Langes Warten auf Schnelles Internet

Von Andreas Gewinner
Überall in Bayern finden Bauarbeiten für schnelles Internet statt, so auch in Warmensteinach. Doch nicht überall wird die Fertigstellungsfrist eingehalten. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Warten auf das Schnelle Internet. Das ist immer noch die Realität für viele Bewohner von Dressendorf (Stadt Goldkronach). Die Zusage von Mitte Juli, bis Ende des Monats die Umstellung zu schaffen, konnte die Telekom nicht einlösen. Die Ansagen, wann das Problem gelöst ist, sind widersprüchlich. Verzögerungen zeichnen sich auch in Mehlmeisel ab.

 
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Vor zwei Jahren legte der Freistaat ein formidables Förderprogram auf: 1,5 Milliarden Euro, um flächendeckend im Land der Bayern schnelles Internet zu schaffen. Bis zu 950.000 Euro je Kommune, bis zu 90 Prozent der Kosten, um die "Wirtschaftlichkeitslücke" zu schließen, die einem Anbieter wie der Telekom entsteht, wenn er auf dem flachen Land relativ lange Leitungen mit relativ wenigen Kunden legt. Aktuell sind 95 Prozent aller bayreischen Kommunen in dem Förderprogramm.

Eine der ersten in der Region war die Stadt Goldkronach. Im Mai 2015 wurde mit der Telekom ein Vertrag geschlossen, mit der Vorgabe, das ein Jahr später auf Schnelles Internet umgestellt ist. In Dressendorf ist diese Zusage immer noch nicht eingelöst. Die Begründung der Telekom ist im Grunde die gleiche wie vor fünf Wochen: "Ja, wir sind leider immer noch nicht ganz fertig, schalten aber laufend Kunden um", so Telekomsprecher Hubertus Kischkewitz: "Wir bedauern sehr, dass andere Kunden noch weitere zwei, drei Wochen warten müssen. Wir hatten gehofft, dass hier im Zuge der Umschaltungen aufs neue Netz nach und nach mehr Schritte automatisiert werden können, leider bleibt es aber bei dem hohen Anteil an Handarbeit." Dies deswegen, um zu vermeiden, "dass durch die Umschaltung auf die neue Technik Kunden ohne Netz da stehen".

Klaus Rieß ist einer der Betroffenen. Und er ist Stadtrat: "Ich traue mich schon gar nicht mehr aus dem Haus. Jeder spricht einen an. Aber die Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht." Was ihn besonders ärgert, dass er auf Nachfrage von der Telekom keine klare Ansage bekommt. Keine Rede von den "zwei, drei Wochen", die der Telekomsprecher gegenüber dem Kurier nannte. Und im Internet, etwas versteckt auf der Seite des Heimatministeriums, findet man folgende Information:  "Geplanter Abschluss der Ausbaumaßnahme(n) (laut Netzbetreiber): Oktober 2016."

Während Goldkronach trotz Verzögerungen auf der Zielgeraden ist, haben in Mehlmeisel die Bauarbeiten noch nicht mal begonnen:  "Wir sind in keinster Weise im Zeitplan", so Bürgermeiste Franz Tauber auf Nachfrage, "die Frist begann im November 2015, also müsste im November alles fertig sein! Ich glaube nicht daran, dass die Sache bis November abgeschlossen sein wird, geschweige denn ob überhaupt bis dahin begonnen wird."

Die beteiligten Firmen hingegen sind optimistisch: In Mehlmeisel "läuft noch das Genehmigungsverfahren für die notwendigen Trassen. Die Gemeinde war bisher sehr kooperativ, wir gehen deshalb davon aus, dass die Genehmigungen zeitnah erteilt werden. Trifft das zu, legen wir sofort los und sind deshalb auch noch zuversichtlich, den Termin Ende November einhalten zu können", so Telekomsprecher Kischkewitz.

Für Mehlmeisel muss erst eine Erschließung vom Hauptverteiler in Fichtelberg verlegt werden. Und in Mehlmeisel selbst ergab sich ein anderes Dilemma. Obwohl seit vielen Jahren in der Gemeinde jedes Jahr eine Straße mit Kanal von Grund auf neu gemacht wird, wurden dabei bis auf die letzten Jahre keine Leerrohre mitverlegt. Tauber: "Wir mussten die Netzplanung so machen, dass möglichst keine neuen Straßen wieder aufgerissen werden müssen." Rund vier Kilometer Tiefbau sind allein für Mehlmeisel nötig.

Ein positiver Aspekt in Mehlmeisel ist: Die aktuell geplanten Arbeiten brauchen nicht mal die Hälfte des Budgets von 750.000 Euro auf. Das heißt, dass in einem zweiten Schritt weitere Teile Mehlmeisels wie Bärenschlag und Am Holderbach und vor allem das Bayreuther Haus auch schnelleres Internet bekommen können.

Der Sachstand in anderen Kommunen im Fichtelgebirge:

Bischofsgrün: "Vertragsunterzeichnung war am 22. Oktober 2015. Beim letzten Ortstermin wurde bestätigt, dass Mitte Oktober eingehalten wird", teilt Bürgermeister Stephan Unglaub auf Nachfrage mit.

Fichtelberg: "Im Januar 2016 haben wir den Vertrag mit der Telekom unterzeichnet. Im Rahmen einer Besprechung mit Vertretern der Telekom und der bauausführenden Firma wurde uns zugesichert, dass die Frist eingehalten wird", so Bürgermeister Georg Ritter.

Bad Berneck: "Die Arbeiten befinden sich durchaus im Plan", so Bürgermeister Jürgen Zinnert: "Von der Telekom erhielten wir die Bestätigung, dass die Planungsarbeiten abgeschlossen worden sind und mit der baulichen Umsetzung begonnen wurde. Der Vertrag wurde kurz vor Weihnachten 2015 geschlossen. Als Fertigstellungstermin wurde dabei Dezember 2016 festgelegt."

Warmensteinach: Der Vertragsabschluss mit der Telekom war am 12. November 2015", so auf Nachfrage Bürgermeister Axel Herrmann,  "die Bauarbeiten haben mit Verzögerung begonnen, sind zur Zeit gut unterwegs und auch im Zeitrahmen."

Gefrees: "Die Einjahresfrist begann bei uns am 27. Februar 2016. Die Bauarbeiten sind derzeit am Laufen, von etwa 13 Kilometer Leitungslänge waren in der vergangenen Woche leider erst etwa zwei Kilometer abgearbeitet", so Bürgermeister Harald Schlegel am 12. August. "Trotzdem: Die Telekom versichert uns (noch) dass die Verlegungsarbeiten bis Februar 2017 beendet sein sollen."

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