Mann am Ochsenkopf reanimiert – Was tun heimische Liftbetreiber für die Sicherheit der Skifahrer? Er ist der Lebensretter vom Ochsenkopf

Von A. Gewinner und K. Wojczenko
So ähnlich hat es gestern am Ochsenkopf ausgesehen: Bergwacht und Rettungshubschrauber waren für einen Skifahrer im Einsatz. Archivfoto: Bergwacht Foto: red

Notfall auf der Piste: Am Dienstag um 10 Uhr wird die Bergwacht Bischofsgrün auf die Abfahrt Ochsenkopf Nord gerufen, weil ein Mann auf der Piste kollabiert ist. Sein Glück im Unglück: Ein Patissier mit Ausbildung zum Rettungssanitäter ist sofort zur Stelle. Die heimischen Liftbetreiber investieren in Sicherheit.

 
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Die Rettung: Im beruflichen Leben ist Christoph Vejdovsky für süße Sachen zuständig. Der 22-jährige Wiener ist vor zwei Jahren nach Wirsberg gekommen und arbeitet als Chefpatissier in Herrmann Romantik Posthotel. Am Dienstag ist er auf Skiern am Ochsenkopf unterwegs, als er einen etwa 70-jährigen Mann leblos auf der Piste liegen sieht. Zwei andere ältere Skifahrer sind schon bei ihm, haben die Bergwacht alarmiert. Und festgestellt, dass der Mann nicht mehr atmet.

„Ich habe schnell gehandelt, es ist alles wiedergekommen“, schildert Vejdovsky. Er hat seinen Zivildienst beim Roten Kreuz absolviert, eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht; außer zu Krankentransporten ist er auch einige Male mit dem Notarzt ausgerückt. Dreimal war er dabei in der gleichen Situation wie gestern, „leider alles negativ.“

"Nach ein paar Stromstößen hat er wieder zu atmen angefangen"

Anders am Dienstag: Unfallstelle absichern, Helm abnehmen, Kleidung öffnen, mit der Herzmassage beginnen. „Es kam im Kopf alles wieder, was ich gelernt habe.“ Zwei Minuten später trifft die Bergwacht ein, einer der Bergwachtler kümmert sich mit Vejdovsky weiter um den Leblosen, der zweite holt den Defibrillator – und behandelt damit das Kammerflimmern, eine Vorstufe des Herzstillstands. „Nach ein paar Stromstößen hat er wieder zu atmen angefangen“, erzählt Vejdovsky.

Zehn Minuten später landet der Rettungshubschrauber Christoph 20 auf der Piste. Da kann der Mann schon wieder wieder selbstständig atmen. Mit einem Geländefahrzeug der Bergwacht wird er abtransportiert und danach dem Rettungsdienst übergeben.

Christoph Vejdovsky laden die Bergwachtler auf einen Kaffee in ihrem Dienstraum in der Talstation ein. „Und sie wollten mich gleich für den aktiven Bergwachtdienst gewinnen, als sie erfahren haben, dass ich das gelernt habe. Würde ich auch gerne machen, aber das klappt leider beruflich nicht.“

Sicher auf der Piste

Am Sonntag waren in Feldberg in Baden-Württemberg zwei Skifahrer gegen den Masten einer Schneekanone gekracht und gestorben. Der Kurier hat deshalb in der Region nachgefragt: Wie sicher ist das Skifahren bei uns? Was tun die Liftbetreiber?

Das sagt die Bergwacht: „Diese Saison ist noch nichts Außergewöhnliches passiert“, hatte Alexander Pscherer, Regionalleiter Fichtelgebirge, dem Kurier noch am Dienstagmorgen gesagt. Dann retten die Bergwachtler den Senioren. Spektakulär, aber nicht außergewöhnlich, sagt Pscherer. Außergewöhnlich, das sind Zusammenstöße, Unfälle mit Alkoholeinfluss oder Fremdbeteiligung. Etwa 50 Einsätze hatten seine Leute diesen Winter bislang. Vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen, auf der Anstellspur genauso wie auf flachen oder steilen Stücken. „50 sind wenig, wie schon vorigen Winter.“

Alles sind selbstverschuldete Stürze, mit Verletzungen an Arm, Bein, Bändern und Knie. „Ganz normales Tagesgeschäft, keine gravierenden Verletzungen“, sagt Pscherer. Noch etwas fiel schon im vorherigen Winter mangels Schnee weg: der Funpark in Mehlmeisel, der wegen seiner Sprungschanzen für Snowboarder ein Unfallschwerpunkt gewesen sei.

Am Ochsenkopf sei ein Anfängerhang, wohin besonders viele Städter kämen, sagt Christopher Häfner von der dortigen Bergwacht. Sie wollen im Fichtelgebirge testen, ob ihnen Skifahren liegt, bevor sie „ins richtige Gebirge“ fahren – und dafür ihre uralte Ausrüstung hervorholen oder sich etwas borgen. Die Skier fahren sich schwerer. Ist dann die Bindung nicht richtig eingestellt, löst der Ski sich beim Sturz nicht gleich.

Das sagen die Liftbetreiber: „Wir geben jede Saison etwa 10 000 Euro für die Sicherheit aus“, sagt Andreas Schreyer, Liftbetreiber am Ochsenkopf – für aktuell etwa zwei Kilometer Zäune, 100 Prallschutzmatten und 200 Schilder. Kürzlich hat er einen Hinweis von einer skifahrenden Rechtsanwältin vom Verein Skilex bekommen, dass an einer Abfahrt ein Hinweis auf die kreuzenden Loipen fehle. Das sieht Schreyer ein. Die Langläufer haben ein Schild.

Er sagt aber auch: „Wenn man ein Schild mit Pfosten aufstellt, ist der Pfosten wieder eine Gefahr.“ Und die Förster seien nicht begeistert, wenn er es an einen Baum nagelt. Und: „Ich will es sicher machen, aber ich will die Leute auch nicht verwirren.“ Oder dass der Skifahrer vor lauter Schilderlesen den kreuzenden Langläufer übersieht. Vorgekommen sei das am Ochsenkopf noch nicht.

Am Klausenlift in Mehlmeisel fahren an guten Wochentagen im Schnitt 1000, am Wochenende 1600 Skisportler. Etwa drei Mal am Tag wird die Piste kontrolliert. „Direkt gefährliche Stellen haben wir keine, aber viele unterschätzen die Geschwindigkeit“, sagt der stellvertretende Liftbetreuer Benjamin Müller. Wenn mal einer in die Liftspur fährt, macht er eine Durchsage oder spricht denjenigen an. Wie Schreyer sagt er: „Die meisten sind vernünftig und halten sich an die Regeln. Und etwa 80 Prozent tragen sogar einen Helm.“

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