Mails, Faxe und Telefonate statt Briefe Pegnitz leidet unter Poststreik

Von Hans-Jochen Schauer
Briefkasten. Post. Symbolfoto: Oliver Berg/dpa Foto: red

Leere Briefkästen und genervte Bürger: Der Poststreik verursacht auch in Pegnitz und Umgebung zum Teil erheblichen Unmut. Ein Ende des Tarifkonflikts um höhere Einkommen und kürzere Arbeitszeiten ist auch nach drei Wochen Ausstand nicht abzusehen.

 
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Rechtsanwalt Manfred Vetterl aus Pegnitz ist besonders betroffen, auch wenn ihm der Zusteller gestern Vormittag „einen Riesenpacken“ in seine Kanzlei am Bahnhofsteig ablud. Davor war zwei Wochen lang Funkstille. „Absolut nichts, das war ganz schlimm“, sagt Vetterl. Er erhielt zum Beispiel keine Gerichtspost aus Nürnberg – mit gravierenden Folgen.

"Äußerst ärgerlich"

Vetterl fuhr vergangenen Freitag wegen einer Verhandlung zum Arbeitsgericht Nürnberg – umsonst. Der Termin war abgesagt worden. Die Absage lag irgendwo bei der Post herum. Vetterl: „So etwas ist äußerst ärgerlich.“ Für nichts opferte er fast einen ganzen Vormittag. Er wäre sogar bereit, seine Post vom Zustellstützpunkt selbst zu holen, sofern sie schon sortiert ist.

Information fehlt

Keiner weiß, wie es mit dem Streik weitergeht. Weder vom Arbeitgeber noch von der Gewerkschaft werden die Kunden informiert. Und er wundert sich, dass über den Bahnstreik in den Medien ständig berichtet worden sei, der Poststreik jedoch wenig Beachtung finde.

Was dringend war, kam an

In der Realschule Pegnitz nimmt Direktor Christoph Kasseckert den Ausstand der Zusteller relativ gelassen hin. „Ab und zu wird Post gebracht, manchmal auch nichts. Die dringenden Sachen haben wir komischerweise erhalten.“

Griff zum Telefon

Viele Schreiben kämen zuverlässig vom Landratsamt Bayreuth via Brieflogistik Oberfranken, ein privates Unternehmen, das vom Streik nicht betroffen ist. Auch Briefe aus dem Kultusministerium München seien angekommen. Hingegen seien die Briefe, die aus der Realschule hinausgehen, ein „Hasardspiel“. Deshalb greife man bei wichtigen Sachen zum Telefon, etwa bei Anträgen, die die Generalsanierung der Realschule betreffen. Zudem werde verstärkt per E-Mail kommuniziert. Kasseckert: Ein paar Sachen sind liegengeblieben, aber die sind nicht so wichtig.“

Da kommt kaum was

So gut wie keine Sendungen laufen derzeit im Rathaus der Stadt Pottenstein ein. „Wir sind zu 95 Prozent abgehängt, dabei gibt es Briefe, auf die wir dringend warten“, sagt der Geschäftsleitende Beamte Gerhard Thiem-Förster. Dieser Zustand dauere seit vergangener Woche an. In dieser Lage greift die Verwaltung vermehrt auf Fax und E-Mails zurück. Thiem-Förster graust es schon davor, wenn irgendwann die geballte Ladung Post auf einen Schlag eingeht.

Zeit wird knapp

„Da wird die Zeit knapp, das ein oder andere abzuarbeiten.“ Ähnlich die Situation bei der Versicherungs- und Finanzmakler GmbH Kolb & Bär in Neudorf. „Wir haben seit eineinhalb Wochen keine Sendungen von der Post bekommen, gar nichts“, sagt Dominik Dutz. Lediglich von Brieflogistik sei ab und zu ein Brief eingetroffen. Um in Kontakt mit dem Kunden zu bleiben, werden E-Mails versandt. Handele es sich um wichtige Schreiben, würden manche Kunden diese von Kolb & Bär abholen.

Rechnungen per Mail

Den Streik müssen auch die Handwerksbetriebe so gut es geht meistern. „Seit zwei Wochen haben wir keine Post bekommen“, sagt Hans Glenk, der Chef von Elektro Glenk in Pegnitz. Deshalb werden Rechnungen per E-Mail an die Kunden geschickt. Dass die Rechnungen die Mehrheit der Empfänger nicht erreicht, erkennt er an den Kontobewegungen. Nur 30 Prozent der Kunden, so seine Schätzung, erhalten die Schreiben der Firma Glenk. „Ich hoffe, der Streik wird bald beendet“, so der Handwerksmeister.