Fachleute der Zentralstelle Ingenieurbauwerke und Georisiken (ZIG) bei der Landesbaudirektion Bayern haben nach mehreren Ortsbegehungen und Bohrungen Erkenntnisse gewonnen, die denen der Problematik der Autobahn A70 in Thurnau gleichen: Der Hang gerät in Bewegung. Durch den Bau der Umgehungsstraße bestehe die Gefahr eines Hangrutsches.
In beiden Fällen ist eine Feuerlettenschicht im Erdreich ursächlich. In Thurnau führte diese Gefahr zur kompletten Verlegung des Autobahnstückes. In Mistelbach müsse man den Hang aufwendig stützen, indem 300 Großbohrpfähle mit einem Durchmesser von je 1,2 Metern und einer Länge von 16 Metern eingebracht werden.
Die Kosten für dieses „riesengroße Bauwerk“ bezifferte Baumgärtel auf rund sieben Millionen Euro. Und damit deutlich mehr als die einst veranschlagten Baukosten von bis zu fünf Millionen Euro.
Massiver Eingriff
Mit dieser Stützmaßnahme wird zwar eine Gefahr gebannt, aber möglicherweise eine zweite geschaffen: Die Beeinträchtigung der Trinkwassergewinnung der Gemeinde Eckersdorf. Die Baumaßnahme würde deren Schutzzone tangieren. Ein, so Baumgärtel, „massiver Eingriff“ in die Trinkwassergewinnung der Nachbargemeinde, der ohne deren Zustimmung nicht erfolgen könne.
Das Fazit des Baufachmannes: Angesichts des massiven Eingriffs reiche die bisherige Planfeststellung nicht aus. Außerdem sei mit einem deutlichen Zuwachs der Kosten für die Umsetzung der Maßnahme zu rechnen. Seriöse Zahlen könne er nicht nennen, sagte Baumgärtel. Aber auf Nachfrage von Martin Schütze (Pro Mistelbach), ob sich die Kosten in Richtung 20 Millionen Euro bewegen könnten, meinte er, diese Größenordnung „kommt hin“.
„Momentan nicht machbar“
Harald Licha (SPD) betonte, unter den gegebenen Umständen sei die Ortsumgehung „momentan nicht machbar“, da auch Eckersdorf betroffen sei. Bürgermeister Matthias Mann hielt das Projekt angesichts eines Zuschusses in Höhe von 80 Prozent des Freistaates im Gegensatz zu Licha finanziell für machbar. Aber das Thema Wasserversorgung Eckersdorf lasse es wohl nicht zu.
Seine Enttäuschung konnte er nicht verbergen: „Die Gegner der Umgehung werden zufrieden sein, die Befürworter enttäuscht. Denn der Verkehr auf der Hauptstraße wird nicht weniger, eher mehr.“
Einen Hoffnungsschimmer für die Anwohner gibt es immerhin. Auf Manns Frage, ob und wie man die Ortsdurchfahrt verbessern könne, antworte Baumgärtel, dass man den Lärmschutz und die Verkehrssicherheit in den Mittelpunkt möglicher Maßnahmen stellen müsse. Man müsse beides, durch neutrale Experten, genauer unter die Lupe nehmen und dann entscheiden, was möglich und machbar sei. Darüber befinden, wie es weitergehe, müsse der Gemeinderat.