Lernort Natur-Kultur Maßgeschneidertes Gerät für „Sensenmänner“

Markus Gläßel (links), Andreas Schmiedinger (sitzend) und Schreinermeister Markus Wegmann (Zweiter von rechts) wiesen die Teilnehmer des Workshops in die Kunst ein, wie man einen Sensenbaum baut. Foto: Christian Schilling

Neun Teilnehmer nehmen im Lernort Natur an einem Workshop zum Sensenbau teil. Die Werkzeuge werden dabei auf jeden persönlich abgestimmt.

 
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Hat man eine gute Sense gefunden und pflegt diese richtig, kann man damit sein ganzes Leben lang mähen, sagen Experten. Zwei Frauen und sieben Männer haben auf der Suche nach der „richtigen“ Sense jüngst einen Workshop in der staatlich anerkannten Umweltstation Lernort Natur-Kultur besucht und dabei unter fachmännischer Anleitung „ihren“ individuell angepassten Sensenbaum gebaut.

Die Fachmänner waren in diesem Fall Agrarbiologe Andreas Schmiedinger und Umwelt-Koordinator Markus Gläßel von der mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“ausgezeichneten Umweltstation sowie der Arzberger Schreinermeister Markus Wegmann. Sie leiteten den Workshop nicht nur, sondern griffen den Sensenbauern auch mit wertvollen Tipps helfend unter die Arme. Einige Teilnehmer waren alte Bekannte, die bereits zuvor an Kursen teilgenommen hatten, bei denen sie in die Kunst der Sensenmahd eingeweiht worden waren.

Aber: „Ein Mähkurs alleine nutzt nichts, wenn das Material nicht passt“, betont Schmiedinger. Bei diesen Unterweisungen habe sich immer wieder herausgestellt, dass die sogenannten Sensenbäume größenmäßig nicht zu dem passten, der sie bedient. „Das Problem ist: Es gibt keine vernünftigen Sensenbäume“, weiß Schmiedinger. Die im Baumarkt angebotenen Geräte hätten meist nicht die richtige Länge und seien für 90 Prozent der Käufer ungeeignet. „Hat die Sense die falsche Größe, so geht dies mit der Zeit aufs Kreuz“, erklärt Schmiedinger. Für entspanntes, aufrechtes Arbeiten mit der Sense sei daher die richtig Länge des „Baums“ wichtig. Mit einer gut angepassten Sense und der richtigen Technik lasse sich ohne große Anstrengung auch eine Fläche von mehreren 100 Quadratmetern mähen.

Richtige Länge

Die klassische Sense sei deshalb ein ideales Werkzeug, um Grünfutter zu ernten, Wiesen zu mähen oder im Garten einfach auf einen lauten und abgasproduzierenden Rasenmäher zu verzichten. Noch dazu seien die Sensen nachhaltig, denn im Gegensatz zu den motorisierten Gegenparts hinterließen sie keinen Müll in Form von Mikroplastik.

Noch wichtiger als die vermiedenen Lärm- und Emissionsbelästigungen seien jedoch die ökologischen Vorteile der Sensenmahd. Kleintiere, unter anderem Igel, könnten vor Rasenmähern oder Mährobotern oft nicht mehr flüchten und gerieten unter die rotierenden Messer.

Heimische Esche

All diese Vorteile einer Handsense wollen die Teilnehmer des Workshops nutzen. Dazu hatte Schreinermeister Wegmann die nötigen Teile vorher aus heimischer Esche angefertigt – kein einziges Teil wurde zugekauft. Fünf Jahre hatte das Holz gelagert, um nun zum Sensenbaum zu werden. Die Griffstücke und den Baum selbst entgrateten die Teilnehmer. Anschließend wurden verschiedene Löcher in den Stiel gebohrt, in die die Griffe arretiert werden und die für verschiedene Nutzer individuell eingestellt werden können. Alles unter den wachsamen Augen von Schreiner Wegmann.

Ohne Schreiner könnte die Umweltstation den Workshop nicht anbieten, betonte Schmiedinger: „Aber dafür ist er ja Schreinermeister.“ Nach nur wenig mehr als zwei Stunden hielt jeder Teilnehmer schließlich sein eigenes, auf ihn zugeschnittenes Exemplar in den Händen.

Abschließend brachte jeder Senseneigentümer noch das Sensenblatt mit einer Sensenschraube oder einem -ring an. Den verschiedenen Schnittflächen sah man an, dass sie schon öfter in Gebrauch und entsprechend oft gedengelt worden waren. Je nach Anwendung gibt es auch hier unterschiedliche Sensenblätter von der kurzen Forstsense bis hin zur langen Getreidesense.

Positives Fazit

Am Ende zogen alle ein durchweg positives Fazit, und Markus Gläßel war froh, „dass sich niemand verletzt hatte. Ein Teilnehmer hatte offenbar noch die Idee, seiner Frau eine Sense zu Weihnachten zu schenken. Allerdings war kein „Sensen-Kit“ mehr übrig. Gläßel und Schmiedinger konnten den Mann jedoch vertrösten. „Im nächsten Jahr bieten wir diesen Workshop garantiert wieder an“, sagten die beiden Männer vom Katharinenberg unisono.

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