Du warst früher Straßenmusiker. War das dein Traum oder der einzige Weg an Geld zu kommen?
Christian Gingerich: Ich war sehr lange Straßenmusiker. Ich habe als Teenie schon Musik gemacht und war mit 14 Jahren auf einer Jugendfreizeit in Holland zum Segeln. Da waren auch einige andere Hobbymusiker dabei. Wir haben uns dann einfach mal in den Hafen gesetzt und Musik gemacht und die Leute haben uns tatsächlich Geld gegeben. Das war überraschend und einfach ein tolles Gefühl. Als ich dann nach Hause gekommen bin, habe ich mich vor den Karstadt gesetzt und gespielt. Das habe ich dann später auch in Heidelberg, Stuttgart und Freiburg gemacht. Später dann in ganz Europa und in Südamerika.

Du hast dann keine Ausbildung gemacht, war das für dich klar, dass du Sänger wirst?
Gingerich: Das war mir mit 14 schon klar, da hatte ich das erste Konzert mit meiner Rockband NTS. Wir hatten eine Halle gemietet und waren total aufgeregt, weil schon über 400 Leute da waren. Am Ende kam dann auch noch das Mädchen auf die Bühne, in das ich verliebt war, und hat mich geküsst. Da war es mir dann einfach klar. Dieses Gefühl füllt einfach aus. Da brauche ich nichts anderes mehr.

Auf was für einer Schule warst du? Wie ging es danach für dich weiter?
Gingerich: Ich habe Abitur gemacht und anschließend Zivildienst geleistet. Ich bin danach nach Chile in Südamerika. Mich haben einfach die Sprache, die Kultur, die verschiedenen Tänze und natürlich auch die Mädchen dort interessiert. Da ist auch mein Künstlername entstanden.

Was bedeutet der Name Cris Cosmos?
Gingerich: Der Name steht für Weltoffenheit und Weltbürgertum. Dass alle Menschen gleich sind, aber das doch jeder etwas Besonderes hat, das sich lohnt, entdeckt zu werden.

Den ersten Song, den man von dir auf Youtube findet, heißt „Scheiß Facebook“. Bist du selbst bei Facebook angemeldet?
Gingerich: Ich habe gerade mein drittes Profil aufgemacht, weil die anderen voll sind. Ich benutze es als Künstler einfach gerne als Postausgang, um meinen Fans zu sagen, was gerade so bei mir los ist. Aber ich kann auch mal darauf verzichten. Ich war mit meiner Süßen für eine Woche in Andalusien surfen und hatte zwar den Laptop dabei, aber habe das W-Lan ausgelassen. Meine Freundin hat gesagt, dass ich, als ich auf dem Flug geschlafen habe, immer mit dem Finger in die Luft getippt habe, als ob ich meine Mails abrufen würde. Das ist schon ein wenig verrückt.

Also bist du gar nicht so gegen die digitale Welt?
Gingerich: Nein, ich stecke da auch voll drin und will auch nicht mit dem Song sagen, dass ich ein Hippie bin, der nur in der Höhle haust und auf Bäumen wohnt. Ich finde es nur krass, wie die Welt heute funktioniert. Mit dem Lied will ich einfach nur sagen, dass man auch den Off-Knopf drücken sollte und mal wieder richtig leben soll. Das richtet sich auch in erster Linie an mich selbst.

Was stört dich am meisten daran, dass alles von Technik abhängig ist?
Gingerich: Es stört mich, dass es überhand genommen hat. Als Kind habe ich davon geträumt, dass es Videotelefonie gibt. Ich war total geflasht, als ich das in den Star-Wars-Filmen gesehen habe, und wollte das auch immer machen. Jetzt lebe ich in einer Welt, wo das kein Problem mehr ist.

Wie viel Zeit verbringst du dann vor dem Computer oder dem Handy?
Gingerich: Ich bin zwar Musiker und bin überall auf Konzerten und reise durch die Welt, aber trotzdem sitze ich bestimmt zwei Drittel meiner Zeit vorm Laptop und organisiere meinen Kram und wickle die ganzen Geschäfte ab. Ich kenne auch wirklich kaum jemanden, der nicht acht bis zehn Stunden am Tag vor dem Bildschirm sitzt. Das tut den Menschen einfach nicht gut. Es ist schon erschreckend, wie abhängig wir davon sind. Wir sitzen den ganzen Tag auf der Arbeit vor dem Computer und wenn wir heimkommen, loggen wir uns in Facebook ein oder streamen Filme. Das ist bei mir genauso, die Versuchung ist oft einfach zu groß.

Was war für dich dein größter Erfolg?
Gingerich: Diesen größten Erfolg gibt es nicht nur ein Mal. Das passiert ab und zu. Für mich ist es einfach der Moment, wenn man es schafft, bei einem Konzert mit seiner Musik das ganze Publikum zu begeistern. Man spürt dann die Energie fließen und alle sind in blanker Euphorie. Da spielt es auch keine Rolle, wie viele Leute im Publikum sind. Mir ist es sogar lieber, wenn ich die letzte Reihe noch überblicken kann. Eine große Menge ist schwieriger zu begeistern. Es kann auch in einem Wohnzimmer sein, wenn die Leute passen.

Singst du deine Songs nur auf Deutsch?
Gingerich: Mein erstes Album war in Deutsch und in Brasilianisch, aber in letzter Zeit war ich nicht mehr so viel im Ausland. Deswegen gibt es in letzter Zeit eher weniger, weil ich dann einfach nicht in der Sprache drin bin. Das wäre dann nicht das gleiche Gefühl.

Was erwartet uns in Zukunft?
Gingerich: Erst mal kommt das Konzert in Pressath. Wir waren letzten Herbst schon da. Auch wenn wir hier noch ein unbeschriebenes Blatt waren, war eine geile Stimmung. Es waren ca. 30 Leute da, aber der Veranstalter meinte, dass wir die beste Band waren, die sie bis jetzt gebucht haben. Außerdem nehme ich in nächster Zeit einen Song mit Mellow Mark auf. Da freue ich mich schon besonders drauf, weil ich persönlich ein großer Fan bin.