Lehrlinge aus dem Ausland füllen die Lücken Spanische Auszubildende sollen's richten

Von Norbert Heimbeck
Sie füllen die leeren Stellen in den Ausbildungsbetrieben auf: Die jungen Spanier Hector Ruiz Ezguerra, Ionut Andrei Mocanu und Olmo Roger Tamargo Blanco haben eine Ausbildung bei der Firma Wilhelm Schlenck in Bayreuth begonnen. Benjamin Egbers (Zweiter von rechts) ist einer ihrer deutschen Kollegen. Foto: red

„Es ist ein Abenteuer" sagt Olmo. Bei der Wilhelm Schlenck GmbH hat der junge Spanier, dessen klangvoller Name vollständig Olmo Roger Tamargo Blanco lautet, im September eine Ausbildung als Elektriker begonnen.

 
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Olmos großes Abenteuer ist aus der Not geboren: Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien liegt um die 60 Prozent. Not herrscht auch in oberfränkischen Unternehmen: Es gibt zu wenig geeignete Bewerber, so dass immer mehr Ausbildungsplätze leer bleiben.

Aktuell verzeichnet etwa die Handwerkskammer für Oberfranken 599 offene Ausbildungsstellen. Die Arbeitsagentur Bayreuth-Hof meldet in ihrem jüngsten Lagebericht 1145 arbeitslose Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Im August waren es in dieser Altersgruppe 1467 Arbeitslose.

Drei von zehn aus Spanien

Schlenck-Chefin Claudia Ebert: „Drei unserer zehn Azubis kommen aus Spanien." Die Gründe dafür sieht sie ganz nüchtern: „Die Ausbildung im Bereich Elektrotechnik ist anspruchsvoll,sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule. Viele deutsche Jugendliche haben null Bock." Eine nicht unbedeutende Zahl der Jugendlichen sei „nicht ausbildungsfähig", urteilt die Unternehmerin knallhart. An „ihren" Spaniern – zusammen mit Olmo haben Hector Ruiz Ezeguerra und Ionut Andrei Mocanu eine Ausbildung bei Schlenck begonnen – gefällt Claudia Ebert, dass die Jungs sehr fleißig sind. Alle drei haben die Lehre zum „Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik" begonnen und kommen mit ihren Bayreuther Kollegen bisher sehr gut zurecht. Neben der Arbeit in der Firma müssen sie, wie deutsche Lehrlinge auch, die Berufsschule besuchen – und außerdem steht ein Sprachkurs im Kalender.

Warum die Jungs das fern der Heimat auf sich nehmen? Andrei Mocanu sagt: „In Spanien ist es sehr schwierig, Arbeit zu finden. Die Sprache ist ganz schwierig, aber ich glaube, in einem Jahr spreche und verstehe ich fast alles." Hector Ruiz ergänzt: „Ich komme aus Kantabrien und ich bin hier, weil es wenig Arbeit gibt in Spanien. Es ist schwierig, die Lehrer zu verstehen. Ich glaube, das ist alles sehr kompliziert, aber nicht unmöglich!"

Lehrlinge aus dem Ausland nach Bayern zu holen – das Projekt hat der Verband der Metall- und Elektroarbeitgeber bayme entwickelt. Vor einem Jahr gab es das schon einmal im Landkreis Wunsiedel, war dort aber aufgrund der sprachlichen Hürden nicht besonders erfolgreich. In diesem Jahr soll es besser laufen, die Spanier durften im Frühjahr ein Praktikum in den deutschen Betrieben machen. So konnten sich künftige Arbeitgeber und potenzielle Lehrlinge bereits beschnuppern. Außerdem wurden Sprachkurse organisiert.

Ziemlich anstrengend

Doch was gut gemeint war, ist in der betrieblichen Praxis doch ziemlich anstrengend, denn „die Jungs sollen ja was lernen. Berufsschule und zwei Tage Sprachkurs pro Woche – das wird eng," kritisiert Claudia Ebert. Die Spanier sollten ursprünglich zusammen mit Kollegen aus anderen Betrieben zum Sprachunterricht nach Kulmbach, was wiederum Fahrtkosten verursacht.

Deshalb nahm Claudia Ebert den Sprachunterricht in die eigenen Hände. Per Zeitungsannonce hat sie nun eine Lehramtsstudentin gefunden, die den jungen Männern vor Ort Sprachunterricht gibt. Damit das Abenteuer von Olmos und seinen Freunden ein bisschen berechenbarer wird.

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