Zu den Aspekten, die nicht abschließend geklärt wurden, gehören etwa ernährungsbedingte Risiken für Verbraucher und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen, wie die Efsa mitteilte. Auch mit Blick auf den Artenschutz ließen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu. Die Efsa ermittelte etwa bei mehreren Verwendungen des Wirkstoffs „ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere“. Grundsätzlich schätzt die Behörde mit Sitz im italienischen Parma die untersuchten Risiken aber nicht so groß ein, dass eine weitere Zulassung untersagt werden muss.
Planungssicherheit für die Landwirte
Zu den Befürwortern einer weiteren Zulassung von Glyphosat zählt Norbert Lins, im Europaparlament Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft. Die europäischen Landwirte bräuchten endlich Planungssicherheit, betonte der CDU-Politiker nach der Präsentation der Efsa-Studie im Sommer. „Wir sind uns alle einig, dass die europäische Entscheidungsfindung auf wissenschaftlich und methodisch fundierten Daten begründet sein muss.“ Das sei hier der Fall, denn „selten ist ein Wirkstoff so genau untersucht worden wie Glyphosat“.
Heftig gestritten wird auch darüber, ob Glyphosat krebserregend sein könnte. Die Internationale Agentur für Krebsforschung, ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation, stuft das Mittel 2015 als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein. Das bedeutet, dass eine Krebsgefahr grundsätzlich möglich ist. In diese Kategorie fällt aber genauso rohes und verarbeitetes Fleisch. Im Gegensatz dazu schrieb etwa die Europäische Chemikalienagentur erst 2022 erneut, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht genügten, um Glyphosat als krebserregenden, genverändernden oder fortpflanzungsgefährdenden Stoff einzustufen.
Bayer wirbt für sein Produkt
Der Glyphosat-Hersteller Bayer sieht freilich kein Problem für Mensch oder Umwelt in einer Erneuerung der Zulassung. Das Mittel sei nicht krebserregend und auch andere Methoden wie das Pflügen der Böden oder Abflämmen von Unkraut in der Landwirtschaft schadeten der Biodiversität. Realistisch sei auch, dass Landwirte ohne Glyphosat zur Bekämpfung von Unkraut auf andere zugelassene Herbizide umstiegen, die umweltschädlicher als Glyphosat seien.
In den kommenden Wochen beschäftigt sich nun ein Berufungsausschuss mit dem Thema, der noch Änderungen an dem Vorschlag der Kommission vornehmen kann. Wenn sich in dem Gremium weder eine qualifizierte Mehrheit für noch gegen den Vorschlag findet, kann die EU-Kommission eigenständig entscheiden.