Matschspielplatz im Waldorfkindergarten

Von Renate Allwicher
Der Matschspielplatz im Waldorfkindergarten ist ganz neu. "Sieht aber aus, als sei er schon immer hiergewesen", sagt Claudia Lutz, die Kindergartenleiterin, die beobachtet, wohin die Kinder den Wasserlauf führen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Am einen Ende wird gepumpt, am anderen Ende geschaufelt und geknetet. Wassererlebnislandschaft heißt offiziell, womit die Kinder des Bayreuther Waldorfkindergartens seit Neuestem in ihrem Garten arbeiten. Die Kinder selbst sagen einfach Matschplatz. Denn darauf kommt es an: Die Finger und die Zehen in feuchte Erde zu graben.

 
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"Wir hatten Glück und deshalb ging das jetzt auch sehr schnell", sagt Susanna Schindelbauer, Verwaltungsangestellte im Kindergarten. Weil der Waldorfkindergarten Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband ist, der von der Glücksspirale Geld zur freien Wohlfahrtspflege erhält, konnten sie sich mit diesem Projekt um Förderung bewerben. 5000 Euro erhielt der Kindergarten für das Projekt, gefördert werden maximal 80 Prozent, den Restbetrag steuert der Förderverein bei.

Nur mit Wasser kann richtig gebaut werden

"Der Wunsch bestand schon lange", sagt die Leiterin des Waldorfkindergartens, Claudia Lutz. "In unserem Kindergarten spielt der Sandkasten eine große und wichtige Rolle. Hier sieht man täglich Kinder in den unterschiedlichsten Altersstufen arbeiten. Es wird gegraben, experimentiert, modelliert, gebacken und noch vieles mehr."

Doch eines sei Kindern wie Erziehern klar - richtig gebaut werden kann nur mit Wasser. Voraussetzung für die Förderung war indes nicht nur der Kinderwunsch, sondern das Konzept dahinter: "Kinder, die in diesem Alter ihre elementaren Bedürfnisse im freien Spiel in der Natur nachgehen können und dürfen, entfalten sich ganzheitlich und müssen dies später in keiner Therapie lernen", sagt Lutz.

Die Kinder bestimmen den Wasserlauf

Geplant haben das Projekt Erzieher und Eltern mit Hilfe der Ochsenfurter Spielbaustelle, einem Verein, der unter anderem ökologische Spiel- und Lebensräume gemeinsam mit deren späteren Nutzern baut. "Alles sollte dabei ganz nachvollziehbar sein, so dass man verstehen kann, wo kommt das Wasser her, wo geht es hin", sagt Matthias "Ossi" Sauer von der Spielbaustelle.

Mit Eltern und Kindern hat er einen Graben ausgehoben, den Schlauch verlegt. "Außerdem sollte alles so sein, dass es die Kinder selbst steuern können. Da muss man natürlich darüber reden, wie man mit der Ressource Wasser umgeht", sagt Ossi.

Wohin das Wasser fließt, ist nicht festgelegt. Die Kinder können mit Hilfe von Lehm oder Holz die Richtung bestimmen, den Lauf erweitern, das Wasser bei Bedarf bis zum Sand umleiten.

Von wegen Kaffee kochen: Hier darf jeder mitdenken

Der Matschplatz ist das zweite Projekt, für das die Spielbaustelle und die Eltern des Waldorfkindergartens zusammenarbeiten. Im vergangenen Jahr musste der Kindergarten seinen Zaun erneuern.

"Anfangs wollte ich einfach, wie im Waldorfkindergarten üblich, mithelfen und hatte erwartet, für Schraubenhalten und Kaffeekochen zuständig zu sein. Doch wir bekamen Säge und Schleifgerät in die Hand gedrückt und duften loslegen - das steigerte die Motivation ungemein. Wir konnten Ideen einbringen und sichtbar etwas verändern", sagt Michaela Steinbauer, die bei beiden Aktionen mit dabei war. Entstanden ist ein Zaun, bei dem kein Brett dem anderen gleicht.

Gemeinsam ist beiden Projekten, dass Kinder und Eltern lernen: "Inzwischen traue ich mir deutlich mehr Holzarbeiten zu als vorher. Durch das Diskutieren der Möglichkeiten haben wir auch gelernt, was man sonst alles beachten muss und wie man solche Projekte technisch umsetzt", sagt Steinbauer. Am Samstagnachmittag, beim Sommerfest des Kindergartens, wird der neue Matschplatz eingeweiht.

Über das Engagement der Ochsenfurter Spielbaustelle an der Grundschule St. Georgen lesen Sie hier.

Auf der Seite des Spielmobil Bayreuth erfahren Sie mehr über die Ochsenfurter Spielbaustelle.

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