Literatur Ex-Minister Guttenberg schreibt selbst ein Buch

Karl-Theodor zu Guttenberg steht vor einem Bildschirm, auf dem das Cover seines Buches «3 Sekunden - Notizen aus der Gegenwart» zu sehen ist. Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Für die einen war er der «deutsche Kennedy», für die anderen ein Lackaffe. Bis zu seinem Rücktritt als Verteidigungsminister 2011 bewegte Karl-Theodor zu Guttenberg die Gemüter. Nach zwölf Jahren weitgehender Funkstille meldet er sich als Buchautor zurück.

 
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Es sind Szenen aus dem Alltag eines vielreisenden Mannes. An einem Morgen legt sich der frühere Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg noch in der Münchner Bäckerei mit einem unhöflichen Kunden vor ihm in der Warteschlange an, am nächsten erzählt ihm eine elegante Reisende in einer Flughafen-Lounge ihr Leben.

Die Begegnungen bleiben meist flüchtig, sind Schlaglichter aus dem heutigen Leben des einstigen CSU-Politikers. «3 Sekunden - Notizen aus der Gegenwart» heißt denn auch der schmale Band, den der 51-Jährige rechtzeitig vor der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht.

Der frühere Bundeswirtschaftsminister und Bundesverteidigungsminister trat 2011 zurück, nachdem er einräumen musste, weite Teile seiner Doktorarbeit kopiert zu haben, ohne die Quellen kenntlich zu machen. Es war der abrupte Sturz eines Politstars. Denn Guttenberg galt als kanzlertauglich.

Bald zwölf Jahre verschwand er anschließend in den USA von der Bildfläche. Gelegentlich tauchte er als Lobbyist auf, etwa im Wirecard-Untersuchungsausschuss im Bundestag. Im vergangenen Jahr drehte er eine Ukraine-Dokumentation für RTL und moderierte dort auch den Jahresrückblick.

Vor kurzem machte dann seine Trennung von seiner Ehefrau Stephanie zu Guttenberg Schlagzeilen, die in seiner Glanzzeit der andere Part der «deutschen Kennedys» war. Auf die Frage, welchen Beruf er derzeit ausübe, antwortet Guttenberg im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: «Mensch». Auf dem Buchcover heißt es etwas ausführlicher: «Unternehmer, Co-Produzent und Moderator von Dokumentarfilmen (...). Seit Juni 2023 zusammen mit Gregor Gysi Podcast-Host.»

Nun meldet sich der Mensch Guttenberg zurück. Zuerst schrieb er auf dem Internet-Netzwerk Linkedin eine sonntägliche Kolumne aus seinem Alltag, die sich wachsender Zugriffszahlen erfreute. Jetzt das Buch.

Politik spart er meistens aus. Allerdings berichtet er ebenso amüsiert wie gallig von einem Glückwunschschreiben seiner CSU zum Geburtstag. Die Partei schickt ihrem Ex-Generalsekretär und Minister einen Fünf-Euro-Gutschein für den CSU-Shop im Internet. Der Rabatt wird aber erst ab einem Mindesteinkauf von 20 Euro fällig.

CSU-Chef Markus Söder, gerade in Bayern mit einem blauen Auge aus der Landtagswahl gekommen und ein intimer Parteifeind Guttenbergs, kriegt ebenso allenfalls am Rande der 144 Seiten sein Fett weg wie Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die ihn fallen ließ. «Mehltau» habe sie über dem Land verstreut. Mit der Politik, versichert das «CSU-Mitglied auf dem Papier», sei er durch.

Hier demonstriert einer, der der Sonne zu nahe kam, dass es ein Leben nach dem Sturz gibt. Guttenberg, inzwischen im veränderten Look mit Fünftagebart, Chucks, T-Shirt und Militärjacke, kümmert sich um sein neues Image wie um die ererbten Millionen, die er als Investor in Tech-Firmen mehrt. Manche Frage zum Buch nimmt er selbst vorweg: «Das ist alles selbst geschrieben, das liest vorher keiner.»

Manchmal merkt man das. Der ein oder anderen Kolumne täte es gut, wenn sie noch mal hinterfragt würde. So klingen manche Geschichten nach einer Mischung aus Ratgeberliteratur und Tagebuch, andere wiederum sind feine Beobachtungen über Menschen und ihre jeweilige Umgebung und eine aus den Fugen geratene Welt. Immer dann, wenn der Ex-Politiker sein altes Leben in Beziehung mit gerade Erlebtem setzt, hat «3 Sekunden» seine stärksten Momente.

Und der Buchautor Guttenberg kann inzwischen im Interview der dpa auch über sich selbst lachen: «Es gibt Momente, da wird man erkannt. (...) Also auf dem Oktoberfest hat wieder jemand gesagt: Lothar Matthäus, schön, dass du zurück bist.»

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