Marktredwitz Kantor will wieder mit Chören arbeiten

Richard Ryba
Noch steht Kantor Michael Grünwald alleine in der Marktredwitzer Stadtkirche Sankt Bartholomäus. Das soll sich ändern. Grünwald will hier die Arbeit mit den Chören wieder aufnehmen. Foto: Florian Miedl

Das Proben unter den Corona-Bedingungen ist nicht einfach, aber möglich. Michael Grünwald entwickelt ein Konzept - und einen Plan für die Weihnachtszeit.

 
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Marktredwitz - Der Marktredwitzer Kantor Michael Grünwald hat ein Hobby: Er restauriert gerne Möbel. Als im März wegen der Corona-Pandemie die Kirchenmusik verstummen musste, fand er seither viel Zeit für sein Steckenpferd. Er widmete sich den Türen der Heilig-Geist-Kirche in Oberredwitz und der Stadtkirche Sankt Bartholomäus, um sie zu erneuern. "Mittlerweile bin ich bei der 15. Tür", sagt Grünwald, der nun aber als Kantor der evangelischen Kirchengemeinde in Marktredwitz zu seiner eigentlichen Bestimmung zurückkehren und die Arbeit mit den Marktredwitzer Chören wieder aufnehmen möchte.

Förderverein für die Kirchenmusik gründet sich

Um die Kirchenmusik in der evangelischen Kirchengemeinde Marktredwitz auch in Zukunft zu sichern, wird sich am Freitag, 16. Oktober, in der Stadtkirche ein Verein zur Förderung der Kirchenmusik gründen. Beginn der Gründungsversammlung ist um 19 Uhr. Laut Kantor Michael Grünwald stehen genügend Leute für die Vorstandsämter bereit. Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden soll der Verein finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um die laufende Arbeit zu unterstützen und Konzerte zu ermöglichen. Ein Grundstock ist der Erlös aus den CD-Verkäufen des Vokalquartetts

Gloria Patri: Stolze 2500 Euro sind dabei zusammengekommen.


Am kommenden Montag, 12. Oktober, soll es losgehen. Um 19.30 Uhr trifft sich der Kammerchor zur ersten Probe seit der coronabedingten Zwangspause. Am nächsten Tag, 13. Oktober, geht es um 18.30 Uhr mit dem Gospelchor Good News weiter. Grünwald, der auch Bezirkskantor des Dekanats Weiden ist, hat ein Konzept erarbeitet, mit dem es möglich sein sollte, wieder in die Proben und in die Kirchenmusik einzusteigen. Die Sänger treffen sich demnach nicht mehr im Saal des Pfarrhauses, sondern im geräumigeren Kirchenschiff von Sankt Bartholomäus, wo jedem ein spezieller Platz zugewiesen ist. So kann der zwingend vorgeschriebene Abstand von mindestens zwei Metern zwischen den Chormitgliedern gewährleistet werden - zum Schutz vor den berüchtigten Aerosolen, die beim Singen noch mehr als beim Sprechen in der Luft schweben. Zudem gelten die unter Corona üblichen Hygienemaßnahmen wie das Desinfizieren am Eingang und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, bis man an seinem Platz ist. "Wir werden sehen, wie das Proben mit dem großen Abstand geht - ob wir uns finden. Es ist eben eine völlig neue Situation", sagt der Kantor.

Wenn die Chorproben unter Corona-Bedingungen gelingen, dann sollen von jedem Ensemble drei Stücke auf Video aufgenommen werden. Sie können dann in den Andachten und Gottesdiensten während der Advents- und Weihnachtszeit in Bild und Ton abgespielt werden. Denn: Wenn Gottesdienst-Besucher in der Stadtkirche sind, dann ist für einen Chor kein Platz mehr. Dafür sei Sankt Bartholomäus zu klein, sagt der Kantor. Chöre als Videoeinspielung in der Kirche: Das wäre ein Kompromiss, um den Wünschen der Gemeindemitglieder nach mehr Kirchenmusik und den Corona-Vorgaben gerecht zu werden.

Auch mit dem Vokalensemble Gloria Patri und einer Solistin - Grünwalds Tochter Friederike - sollen Videos entstehen. "Dann haben wir genügend Material: solistisch, im Quartett, klassische Stücke mit dem Kammerchor und Modernes mit dem Gospelchor", gibt sich der Kantor optimistisch.

Während der Posaunenchor bereits in der Kirche gespielt hat, nämlich zur Konfirmation, sieht es für den Großen Marktredwitzer Chor eher schlecht aus. Eigentlich war vorgesehen, dass das rund 80-köpfige Ensemble im Juni 2021 in der Glasschleif in Marktredwitz die Friedensmesse von Karl Jenkins und das Mozart-Requiem aufführt. Aber in dieser Größenordnung sind Chorproben derzeit völlig unmöglich, wie Grünwald sagt. "Der Große Chor liegt derzeit noch auf Eis."

Was eher geht, das sind musikaliche Darbietungen in kleinerer Besetzung. So wird am 22. November, dem Ewigkeitssonntag, die Solokantate "Geist und Seele wird verwirret" von Johann Sebastian Bach in Sankt Bartholomäus zu hören sein. Zehn Akteure werden unter der Leitung von Grünwald im Chorraum der Stadtkirche musizieren: Adelheid Lang aus Gößweinstein singt die Solo-Alt-Stimme. Begleitet wird sie von einem kleinen Streicherensemble mit drei Oboen. Den höchst anspruchsvollen Orgelpart übernimmt die Wunsiedler Kirchenmusikerin Ulrike Schelter-Baudach. Zu dem Gottesdienst werden alle Gemeindemitglieder eingeladen, die heuer einen Sterbefall in der Familie hatten - wobei das Platzangebot auf höchstens 140 Gottesdienst-Besucher beschränkt ist.

Die Gläubigen dürfen sich also wieder auf etwas mehr Kirchenmusik in Marktredwitz freuen. Was Kantor Grünwald aber nicht davon abhalten wird, weiterhin Kirchentüren zu restaurieren.

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