Doch damit soll nun endlich Schluss sein. Der Fall ist bereits der zweite innerhalb kurzer Zeit, bei der ein Londoner Polizist seinen Status für schwerste kriminelle Verbrechen genutzt haben soll. Die Dimension erinnert an den Mord an Sarah Everard - ein Beamter mit ähnlichen Zuständigkeiten hatte die 33-Jährige im März 2021 mithilfe seines Dienstausweises auf offener Straße in London verschleppt. Er vergewaltigte und ermordete die junge Frau. Dafür wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nun hat das Innenministerium den Polizeien im Land aufgetragen, in den eigenen Reihen nach „schwarzen Schafen“ zu suchen. Es gebe „zu viele Beispiele von Frauenfeindlichkeit und Sexismus“, kritisierte der Abgeordnete Nick Smith von der Oppositionspartei Labour.
Allein in der Londoner Metropolitan Police (MET) werden nach Angaben des neuen Polizeichefs Mark Rowley Missbrauchsvorwürfe gegen etwa 800 Beamte und Beschäftigte untersucht. Zahlreiche Met-Mitglieder seien „not fit for office“ sind. Sprich: kriminell und korrupt. Mit zwei bis drei Gerichtsverfahren gegen Mitarbeiter rechnet Rowley - pro Woche.
Das Verhältnis zur Bevölkerung ist erschüttert
London ist beileibe kein Einzelfall. Derzeit steht in Edinburgh ein Polizist vor Gericht, der eine Frau vergewaltigt und eine Treppe hinabgestoßen sowie eine 13-Jährige vergewaltigt haben soll. Er weist die Vorwürfe zurück.
Das Verhältnis zur Bevölkerung ist erschüttert, wie auch Innenministerin Suella Braverman eingestand. Nach dem Urteil twitterte sie, die Taten hätten eine Narbe auf dem Ansehen der Polizei hinterlassen. Elf der zwölf Opfer des 48-Jährigen hatten ausgesagt, kein Vertrauen mehr in die Polizei zu haben. Kommentatoren rufen dazu auf, die Einstellungsprozesse genau zu überprüfen - zumal derzeit die konservative Regierung Tausende Beamte sucht.
Auch andere Dienste sind betroffen. So ergab ein Untersuchungsbericht, dass Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Rassismus bei der Londoner Feuerwehr an der Tagesordnung seien. Dem Sender ITV sagte eine Feuerwehrfrau, dass männliche Kollegen privat Fotos von Unfalltoten gemacht und sich über die Unterwäsche weiblicher Todesopfer ausgetauscht haben sollen.