Markus Kattner: Der Fifa-Mann aus Bayreuth

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Einem gebürtigen Bayreuther kommt beim außerordentlichen Kongress der Fifa in Zürich eine besondere Rolle zu: Als Interims-Generalsekretär wird Markus Kattner den Statuten gemäß am Freitag durch die Veranstaltung führen und auch den Namen des neu gewählten Fifa-Präsidenten verkünden.

 
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Dem breiten Fußball-Publikum ist der Top-Funktionär des Weltverbandes bislang weitgehend unbekannt. Seit dem Radikalumbruch im Herbst gilt der 45-Jährige jedoch als der heimliche Herrscher in der Fifa-Zentrale, nachdem Präsident Joseph Blatter und Generalsekretär Jérôme Valcke ihre Büros räumen mussten. 2003 kam Kattner als Finanzdirektor zur Fifa. Verdachtsmomente über Verwicklungen in krumme Geschäfte gibt es gegen ihn nicht. Aber diverse dubiose Zahlungsflüsse beim Weltverband sollten ihm bekannt gewesen sein.

Wie alle anderen deutschen Kongressteilnehmer in Zürich bekleidet Kattner als Interims-Generalsekretär ein Übergangsamt. Als sich die Funktionärswelt zuletzt im Mai 2015 zum regulären Fifa-Kongress in Zürich getroffen hatten, war der deutsche Fußball noch die Instanz für eine moralische Wende im Weltverband. Neun Monate später steckt aber auch der DFB wegen des Sommermärchen-Skandals in der Krise und hat viel an Reputation verloren.

Zu Markus Kattner: Markus Kattner wurde am 24. September 1970 in Bayreuth geboren. Aufgewachsen ist er in München, wo er auch an der Technischen Universität ein Ingenieurstudium absolvierte und zwischen 1988 und 1992 für die SG BC/USC beziehungsweise Lotus München in der 2. Basketball-Bundesliga Süd spielte. Später promovierte der deutsch-schweizerische Doppelstaatsbürger an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne. Über die Unternehmensberatung McKinsey & Company kam der Vater dreier Töchter 2003 als Finanzdirektor zur Fifa nach Zürich. 2007 übernahm er zusätzlich den Posten des stellvertretenden Generalsekretärs, nach der Suspendierung von Jérôme Valcke wurde er Interims-Generalsekretär. Als Hobbys nennt der Vater dreier Töchter Fußball, Joggen, Skifahren und Klavierspielen. red

Die deutschen Vertreter in Zürich und ihre Aufgaben:

Reinhard Rauball: Der DFB-Interimschef ist Delegationsleiter der deutschen Funktionäre. Durch sein Engagement als Ligapräsident und Präsident von Borussia Dortmund ist er international respektiert. Sonderlich beliebt ist Rauball in Fifa-Kreise aber nicht. Zu oft äußerte der Jurist Fundamentalkritik an den Zuständen in Zürich und am umstrittenen WM-Gastgeber 2022, Katar. Die Kongresswoche in der Schweiz kommt für Rauball zudem reichlich ungelegen. Eine Woche vor der Präsentation des internen Freshfield-Reports zu den Machenschaften vor der WM-Vergabe 2006 hat er eigentlich auf nationaler Ebene genug um die Ohren.

Rainer Koch: Auf seine Wurzeln im Amateurfußball ist der zweite DFB-Interimschef stolz. Der Jurist ist und bleibt ein Mann der Basis. Koch ist aber auch ein begnadeter Strippenzieher und wird beim Auswärtsspiel auf internationalem Parkett sicherlich keine schlechte Figur abgeben. Doch es wird ein Intermezzo bleiben. Wenn die Nachfolgeregelung im DFB mit dem designierten Präsidenten Reinhard Grindel im April vollzogen ist, wird sich Koch wieder auf sein Kerngeschäft als Boss der bayrischen Fußballwelt und Justiz-Experte im DFB konzentrieren.

Reinhard Grindel: DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock musste seine Kongressteilnahme wegen Krankheit kurzfristig absagen. Im Hallenstadion wird anstelle des wegen seiner Nähe zu Niersbach nicht unumstrittenen Funktionär nun der designierte Präsident Grindel als drittes Delegationsmitglied auf dem Platz mit dem Schild Germany sitzen. Der Schatzmeister kann somit schon einmal Kongressluft schnuppern. Zu klären wird die Frage sein, wer den deutschen Stimmzettel in die Wahlurne werfen wird. Dieses Privileg hatte zuletzt immer Sandrock gehabt.

Wolfgang Niersbach: Als Mitglied des Exekutivkomitees wird der wegen des Sommermärchen-Skandals zurückgetretene Ex-DFB-Boss auf dem Podium der Macht von Fifa und Uefa sitzen. Eine gewisse Schadenfreude über den Absturz des Moralapostels ist in Fifa-Kreisen vernehmbar. Die Funktionärszukunft hängt für Niersbach davon ab, wie die Fifa-Ethikkommission auf die Veröffentlichung des Freshfield-Reports reagiert und die Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in der WM-Causa laufen.

Karl-Heinz Rumenigge: Noch steht der Bayern-Boss bei der Uefa in der zweiten Reihe. Doch der Einfluss Rummenigges als künftiges Exekutivmitglied wächst. Im Mai wird er in seiner Funktion als Chef der European Club Association, der Vereinigung der wichtigen Fußball-Clubs, offiziell in das Gremium aufrücken.

red/dpa

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