LuisenburgXtra Chansons – urkomisch und herrlich bös’

Wenige Tage nach Georg Kreislers 100. Geburtstag präsentiert Christian Auer eine Hommage an den Meister des Wiener Chansons. Mit „A echter Wiener geht ned unter“ setzt er ein kleines Glanzlicht in der Reihe. Und das Beste: Der Abend wird wiederholt.

 
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Auf die berühmten Tauben müssen die Zuschauer im Hof des Fichtelgebirgsmuseums lange warten. Sie werden erst ganz zum Schluss – bei der Zugabe – vergiftet. Davor aber behauptet Christian Auer beim LuisenburgXtra „A echter Wiener geht ned unter“ und präsentiert andere, mindestens ebenso bitterböse Chansons von Georg Kreisler (1922 bis  2011), dem „großen Meister des Wiener Chansons“ – und des Schwarzen Humors.

Musik-Multitalent und Komödiant

Er ist ein echtes Multitalent, dieser Pianist, Komponist und musikalische Leiter vieler Produktionen im In- und Ausland. Dass er darüber hinaus ein guter Schauspieler und exzellenter Komödiant ist, merkt das Publikum spätestens bei den Szenen aus dem Wiener Bezirksgericht, die Christian Auer – klein, aber fein – immer wieder zwischen seinen Musiknummern einflicht. Mit ihnen zeichnet er „ein Sittenbild vom alten Wien“.

Darin lässt er diverse Angeklagte und Zeugen vor dem Herrn Richter auftreten und ihre Geschichten in breitestem Wiener Schmäh ausbreiten. In reinstem Hochdeutsch verrät er dem Publikum dann, wie’s jeweils ausgegangen ist, ob mit Freispruch, acht Tagen Arrest oder mit einem Vergleich, der einer der Streitparteien mit drei Litern Wein versüßt wurde. Schöne heile Welt.

Schöne heile Welt? – Das könnte man meinen, hörte man bei Georg Kreislers Liedern nur auf die Musik, die mal im 2/4-, im 3/4- oder 4/4-Takt daherkommt. Oder auch, boogiemäßig, völlig losgelöst.

Gescheite, aber tödliche Texte

Der Bruch in dieser harmonischen Welt kommt mit den fast immer tödlichen Texten. Da ist „Tauben vergiften im Park“ nur ein Beispiel, wie gerne Georg Kreisler in seiner Lieder-Lyrik mit Gift hantiert. Strychnin, Arsen – er ist da nicht wählerisch. Vor allem aber sind die Verse, die er gescheit aneinandergereiht hat, tiefsinnig, lebensklug und urkomisch. Christian Auer hat zum Beweis dafür die Chansons „Onkel Joschi“, „Der Bluntschli“, „Der Triangel“, „Zwei alte Tanten tanzen Tango“, „Mein Weib will mich verlassen (Gott sei Dank)“, den Zungenbrecher von Kreislers „Telefonbuchpolka“ (mit herrlich tschechischem Akzent) und nicht zuletzt – Auer: „Ist ein Kritiker da?“ – das bitterböse Lied vom „Musikkritiker“.

All diese Chansons singt der Musik-Komödiant mit mitreißender Mimik, während er sich selbst am E-Piano begleitet, und macht sie so zu köstlichen Kabinettstückchen. Sein ausgezeichnetes Klavierspiel verhilft zumindest seiner Stimme zudem hin und wieder zu einer kleinen Pause, wenn er instrumentale Zwischenspiele wie die Melodie vom „Dritten Mann“ oder das „Ave Maria“ intoniert.

Kreislers Erben

Dass „a echter Wiener ned untergeht“, haben aber auch andere schon bewiesen. Dazu gehören alte Wiener Lieder wie „Wenn ich mit meinem Dackel“ oder „Mei Olde sauft sovü wie i“; auch sie zelebriert Christian Auer in seinem Programm. Und – als überzeugendes Zeichen dafür, dass Georg Kreisler durchaus Erben in der jüngsten Vergangenheit gefunden hat – den „Märchenprinz“ von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung.

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