Langes Warten auf Nachtbusse in Bayreuth

Von Peter Rauscher
Nachts muss Christine Kößler sehr lange auf einen Stadtbus warten, der sie nach Hause bringt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn es Nacht wird in Bayreuth bleibt Christine Kößler lieber zuhause. Die 78-Jährige wohnt im Stadtteil Birken und würde am Abend gerne mal kulturelle Veranstaltungen in der Stadt besuchen: im Zentrum oder im Cineplex  Liveübertragungen aus der Metropolitan Opera. Doch in der dunklen Jahreszeit verzichtet sie öfter. Denn eine gute Busverbindung nach Hause gibt es für sie in der Nacht nicht mehr.

 
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„Ich habe ein Auto und fahre auch gerne noch selber, aber nicht in der Nacht. Wenn die Lichter auf der feuchten Straße reflektiert werden, habe ich wie viele andere ältere Menschen Probleme mit der Sicht“, sagt Christine Kößler dem Kurier. Schlimm sei das vor allem  jetzt in der dunklen Jahreszeit, wenn es früh Nacht werde. Sie würde gern auf Nummer sicher gehen und  lieber den Bus nehmen – wenn denn einer fahren würde. „Nach 19.30 Uhr kann man aber lange warten“, sagt Kößler.

"Für Frauen ist das indiskutabel"

Tatsächlich fährt die Linie 323 Richtung Birken nach 19 Uhr nur noch im Halbstundentakt, nach 21 Uhr sogar nur noch im Stundentakt. „Wer möchte denn im Winter bei Dunkelheit und Kälte so lange an einer Bushaltestelle warten? Besonders für Frauen ist das indiskutabel“, sagt Christine Kößler. Sie fühle sich allein in der Nacht unsicher, gehe deshalb auch nicht gern allein am dunklen Mainweg entlang Richtung Zentrale Omnibushaltestelle. Früher seien von der Stadthalle aus Busse gefahren, von der Ersatzspielstätte Zentrum aus fahren aber keine, sagt Kößler.

Taxis seien ihr auf Dauer zu teuer. „Es ist beschämend, dass es keine besseren Möglichkeiten im Öffentlichen Nahverkehr gibt“, sagt sie. Und dass man sich gar nicht wundern müsse, dass zu vielen Veranstaltungen in der Stadt so wenig Besucher kämen. „Auch junge Leute wären sicher froh über bessere Busverbindungen am Abend." Das Problem habe sie bereits vor Jahren der Stadtverwaltung mitgeteilt, „aber das hat dort niemanden interessiert“. 

Stadtwerke: Einsatz lohnt sich nicht

 Für den Stadtbusverkehr zuständig sind die Stadtwerke Bayreuth. Pressesprecher Jan Koch äußert Verständnis für die Unzufriedenheit von Christine Kößler mit der nächtlichen Bustaktung. „Es wäre unser Wunsch, so viele Busse wie möglich einzusetzen“, sagt er auf Kurier-Anfrage.  Allerdings müssten Kosten und Nutzen gut abgewogen werden. Eine Erhebung habe ergeben, dass auf dieser Linie an Werktagabenden so wenig Bedarf sei, dass sich der Einsatz von mehr Bussen nicht lohne. „Wir beobachten das, aber in absehbarer Zeit sind keine Änderungen geplant“, sagte Koch. Der Einsatz kleinerer Busse sei auch keine Lösung, weil er unterm Strich teurer wäre. Solche Fahrzeuge müssten erst angeschafft und dann auch unterhalten werden. Ohnehin habe der öffentliche Nahverkehr in Bayreuth im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Euro Defizit eingefahren. „Wir können der Dame kein Angebot machen. Vielleicht kann sie ja die Wartezeit mit einer Tasse Kaffee verbringen, statt an der Haltestelle zu warten.“

Stundentakt "sehr grenzwertig"

Rolf Wahner, Kreisvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, kann die Absage an kleinere Busse nicht nachvollziehen. Die Stadtwerke könnten solche Fahrzeuge mit rund 20 Sitzplätzen  öfter einsetzen, wenn ein Bus nicht ausreiche und zwei große Busse zuviel sind. "Das wäre wirtschaftlicher", sagt Wahner. Den halbstündlichen Takt ab 19.30 Uhr findet er für eine Stadt in der Größenordnung von Bayreuth "akzeptabel. Aber der Stundentakt am späten Abend ist sehr grenzwertig".

Thema für den Seniorenbeirat

Stellung beziehen müssen die Stadtwerke im kommenden Jahr ganz offiziell. Der neu gewählte Seniorenbeirat will das Thema in seiner ersten Sitzung aufgreifen. Die wenigen Busverbindungen in der Nacht seien „als Problem erkannt“, sagt der neue Beiratsvorsitzende Klaus Hamann. Der Arbeitsausschuss des Beirats habe sich mit dem Thema befasst und unter anderem diskutiert, ob Ruftaxis die Situation verbessern könnten. Hamann: „Es ist ein Thema, das offenbar viele Bayreuther betrifft.“

 

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