Mammuts in Österreich Knochenfund im Weinkeller elektrisiert Forscher

Markus Brauer/
Experten legenin einem Weinkeller im österreichischen Gobelsburg Mammutknochen frei. Es soll sich um den „bedeutendsten Fund dieser Art seit mehr als 100 Jahren“ handeln. Foto: H. Parow-Souchon/ÖAW-ÖAI/dpa

In einem Weinkeller in Österreich ist ein Winzer bei Umbauarbeiten auf Mammutknochen gestoßen. Vor 150 Jahren gab es in einem angrenzenden Weinkeller desselben Ortes bereits einen ähnlich bedeutenden Fund. Archäologen sprechen von einer „Sensation“.

 
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Eigentlich wollte Winzer Andreas Pernerstorfer nur seinen alten Weinkeller in Gobelsburg-Zeiselberg, einer Ortschaft der Stadtgemeinde Langenlois im Bezirk Krems-Land in Niederösterreich, ein wenig umbauen. Doch als er Anfang Mai immer tiefer in das Erdreich grub, stieß er plötzlich auf seltsame Knochen.

30 000 bis 40 000 Jahre alte Mammutknochen im Weinkeller

Da ihm die Relikte für normale Nutz- oder Wildtiere zu groß erschienen, wandte er sich an das österreichische Bundesdenkmalamt in Wien. Dieses wiederum schaltete Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ein. Diese Spatenforscher identifizierten die Knochenfunde als 30.000 bis 40.000 Jahre alte Mammutknochen. Nach Aussage des Bundesdenkmalamts hatten Archäologen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bereits Mitte Mai mit den Grabungen begonnen.

„Bedeutendster Fund dieser Art seit mehr als 100 Jahren“

Mittlerweile gehe man davon aus, dass es sich bei den Mammutüberresten um den „bedeutendsten Fund dieser Art seit mehr als 100 Jahren“ handle, sagt die Leiterin der vom Bundesdenkmalamt und dem Land Niederösterreich finanzierten Grabung, Hannah Parow-Souchon. Die Experten hätten mehrere Schichten mit fossilen Überresten der gigantischen eiszeitlichen Tiere freigelegt.

„Eine so dichte Knochenlage von Mammuts ist selten“, betont die Forscherin. Es könnte sich um einen Ort handeln, an dem Steinzeitmenschen einst die riesigen Tiere in eine Falle getrieben und getötet hätten. Von der nicht alltäglichen Auffindesituation erhofften sich die Wissenschaftler neue Hinweise darauf, wie die frühzeitlichen Menschen damals die Jagd auf Mammuts organisiert hätten.

Ersten Analysen zufolge stammen die Knochen von mindestens drei verschiedenen Exemplaren der eiszeitlichen Dickhäuter. Foto: © ÖAW-ÖAI/H. Parow-Souchon
Es könnte sich um einen Ort handeln, an dem Steinzeitmenschen einst die riesigen Tiere in eine Falle getrieben und getötet hatten. Foto: © Stadtgemeinde Langenlois
Eine Archäologin untersucht einige der Knochen. Foto: © ÖAW-ÖAI/H. Parow-Souchon

Ähnlicher Fund vor 150 Jahren

Als die Archäologen den Untergrund des Weinkellers genauer untersuchten, entdeckten sie neben bearbeiteten Stein-Objekten und Holzkohle einer prähistorischen Feuerstelle mehrere übereinanderliegende Schichten von Mammutknochen, wie Parow-Souchon weiter berichtet. Der letzte vergleichbare Fund in Österreich sei unweit der aktuellen Grabungsstelle gemacht worden. Vor 150 Jahren sei man in einem angrenzenden Weinkeller in Gobelsburg ebenfalls auf eine mächtige Knochenschicht sowie Kulturschichten mit Feuersteinartefakten, Schmuckfossilien und Holzkohle gestoßen.

Der letzte vergleichbare Fund in Österreich ist unweit der aktuellen Grabungsstelle gemacht worden. Foto: © ÖAW-ÖAI/H. Parow-Souchon
„Eine so dichte Knochenlage von Mammuts ist selten“, erklärt Grabungsleiterin Hannah Parow-Souchon. Foto: © Stadtgemeinde Langenlois

Knochen von mindestens drei eiszeitlichen Rüsseltieren

Ersten Analysen zufolge stammen die Knochen von mindestens drei verschiedenen Exemplaren der eiszeitlichen Dickhäuter. „Eine so dichte Knochenlage von Mammuts ist selten“, erläutert Hannah Parow-Souchon. Sowohl in Österreich wie im umgebenden Ausland seien vergleichbare Relikte seit 100 Jahren nicht mehr entdeckt worden.

Das Team spricht von einer archäologischen Sensation. „Es ist das erste Mal, dass wir in Österreich so etwas mit modernen Mitteln untersuchen können“, so die Forscherin.

Leben und Sterben der Eiszeitrisen

Mammuts hatten sich während der vergangenen Eiszeit vor 100 000 Jahren auf der nördlichen Halbkugel ausgebreitet und waren bis zum Ende der letzten Eiszeit die am weitesten verbreiteten Großsäuger. Infolge der Erderwärmung vor 15 000 Jahren schrumpften ihre Lebensräume, zudem hatte der Mensch die Tiere gejagt.

Während der letzten großen Eiszeit vor rund 100 000 Jahren hatten sich die Verwandten unserer heutigen Elefanten auf der nördlichen Halbkugel ausgebreitet. Foto: Imago/StockTrek Images

Als die Gletscher schwanden, verloren auch die gewaltigen Rüsseltiere ihren Lebensraum. Nur auf einigen arktischen Inseln Sibiriens und Alaskas sowie am Yukon überlebten isolierte Restbestände der Mammuts noch bis vor 4000 bis 5700 Jahren. Die meisten Relikte der Eiszeitreisen wurden bisher in den arktischen Permafrostgebieten gefunden.

Die ersten dieser Urzeit-Giganten lebten bereits vor 5,7 Millionen Jahren auf der Erde. Foto: Imago/StockTrek Images

„Eine archäologische Sensation“

Die Archäologen vermuten, dass die Mammuts damals von eiszeitlichen Menschen gejagt und dann in eine Falle getrieben und getötet wurden. „Wir wissen, dass Menschen Mammuts gejagt haben, aber wir wissen noch immer wenig darüber, wie sie das gemacht haben“, erläutert Parow-Souchon.

Die Mammutknochen und begleitenden Funde wurden geborgen und werden zurzeit noch untersucht. Anschließend sollen sie dem Naturhistorischen Museum Wien (NHM) übergeben werden, wo die Restaurierung der Knochen erfolgen soll.

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