Unglück im Beachclub auf Mallorca Jetzt beginnt die Suche nach den Ursachen

Martin Dahms
Ein Polizist steht Wache vor dem Unglücks-Lokal am Ballermann. Foto: AFP/Jaime Reina

Am Donnerstagabend stürzt die Dachterrasse eines Mallorquiner Beachclubs ein. Vier Menschen sterben, darunter zwei Deutsche, 27 werden verletzt.

 
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Auf den Höllenlärm folgt Totenstille. Die Rettungskräfte bitten die Passanten um absolute Ruhe: Sie horchen auf Lebenszeichen von Verschütteten. Kameradrohnen helfen ihnen bei der Suche zwischen Trümmern. Gegen halb neun am Donnerstagabend war die Dachterrasse des Medusa Beach Club in der Nähe vom Balneario 1 an der Playa de Palma eingebrochen und hatte die darunterliegende Kellerdecke einstürzen lassen.

Die Polizei gibt nach den nächtlichen Rettungsarbeiten am Freitagvormittag eine vorläufige Bilanz heraus: vier Tote – zwei deutsche Frauen, 20 und 30 Jahre alt, eine 23-jährige spanische Club-Angestellte und ein 44-jähriger Senegalese, Türsteher in einer benachbarten Diskothek, – und 27 Verletzte, manche von ihnen in kritischem Zustand. 

Der Club warb mit seiner Dachterrasse

Wie konnte das geschehen? Darauf gibt es noch keine gute Antwort. Sachverständige und Behörden werden in den kommenden Tagen und Wochen nach den Ursachen forschen. Einige spanische Zeitungen schreiben von zu hohem Gewicht auf der Terrasse, was aber schwer zu glauben ist. Die trotz allem überschaubare Zahl von Opfern spricht eher für einen durchschnittlichen besuchten Abend. Das Gebäude muss offenbar unentdeckte Probleme in seiner Struktur gehabt haben. Der Club machte seit zwei Tagen in seinen Netzauftritten Werbung für seine „neue Dachterrasse“: „Totally different. New rooftop.“ Das berichtet die Lokalzeitung Diario de Mallorca. Zugleich zitiert sie eine Nachbarin: Der Laden sei „den ganzen Winter über“ eine Baustelle und die Terrasse „noch nicht fertig“ gewesen. Ob das stimmt, lässt sich im Moment nicht nachprüfen. 

Die Playa de Palma auf Mallorca ist vor allem bei Deutschen und Holländern beliebt, besonders bei jungen Leuten, von denen einige gelegentlich Randale machen. Für Ruhe sorgen dann Menschen wie der Senegalese Abdoulaye Diop, der als Türsteher in der Diskothek Magic arbeitete, nicht weit vom Medusa Beach Club entfernt, wo er zwischen Fitnessstudio und Arbeit regelmäßig haltmachte, um dort einen Kaffee zu trinken. Am Donnerstagabend begrub ihn die Decke des Lokals unter sich. Sein Bruder stellte ein kurzes Video ins Netz, auf dem zu sehen ist, wie Diop einmal eine aufgebrachte Touristin gekonnt zu besänftigen verstand.

Blick auf den Sonnenuntergang

Die Mallorca-Zeitung zitierte Freunde des Senegalesen, Caro und Andreas Robens, die man aus der Fernsehsendung „Goodbye Deutschland“ kennen kann: „Es ist Wahnsinn. Er arbeitet dort, wo es täglich Schlägereien gibt, und es passiert nichts. Und dann geht er ins Medusa und über ihm stürzt die Decke zusammen. Wir haben einfach nur gehofft, dass er es nicht war.“ Aber er war’s, er ist eines der vier Todesopfer. Vor sieben Jahren hatte er an der Playa de Palma einem Ertrinkenden das Leben gerettet und war dafür mit einem Orden ausgezeichnet worden. 

Der Einsturz des Beachclubs ist eine Tragödie im Ferienparadies. Nach ein paar Regentagen herrscht auf Mallorca angenehm mildes Wetter. Das Unglückslokal liegt am südöstlichen Ende der Playa der Palma, etwa einen Kilometer vom Ballermann 6 und dem Megapark entfernt. Von hier aus und besonders von der Dachterrasse des Unglückslokals bietet sich ein ausnehmend schöner Blick auf den Sonnenuntergang über der Bucht von Palma, und über den Himmel zog in dieser Nacht der Vollmond. Statt einer entspanntes Urlaubsszenerie beschien er einen Ort des Schreckens, über den sich Stille und Trauer gelegt hatten.

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