Nun meldet sich der Mensch Guttenberg zurück. Zuerst schrieb er auf dem Internet-Netzwerk Linkedin eine sonntägliche Kolumne aus seinem Alltag, die sich wachsender Zugriffszahlen erfreute. Jetzt das Buch.
Politik spart er meistens aus. Allerdings berichtet er ebenso amüsiert wie gallig von einem Glückwunschschreiben seiner CSU zum Geburtstag. Die Partei schickt ihrem Ex-Generalsekretär und Minister einen Fünf-Euro-Gutschein für den CSU-Shop im Internet. Der Rabatt wird aber erst ab einem Mindesteinkauf von 20 Euro fällig.
CSU-Chef Markus Söder, gerade in Bayern mit einem blauen Auge aus der Landtagswahl gekommen und ein intimer Parteifeind Guttenbergs, kriegt ebenso allenfalls am Rande der 144 Seiten sein Fett weg wie Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die ihn fallen ließ. «Mehltau» habe sie über dem Land verstreut. Mit der Politik, versichert das «CSU-Mitglied auf dem Papier», sei er durch.
Hier demonstriert einer, der der Sonne zu nahe kam, dass es ein Leben nach dem Sturz gibt. Guttenberg, inzwischen im veränderten Look mit Fünftagebart, Chucks, T-Shirt und Militärjacke, kümmert sich um sein neues Image wie um die ererbten Millionen, die er als Investor in Tech-Firmen mehrt. Manche Frage zum Buch nimmt er selbst vorweg: «Das ist alles selbst geschrieben, das liest vorher keiner.»
Manchmal merkt man das. Der ein oder anderen Kolumne täte es gut, wenn sie noch mal hinterfragt würde. So klingen manche Geschichten nach einer Mischung aus Ratgeberliteratur und Tagebuch, andere wiederum sind feine Beobachtungen über Menschen und ihre jeweilige Umgebung und eine aus den Fugen geratene Welt. Immer dann, wenn der Ex-Politiker sein altes Leben in Beziehung mit gerade Erlebtem setzt, hat «3 Sekunden» seine stärksten Momente.
Und der Buchautor Guttenberg kann inzwischen im Interview der dpa auch über sich selbst lachen: «Es gibt Momente, da wird man erkannt. (...) Also auf dem Oktoberfest hat wieder jemand gesagt: Lothar Matthäus, schön, dass du zurück bist.»