten die Darstellung von Bankman-Frieds Anwälten zurück. Als er im November 2022 die Führung übernommen habe, seien bei FTX nur 105 Bitcoin verblieben - während Kunden nahezu 100.000 Bitcoin zugestanden hätten, schrieb Ray jüngst in seinem Brief ans Gericht. Er verwies darauf, dass Geschworene zweifelsfrei zu der Einschätzung gekommen seien, dass Bankman-Fried sie gestohlen und für andere Dinge ausgegeben habe. Deswegen werde man den Betroffenen deren Bitcoin-Bestände nicht zurückgeben können.
Einst ein Star der neuen Finanzwelt
Richter Kaplan sah in der potenziellen Entschädigung der Anleger auch keinen mildernden Umstand. Er verglich Bankman-Fried mit einem Dieb, der mit seiner Beute beim Glücksspiel in Las Vegas gewonnen habe, wie der US-Sender CNBC aus der Strafmaßverkündung berichtete. Das mache das Verbrechen nicht weniger gravierend, betonte Kaplan.
Für Bankman-Fried ist die hohe Gefängnisstrafe der Tiefpunkt nach einem rasanten Fall. Bis zum FTX-Zusammenbruch wurde er als das Gesicht einer neuen Finanzwelt gefeiert. Die Plattform war vor dem Kollaps einer der größten Handelsplätze für Kryptogeld wie Bitcoin. Auf dem Papier wurde sie zeitweise mit 32 Milliarden Dollar bewertet.
Promis wie Football-Star Tom Brady machten Werbung für FTX, Bankman-Fried sprach auf Konferenzen über die Zukunft des Finanzsystems, spendete viel Geld an die Demokratische Partei und ließ sich beim Prestige-Event Super Bowl mit Sängerin Katy Perry und Schauspieler Orlando Bloom ablichten. Einige Anleger verwiesen in Briefen ans Gericht darauf, dass die Prominenten FTX in ihren Augen glaubwürdiger gemacht hätten.
Bankman-Frieds Eltern, die auf dem Weg aus dem Gericht umgeben von Fernsehkameras niedergeschlagen wirkten, ließen über einen Sprecher mitteilen, sie wollten für ihren Sohn kämpfen. Staatsanwalt Damian Williams zeigte sich überzeugt, dass die Aussicht auf 25 Jahre Gefängnis auch als Abschreckung für andere dienen werde.