Lösung schon in Sicht Nach Kurier-Serie „Sicher zur Schule“: Klaus Polster warnt vor Gefahr am Bahnhof

Von Frank Schmälzle
Schulweg-Geschichte, Hauptbahnhof, Schulbus, Bushaltestelle am 04.12.2013. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Milena hat keine Lust mehr, mit dem Bus zur Schule zu fahren. „Papa, kannst Du mich bitte mit dem Auto bringen?“ Diese Frage stellt die Elfjährige ihrem Vater Klaus Polster immer wieder. Und der kann das gut verstehen: Am Bahnhofsvorplatz herrscht allmorgendlich das Schüler-Bus-Chaos. Jetzt aber gibt es Hoffnung.

 
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Klaus Polster hat die Kurier-Serie „Sicher zur Schule“ gelesen. Mit großem Interesse, denn das ist genau sein Thema. Zu oft schon ist seine Tochter am Bahnhof hängen geblieben, zu oft schon haben die Großen das Mädchen einfach weggedrängt. Was Polster nicht weniger Sorgen macht: Zwischen 7 und 7.30 Uhr geht es auf dem Bahnhofsvorplatz zu, wie in einem Ameisenhaufen. Aus Stadtbussen, OVF-Bussen und aus den Zügen steigen Schüler aus, die alle ein Ziel haben. Die Realschule I oberhalb des Festspielhauses. Sie alle sollen am Bussteig 4 Platz haben – ein Ding der Unmöglichkeit. Also stehen sie auf einer angrenzenden Busspur. Oder auf der Straße.

Ortstermin gestern am Bahnhofsvorplatz, 7 Uhr morgens: Milena versucht einen Platz im ersten Bus zur R I zu erwischen. Keine Chance. Gedrängel, Geschubse, das Mädchen kommt nicht mal in die Nähe der Bustür. Sie und viele andere bleiben stehen. „Das kennen wir“, sagen Heinz Pfister, Leiter des Straßenverkehrsamtes der Stadt Bayreuth, und Jörg Peter von der Bayreuther Verkehrs und Bäder GmbH (BVB). Peter gehört der Fahrdienstleitung des Stadtverkehrs an, das Thema ist ihm aber auch aus einem anderen Grund ein Anliegen: Er ist neuer Elternbeiratsvorsitzender der Grund-, Haupt- und Mittelschulen in Bayreuth.

Problem bekannt

Das Problem also ist bekannt. Und wird auch etwas dagegen unternommen? „Ja“, sagt Pfister. „Wir sind dran die Aufstellfläche für die Schüler zu vergrößern.“ Dann müssten sie nicht mehr auf der Straße stehen. Das Stadtplanungsamt hat einen Entwurf erarbeitet, wie und wo mehr Platz für die R-I-Schüler geschaffen werden kann. Der befindet sich jetzt in der Anhörung. Mitspielen muss vor allem aber die Deutsche Bahn AG, denn der gehört der Grund. Und wenn man die Gefahrenstelle entschärft, dann am besten richtig: Pfister will auch die Bushaltestelle auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnhofstraße versetzen. Vor die Tür der Industrie- und Handelskammer, damit die Schüler an dunklen Morgen wie diesem nicht mehr quer über die viel befahrene Bahnhofstraße laufen. Sondern einen Zebrastreifen nutzen können. „Keine Frage“, sagt der Chef des Straßenverkehrsamtes. „Hier muss was geschehen.“ Wann? Im Frühjahr 2014.

Bliebe aber noch das Problem in den Bussen selbst. 870 Schüler besuchen die R I und deshalb setzt die BVB jeden Morgen Busse ein, die direkt vor der Schule halten. Je nach Größe des Busses passen 80 bis 100 Schüler rein – theoretisch, denn: Sie sind trotz des Riesenandrangs nie wirklich ganz voll. Schüler, die erst einmal im Bus sind, bleiben stehen. Gehen nicht nach hinten durch, nutzen nicht jeden freien Platz. „Wenn wir dabei und sie bitten, aufzurutschen, dann klappt es“, sagt BVB-Mann Peter. Wenn nicht, dann nicht. Aber mal ehrlich: So sind Kinder eben „und das wollen wir ihnen auch nicht zum Vorwurf machen“, sagt Peter.

Immer einen Aufpasser mitschicken, das geht nicht. Was dann? Es gibt eine Alternative, die von den Schülern so gut wie nicht genutzt wird. Der Linienbus 305 hält in der Nähe des Festspielhauses. Von dort aus sind es sieben Minuten zu Fuß und bergan bis zur Schule. Mit einem schweren Schulranzen auf dem Rücken ist das für viele Schüler weniger attraktiv, als das allmorgendliche Bus-Roulette zu spielen. Warten auf den nächsten, der direkt zur Schule fährt. Und hoffen, dass man einen Platz ergattert.

„Aber das stimmt nicht“

Der Letzte fährt um kurz vor halb acht. Um 7.40 Uhr beginnt der Unterricht an der R I, „von einem entspannten Ankommen kann man da nicht mehr sprechen“, sagt Schulleiterin Heike Gürtler. Wenn die Schüler denn überhaupt rechtzeitig zur ersten Stunde da sind.

Anfangs habe sie ja geglaubt, die Schüler würden sich einfach viel Zeit lassen. „Aber das stimmt nicht.“ Es gibt ein handfestes Problem.Schule, Eltern und BVB machen jetzt gemeinsame Sache. Darauf einigte man sich gestern morgen. Klaus Polster erarbeitet einen Fragebogen, den Schulleiterin Gürtler prüft und den alle Schüler bekommen sollen. Und der eine Datenbasis bringt: Wie viele Schüler nutzen überhaupt den Bus? Welche Probleme gibt es?

Das hilft der BVB beim Nachdenken darüber, ob tatsächlich genügend Busse im Einsatz sind. Die BVB wird auch selbst die Köpfe der Schüler in den Bussen zur R I zählen. Neben dieser grundsätzlichen soll es auch eine schnelle Lösung geben. Seit gestern sind zwei Varianten denkbar: Entweder fährt der bislang eher unbeliebte Linienbus 305 künftig die Realschule direkt an, bevor er wieder auf seine angestammte Route einschwenkt. Oder die BVB tauscht Busse. Ein langer Dreiachser mit mehr Platz, der um diese Uhrzeit im Stadtgebiet unterwegs ist, könnte einen Standardbus zur R I ersetzen.Klaus Polster freut sich. „Super, dass alle die Probleme erkannt haben und auch wirklich lösen wollen. Das hätte ich so nicht erwartet.“

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