Medi-Team in Playoffs trotz 81:83 in Athen

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Die Steigerung von Gabe York (links) schien das Medi-Team auf die Siegerstraße zu bringen. Am Ende reichten seine 16 Punkte in der zweiten Halbzeit aber doch nicht ganz. Foto: Sven Ammon Foto: red

Medi Bayreuth hat als Neuling in der Champions League auf Anhieb die Playoffs erreicht. Diese Tatsache sollte darüber hinweg trösten, dass die Partie zum Abschluss der Gruppenphase am Dienstagabend bei AEK Athen unglücklich mit 81:83 (40:33) verloren ging.

 
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Nachdem die Gäste in der zweiten Halbzeit durchgehend in Front gelegen hatten, schienen sie bis in die Schlussminute hinein auf der Siegerstraße zu sein. 95 Sekunden vor dem Ende hatte Nate Linhart bei 78:77-Führung zwar zunächst nur einen von zwei Freiwürfen verwandelt, doch er eroberte den eigenen Rebound und nutzte die zwei zusätzlichen Chancen dann zum 81:77. Als die Medi-Abwehr im Gegenzug mit vereinten Kräften den überragenden Manny Harris auf dem Weg zum Korb gestoppt und den Ball erobert hatte, sprach alles für die Gäste, aber durch einen Doppelschlag in den letzten 40 Sekunden wurden sie doch noch besiegt. Der offenbar eigens dafür eingewechselte Panagiotis Vasilopoulos verkürzte per Dreier auf 80:81, und bei einer Restspielzeit von 6,5 Sekunden traf Dusan Sakota auf die gleiche Weise zum umjubelten Sieg. Dabei hatten die Griechen zuvor nicht einmal jeden vierten ihrer Dreier verwandeln können (5/21).

Über weite Strecken in Führung

In der mit 1500 Zuschauern (darunter gut 20 aus Bayreuth) nur spärlich besetzten Olympiahalle mit 19 000 Plätzen hatte sich zunächst ein ausgeglichener Schlagabtausch entwickelt. Die Bayreuther legten mit dem systematischeren Spiel unter den Korb bis zu sechs Punkte vor (15:9/6.), hatten dann aber auch Durststrecken im Abschluss. So lagen sie nach dem Start ins zweite Viertel mit 25:28 in Rückstand, obwohl sie klare Vorteile beim Rebound verzeichneten (16:8 zu diesem Zeitpunkt) und von schwachen Trefferquoten der Gastgeber profitierten. Erst als AEK Athen nach Problemen bei Freiwürfen (6/13 in der ersten Halbzeit) und Dreiern (1/10) auch noch viele Möglichkeiten unter dem Korb gegen die physisch starke Medi-Verteidigung vergab, gelang den Bayreuthern ein stabilerer Vorsprung. Nach dem 31:29 (15.) erzielten die Griechen bis zur Halbzeitpause nur noch zwei einzelne Freiwurfpunkte.

Drei York-Dreier zum 52:38-Vorsprung

Nach dem Seitenwechsel schien dann schon fast endgültig alles für Bayreuth zu sprechen, als mit den Treffern von Gabe York ein bis dahin noch vermisster Faktor zusätzlich hinzu kam. Der etatmäßige Topscorer, der zuvor nur mit zwei Freiwurfpunkten in der Statistik stand und keinen einzigen seiner acht Würfe aus dem Feld verwandelt hatte, erzielte nun in nicht einmal dreieinhalb Minuten drei Dreier und erzwang damit eine 52:38-Führung.

Danach wirkten die Gäste sogar souverän. Das unsportliche Foul von Nate Linhart, das AEK vier Punkte zum 46:54 ermöglichte (27.), beantworteten sie im Gegenzug mit einem tollen Alley-oop von De’Mon Brooks auf Zuspiel von Robin Amaize (28.), und wenig später erhöhte Bastian Doreth mit einem weiten Dreier wieder auf mehr als zehn Punkte (61:50/29.).

Nachdem York das letzte Viertel mit einem Dreier zum 69:57 eröffnet hatte, ließ jedoch die Chancenverwertung wieder nach. Da zudem die Gastgeber aus der Distanz zu treffen begannen und insbesondere Harris immer schwerer zu stoppen war, gelang ihnen ein 11:0-Lauf zum 68:69 (34.). Ein Brooks-Dreier in Zeitnot zum 74:68 und ein Treffer von York nach Rebound zum 76:71 schienen diesen Anlauf der Gastgeber dreieinhalb Minuten vor dem Ende abgewehrt zu haben. Dann fand der Medi-Angriff aber keine guten Lösungen mehr und leistete sich den einen oder anderen Fehler zu viel.

Einzelkritik

JAMES ROBINSON (2 Punkte / 22:28 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 3): Solide und auf Augenhöhe mit Green, aber auch nicht mehr: 2/8 Würfe, fünf Assists.

John Cox (2 / 3:24 / 5): Nur für einen Kurzeinsatz in der ersten Halbzeit auf dem Feld: 1/2 Würfe, zwei Rebounds.

NATE LINHART (11 / 27:23 / -2): Viel Initiative in allen Bereichen ging von ihm aus (neun Rebounds, vier Assists), aber nicht alles war von Erfolg gekrönt (4/12 Würfe, drei Ballverluste). In der entscheidenden Phase ging der Vergleich mit Harris klar verloren.

Bastian Doreth (3 / 17:31 / -5): Im Aufbau zuverlässig, aber ohne herausragende Impulse (zwei Assists, ein Ballverlust); als Werfer zurückhaltend (1/3), aber mit wertvollem Beitrag in Form des weiten Dreiers zum 61:50.

ANDREAS SEIFERTH (12 / 23:36 / 4): Das Spiel über den Center war wesentlich für die anfängliche Führung. Später war seine Chancenverwertung (6/11 Würfe) und auch die Reboundausbeute (drei) nicht mehr optimal.

Steve Wachalski (4 / 14:59 / -2): Mit zwei tollen Fastbreak-Punkten diesmal auffälliger als an der Dreierlinie (0/3).

Robin Amaize (7 / 13:08 / -8): Engagiert wie immer und mit Mut zu Spektakulärem wie dem Pass zum Alley-oop von Brooks zum 56:46 (28.); nicht fehlerfrei, aber solide (3/6 Würfe, vier Rebounds, zwei Assists).

DE’MON, BROOKS (14 / 25:09 / 0): Die Kombination von neun Rebounds und drei Dreiern ohne Fehlwurf zeugt von seiner Vielseitigkeit. Nur die Chancenverwertung in der Zone ließ Wünsche offen (1/6).

GABE YORK (18 / 36:04 / 1): Trotz einer schwachen ersten Halbzeit des Topscorers (0/8 Würfe) lagen die Bayreuther bei Halbzeit recht klar vorn. Da überrascht es, dass seine glänzende zweite Hälfte (6/11, davon 4/6 Dreier) nicht zum Sieg reichte.

Assem Marei (8 / 16:14 / -6): Zunächst führte er nahtlos das anfangs erfolgreiche Centerspiel fort; in der zweiten Halbzeit aber nur noch ein Wurf (insgesamt 4/5, vier Rebounds).

Statistik

AEK Athen: JAMES (11 Punkte / 22:12 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -1), GREEN (5 / 38:00 / 5), HARRIS (23 / 34:57 / 10), Xanthopoulos (3 / 15:56 / 3), Sakota (20 / 24:58 / 9), Vasilopoulos (5 / 7:31 / 7), LARENTZAKIS (0 /21:04 / -6), Barlow (0 / 4:01 / -7), Moraitis, Mavroeidis (6 / 13:50 / 5), Kavvadas (1 / 4:43 / -7), HUNTER (9 / 12:43 / -8); Feldwurfquote: 30/67 (45 Prozent), davon 7/23 Dreier (31 Prozent): Sakota (3/9), Vasilopoulos (1/1), Harris (1/2), Xanthopoulos (1/2), James (1/3); Freiwürfe: 16/25 (64 Prozent); Rebounds: 26 defensiv, 15 offensiv (James 4/5, Harris 5/3); Ballgewinne: 6 (Harris 4); Ballverluste: 10; Assists: 20 (Green 7); Effektivität: 104 (Harris 31, James 15, Sakota 14).

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 32/77 (42 Prozent), davon 8/20 Dreier (40 Prozent): York (4/9), Brooks (3/3), Doreth (1/2); Freiwürfe: 9/11 (82 Prozent); Rebounds: 28 defensiv, 20 offensiv (Linhart 5/4, Brooks 7/2); Ballgewinne: 7; Ballverluste: 10; Assists: 18 (Robinson 5); Effektivität: 97 (Brooks 19, Linhart 13, Marei 12, Amaize 10, Seiferth 10).

SR: Jasevicius (Litauen), Calik (Polen), Zashchuk (Ukraine); Zuschauer: 1500.

Stationen: 5:11 (5.), 9:15 (6.), 18:17 (9.), 20:21 (1. Viertel), 28:25 (12.), 31:29 (15.), 33:40 (Halbzeit), 38:52 (24.), 50:61 (29.), 57:66 (3. Viertel), 68:69 (34.), 68:74 (35.), 75:76 (38.), 77:81 (39.), 83:81 (Ende).

Im Achtelfinale gegen einen Gruppensieger

Die 81:83-Niederlage bei AEK Athen konnte die Qualifikation von Medi Bayreuth für die Playoffs der Champions League zwar nicht verhindern, aber der bisherige Tabellenzweite fiel dadurch auf den vierten Platz in der Gruppe C zurück. Entscheidend dafür war in der dicht gedrängten Tabelle die komplizierte Konstellationen in den direkten Duellen der vier punktgleichen Mannschaften auf den Rängen drei bis sechs. AEK Athen rückte dabei trotz des verlorenen Gesamtvergleichs gegen Medi Bayreuth (Hinspiel: 73:80) sogar noch an die dritte Stelle vor, während der 92:91-Sieg von Reyer Venedig im heftig umkämpften Spiel gegen Estudiantes Madrid letztlich für beide Mannschaften die undankbaren Plätze fünf und sechs bedeutete.

Im Achtelfinale, das in Hin- und Rückspiel ausgetragen wird (6./7. März beziehungsweise 13./14. März), treffen die Bayreuther nun auf einen der Gruppensieger. Die Paarungen werden am 14. Februar ausgelost zwischen allen Ersten und Vierten jeder Gruppe sowie den Zweiten und Dritten, wobei Begegnungen von Vertretern derselben Gruppe ausgeschlossen sind. Duelle zwischen zwei Mannschaft aus derselben Nation sind dagegen möglich. Die besser platzierte Mannschaft spielt in jedem Fall zunächst auswärts und hat dann den Heimvorteil im Rückspiel, das bei unentschiedenem Gesamtstand aus beiden Partien verlängert wird.

Die Fünften und Sechsten aller Gruppen setzen die Saison in den Playoffs des Fiba-Europe-Cups fort. Sie treffen dabei auf die acht besten Teams der dortigen zweiten Gruppenphase.

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