Manche schwingen Lianen, andere biegen sie Tag 4 im "Dschungelcamp": Blindfische in Schlangengruben

Von Kerstin Fritzsche
 Foto: red

Jeder kennt das von Jugendfreizeiten, Pfadfinder-Zeltlager oder vielleicht auch Familienurlaub: Der vierte Tag bei einer Gruppenreise ist der des Lagerkollers. Alle sind resigniert, langweilen sich oder zicken sich an. Oder drehen durch, gemäß der alten Weisheit „Nach müd kommt blöd“. Im „Dschungelcamp“ war an Tag 4 von allem was zu finden.

 
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Worüber heute vermutlich ganz Fernseh-Deutschland redet, ist die superwichtige Frage: Hat der Walter, oder hat er nicht? Fakt ist, dass er den Satz „Ich bin ein Star, ich hol' ihn hier raus!“ sprach. Aber ob da jetzt wirklich eine Freiwald-Liane baumelte oder ob die Umsetzung der Androhung nicht doch eher in Rolfes Traum allein stattgefunden hat, ist trotz 24-h-Kameras glücklicherweise unklar. Wahrscheinlich, weil RTL schon schnell merkte, dass das mit Sex nichts zu tun hat, sondern eigentlich nur Traumata verursacht, bei Zuschauern, wie den anderen Camp-Teilnehmern. Interessant ist aber diese neue Strategie von Walter. Nach dem Opfer, der Bitch und dem unverstandenen Super-Leader kommt nun der Freak zum Vorschein. Quasi heute eine ganz andere Form von #WalterLeaks.

Dass Walter ein ziemlich schräger Vogel ist, wissen wir ja schon seit zwei Tagen. An Tag 4 im Camp hat er jedoch ein bisschen zu viel gerollte Palmenblätter geraucht und denkt, er sei einer. Immerhin: beachtliche Palette zwischen Kakadu und Geier, da beim Imitieren. Warum will er da eigentlich noch zu „Wetten, dass...?!“? Die wahre Berufung hat sich hier doch grad offenbart.

Während die anderen das ziemlich unterhaltsam finden, ist Der Mann Aurelio genervt. Aber nicht, weil es ihn selbst stört, sondern weil er nach zwei Tagen Untertauchen (was hat der eigentlich gemacht? Sit-ups? Lianen biegen?) jetzt mal wieder seiner Rolle als Camp-Leader gerecht werden muss. Das GZSZ-Hübschchen Jörn schläft nämlich schon seinen Schönheitsschlaf, und da stört der Piepmatzis Walterensis nur. Zicken-Alarm! „Der hat sie doch nicht mehr alle“, so Walter über Aurelio. „Der lässt keinen neben sich walten und greift andere an!“ Gott sei Dank ist Walter so harmoniesüchtig, und dasselbe würde andersherum nie passieren.

Beauty-Queen Jörn (wo, verdammt, hat er bloß das Haarwachs versteckt? In Tanjas Dekolleté? Unter Rebeccas Wischmopp-Kopftuch?) hat derweil von all dem gar nichts mitbekommen. Weil er die ganze Zeit mit der Pflege seines prächtigen Haupthaars beschäftigt ist. Also, dachten wir. Aber nein: Der Jörn, der macht das Feuer und das Wasser. Und das wiederum kriegen die anderen vermutlich gar nicht mit. Auch diese Situation kennen wir aus WGs: Es gibt immer den einen, der viel zu nett ist für diese Welt, der den Papierkram erledigt, öfter als die anderen den Müll rausbringt und die Telefonrechnungen bezahlt. Und der ansonsten aber ziemlich langweilig ist. Langweilig bis zur Unauffälligkeit: „Ja, der Björn, ach, das ist'n ganz Netter, ja!“, so Rolfe.

Naja, von diesem Image konnte der nette Jörn sich ja dann gleich zusammen mit „Tische“ im Fit-und-schlau-Test entfernen. Knallhart war er da Tanjas Schauspieltalent ausgesetzt und sprang über imaginäre Schlangengruben und wich Krokodilen aus und Horden von Spinnen und zurückschnellenden Ästen. Balancierte über einen Balken, zwei mal Aurelio lang, um dann einer Tanja, zwei mal üppig, um den Hals zu fallen. Stolz: „Hat sie toll gemacht! Ich bin Schauspieler, ich merke, wenn's nicht echt ist!“ Leider merkte er dann echt nicht, dass er den Schlüssel der Schatzkiste ins falsche Schloss steckte, obwohl die Crew mit der Entscheidungsfindung noch nicht ganz fertig war. Tja, leider keine Schokolade.

Um sich noch weiter von der Nettigkeit zu entfernen, darf Jörn ja dann heute mit Walter in die Dschungel-Prüfung. Mal sehen, wie es da dann mit seinem schauspielerischen Talent (Ich tu einfach so, als wäre dieser Kotzfrucht-Drink hier ein Gin Tonic) aussieht.

Die gestrige Tauchgang-Prüfung meisterte Angelina ja ganz passabel. Nur hätte sie vielleicht Rolfes Brille gebraucht, denn in Sachen Fenster-Deko-Sterne war die kleine Meerjungfrau ja eher ein Blindfisch. Und eigentlich hätte sich RTL den ganzen Aufwand mit den fünf Becken und dem Getier da drin auch sparen können. Für Angelina hätte schon als Prüfung gereicht, wie sie zwischen Wasserlochrand und Leiter ins Wasser kommt: „Hä? So dünn bin ich ja nun auch wieder nicht...!“ Ja. Und so helle auch nicht, ne.