Mangelnde Beteiligung von Eltern gefährdet Kindergartensommerfeste – In Hollfeld abgesagt Ohne Mama und Papa geht es nicht

Von Amelie Wollny
Heuer packten die Kinder kräftig zu, im nächsten Jahr müssen aber die Eltern ran: Da braucht der Pegnitzer Kindergarten St. Franziskus nämlich viele Helfer für das Jubiläumssommerfest. Helfer sind aber für die meisten Kindergärten nicht immer leicht zu finden. Foto: red

Singen, Tanzen – das haben die Kinder der Kindertagesstätte Hollfeld wochenlang fleißig geprobt. Für einen ganz besonderen Tag: Das Sommerfest Ende April, da war ihr großer Auftritt geplant. Aber dann gab es kein Sommerfest. Wegen mangelnder Beteiligung und Mithilfe der Eltern sagte die Kindergartenleitung das Fest ab. Auch andere Kindergärten in der Region haben Probleme, motivierte Helfer zu finden.

 
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„Für das Fest brauchen wir mindestens 50 Kuchen, außerdem gibt es immer eine Salatbar – aber mit sechs Salaten brauch’ ich da gar nicht erst anfangen“, sagt Burkhard Lawatsch, Leiter der Kindertagesstätte. 500 bis 600 Menschen kommen jedes Jahr zu dem Fest, sagt Lawatsch. Es muss verkauft werden, im Vorfeld gebastelt, jemand muss die Stände betreuen, es muss auf- und abgebaut und saubergemacht werden – so ein Kindergartensommerfest ist ein großer organisatorischer Akt. Ohne Helfer geht das nicht. „Aber fragen Sie mal bei Vereinen nach: Es gibt doch nur noch wenige, die sich in ihrer Freizeit irgendwo ehrenamtlich engagieren.“ Lawatsch sah sich gezwungen, das Fest abzusagen. „Freilich waren die Kinder richtig traurig, und das hat mich auch traurig gemacht“, sagt er. „Naja, und die Eltern, die haben ganz schön bedröppelt geschaut.“

Dass so ein Sommerfest ein riesiger Aufwand ist, bestätigen auch die Kindergartenleiter anderer Einrichtungen. „Und meistens sind es nur wenige Schultern, die die Hauptlast stemmen“, sagt Annemarie Förster vom Städtischen Kindergarten in Auerbach. „Aber das Personal kann das wirklich nicht alles alleine schaffen – wir sind da auf die Hilfe der Eltern angewiesen“, ergänzt Ursula Fabiger, Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte Rosental in Creußen. „Es ist ja auch ein Familienfest.“

Die Mechanismen in den Kindergärten ähneln sich: Die meisten haben einen sehr engagierten Elternbeirat, der bei den Festen voll mit anpackt. Die restlichen Eltern müssen gebeten beziehungsweise erinnert werden: Durch Aushänge, Briefe, Anrufe oder persönliche Gespräche. „Wenn man Listen ohne Kommentar aushängt, geht es aber sehr schleppend“, sagt Förster aus Auerbach. In Pegnitz ist es genauso: „Ich kann nicht sagen: Das läuft, gar kein Problem“, sagt Natalia Michel, Leiterin des St. Franziskus Kindergarten. „Man muss die Leute schon immer persönlich ansprechen.“ Die Auerbacher greifen zu einem kleinen Trick: Dort stehen die Namen der Kinder auf kleinen Zetteln, die im Eingangsbereich hängen. Eltern, die sich als Helfer eintragen, nehmen den Zettel ihres Kindes herunter. „Dadurch, dass es öffentlich ist, sind die Eltern vielleicht ein wenig mehr motiviert“, sagt Förster. „Außerdem machen die Kinder indirekt ein wenig Druck, wenn sie fragen, warum ihr Zettel noch dranhängt.“

Ans Absagen von angesetzten Festen haben die befragten Leiterinnen noch nicht gedacht. „Das Fest ist für die Kinder ja richtig wichtig“, sagt Manuela Raum vom Kindergarten Riegelstein in Betzenstein. „Und für die Eltern doch auch.“ Aber auch nicht in allen Kindergärten gibt es jedes Jahr ein Sommerfest: Der Rosental Kindergarten feiert alle zwei Jahre, und da der Pegnitzer nächstes Jahr großes Jubiläum hat, gibt es heuer statt eines Sommerfestes einen Mutter- und Vatertag und im Juni einen Ausflug. „Für beide Feste hatten wir heuer nicht die Kraft. Daher gibt es kein Sommerfest, dafür nächstes Jahr ein richtig großes Fest“, sagt Michel.

Auch wenn es nicht immer einfach ist: Die Leiter der Kindergärten sind mit ihren Eltern eigentlich zufrieden. Dass nicht jeder helfen kann, ist Förster bewusst: „Es gibt viele Alleinerziehende und Berufstätige, die viel arbeiten – da ist das mit dem Engagieren manchmal ja nicht so leicht.“ In Hollfeld gibt es übrigens statt des Sommerfestes einen Oma- und Opa-Nachmittag, an dem die Kinder das Einstudierte vorführen werden. Ohne Eltern. Für die gab es gestern aber einen Vater- und Muttertag.