Geißler wurde im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg geboren: Er kam am 3. März 1930 in Oberndorf am Neckar als Sohn eines Oberregierungsrates zur Welt. Vor seiner politischen Karriere war der promovierte Jurist mit den markanten Gesichtszügen vorübergehend Mitglied des Jesuitenordens, dann Amtsrichter.
Er führte ein Erziehungsgeld ein
Unter den Ministerpräsidenten Peter Altmeier und Helmut Kohl (beide CDU) war Geißler von 1967 bis 1977 Sozialminister in Rheinland-Pfalz, anschließend wurde er CDU-Generalsekretär. Er attackierte die anderen Parteien gerne auch mal scharf. «Eine Demokratie ist kein Gesangsverein Harmonie», gab er als Credo aus. In der Nachrüstungsdebatte erregte er Aufsehen mit der Aussage, «ohne den Pazifismus der 30er Jahre wäre Auschwitz nicht möglich gewesen».
Nach Kohls Sieg bei der Bundestagswahl 1982 wurde Geißler Bundesfamilienminister. Der Sozialexperte und Vater von drei Söhnen arbeitete an einem neuen Image der CDU als moderne Programmpartei. Er führte unter anderem ein Erziehungsgeld ein.
Geißler zog sich 2002 aus politischem Tagesgeschäft zurück
Die fast gleichaltrigen Geißler und Kohl waren beide Machtmenschen, mehr und mehr kam es zu Spannungen. Beim Bremer Parteitag 1989 musste der Verfechter eines klaren «Kurses der Mitte» sein Amt als Generalsekretär abgeben. 1995 warnte er vor einer führerkultischen Partei unter Kohl, nahm das aber wieder zurück. Bis 1998 war er Fraktionsvize im Bundestag. 2002 zog er sich aus dem politischen Tagesgeschäft zurück. Mit Kohl verband ihn am Ende nichts mehr. Er nahm aber am 1. Juli dieses Jahres am Requiem für den kurz zuvor verstorbenen Altkanzler im Speyerer Dom teil.
Als «total demokratisch» hatte Geißler 2012 den Tod bezeichnet. «Er packt den Josef Ackermann genauso wie den Arbeiter bei der Müllabfuhr», sagte er einer Zeitung. Nun ist er dem Tod begegnet.