Cali - Gerade läuft "Gangs of New York" - ein genialer Film. Finde ich zumindest. Interessant, wenn Cameron Diaz und Leonardo DiCaprio Spanisch sprechen. Glücklicherweise kenne ich ja die Handlung und versuche auf diesem Weg, immer ein Häppchen mehr zu lernen. Was nicht ganz einfach ist, wenn man den Menschen hier eine vorher feinst ausgeklügelte Frage stellt und ein Maschinengewehr antwortet. Natürlich im übertragenen Sinn! Cali ist - ähnlich wie Santa Marta oben im Norden - wieder einmal ein kleiner Hafen für mich, wo ich den Anker für längere Zeit auswerfe. Es liegt sicherlich nicht an der Attraktivität der Stadt, sondern vielmehr an meiner Bleibe. Ein kleiner Zufluchtsort in einer eigentlich nicht so spektakulären Metropole, der drittgrößten Stadt des riesigen Landes. Seit einer Woche schon wohne ich im Mini-Hotel "Jardin Azul" - eigentlich mehr eine Pension mit gerademal sechs Zimmern. Es ist wirklich das, wonach ich mich gerade sehne. Ich schätze, viele würden das nicht verstehen, mit den Augen rollen und nicht wissen, was ich meine. Es ist so ein Gefühl, daheim zu sein. Etwas, was mir momentan fehlt. Nicht Luxus, prächtig glitzernde Kronleuchter und auf Hochglanz polierte Mega-Vasen, die den kühlen und unpersönlichen Eingang eines Fünf-Sterne-Hotels flankieren. Das "Jardin Azul" ist viel schöner, als ich mir das im Internet hätte vorstellen können.

Einziger Gast im "Jardin Azul"

Nachdem mein Nachbar Jose, ein Stammgast, abgereist ist, bin ich für drei Tage die einzige Bewohnerin. Das Zimmer kostet mich 40 Euro die Nacht - ein kleines Frühstück inklusive, das ich mit selbst Gekauftem ergänze - und hat einen großen Balkon, bei dem ich die Tür Tag und Nacht offen stehen lassen kann, ohne fürchten zu müssen, jemand könnte eindringen. Unter mir gluckert ein kleiner Pool, nicht gerade zum Schwimmen, aber zum Eintauchen, zur Wassergymnastik oder zum Lesen durchaus geeignet, wenn ich aus dem Raum nebenan komme, wo mich die Masseurin durchgewalkt hat. Ein Anruf genügt, und die Frau bringt meinen geschundenen Körper wieder auf Trab. Ja, jetzt bin ich mal dran. Wenn Körper und Psyche mehr einem Wrack ähneln denn einem Menschen, muss man sich dringend aus dem Sumpf ziehen und ein Verwöhn-Programm einlegen. Daheim in Deutschland rennt ja auch nicht jeder wie ein Irrer durch die Gegend, um irgend etwas zu erleben. Das "Jardin Azul" ist somit gerade einmal mein riesiges Sofa, auf dem ich es mir gemütlich mache, rausgehen kann, wenn ich will - oder auch nicht. Ich bleibe abends gern einmal da, genieße eine Flasche Wein, köstliche Ceviche vom Markt und exotische Früchte in Hülle und Fülle. Leo liegt neben mir und genießt es ebenfalls, nicht ständig im Rucksack durch die Gegend geschubst zu werden. Wenn ich auf meinem ausladenden Balkon sitze, der bestückt ist mit jeder Menge Pflanzen, kann ich sogar auf die Lichter der Stadt blicken. Und im üppig grünen Garten vor meiner Nase gedeihen Orangen, Mangos und Orchideen, die eine bunte Schar exotischer Vögel anlocken, die ebenfalls gern ein Bad im kleinen Pool nehmen.
Die Stadt der Salsa

Und es ist endlich wieder warm, ciao Bogota! Eine Stunde vor Mitternacht hat es noch 23 Grad - und 81 Prozent Luftfeuchtigkeit. In meinem Zimmer mit dem riesigen Bett und einer wunderbar harten Matratze herrschen noch 30 Grad. Nicht geschätzt! Ich habe stets ein Mini-Thermostat dabei, eine Sitte, die mein geliebter Chap eingeführt hat. Er war immer ein großer Wetter-Experte. Eigentlich gibt es nichts, woran er nicht interessiert war. Ehe ich wieder los heule, blicke ich dem Gemetzel der "Gangs of New York" zu.

Die Menschen hier lieben und leben die Salsa, der Tanz mit den unglaublichen Verrenkungen und so viel Rhythmus im Blut ist ihre Lebens-Würze. Cali ist die erklärte Hauptstadt der Salsa. Ich habe immer gern getanzt (lieber allein als zu zweit) - Chap hingegen war ein leidenschaftlicher Nichttänzer, wie die meisten Schlagzeuger. Ich wollte eigentlich einen Salsa-Kurs besuchen, doch irgendwie komme ich nicht in die Gänge, steht mir nicht der Sinn nach heißen Rhythmen in den unzähligen Tanz-Clubs und -Schulen der Stadt oder überhaupt in Kolumbien. Obendrein hätte ich keinerlei passende Kleidung dabei, in der ich mich aufs Parkett würde wagen wollen. Klar könnte ich mir etwas kaufen. Aber wo sollte ich das verstauen? Als Backpacker hat man Zweckmäßiges an Bord: bequeme Latschen, bequeme Klamotten. Ich fahre bislang bei all meinen Unternehmungen ganz gut damit, denn die erfordern Bequemlichkeit und eine enorme Mobilität. Schicke Schläppchen und hübsche Kleidchen gehen da gar nicht.

Schere driftet weit auseinander

Kein Wunder, dass ich in der riesigen Shopping-Mall "Unicentro" haufenweise mitleidige Blicke auf mich ziehe. Ich trage meine Marken(!)-Badeschlappen und mein dunkelgrünes Leinen-Hängerkleidchen mit silbernen Ornamenten. Mehr Chic habe ich nicht zu bieten. Ich muss dazu sagen, dass ich in dieser Klamotte durchaus gut fahre, wenn ich mich hier in den Straßen bewege. Nicht jedoch in so einem angesagten Zentrum, wo nur jene unterwegs sind, die auch über das notwendige Kleingeld verfügen. Es reiht sich Marken-Shop an Marken-Shop, Edel-Boutique an Edel-Lokal. Hier driftet die Schere um ein Vielfaches weiter auseinander als in Deutschland oder Europa. Und es gibt Grenzen: Niemals würde ein Bettler oder Obdachloser in solch einem Shopping-Center zu finden sein. Ausreichend Security und Polizei auf allen Etagen und in jeder Ecke sorgen schon dafür, dass die, die sich etwas leisten können, unter ihresgleichen sind.

Die Mall ist so riesig, dass es mich mehrmals Mühe kostet, wieder zum Mittelpunkt zu finden, wo hinter einer übermächtigen Scheibe das Wasser hinunter gurgelt, während man in den gläsernen Aufzügen daran empor fährt. Die meisten Kolumbianer, die hier einkaufen, essen und bummeln, haben kaum oder höchst selten Kontakt zu jener Schicht, die nachts auf den Gehsteigen auf einem Stück Pappkarton schläft, hungert und hastig im Müll wühlt, ehe nachts das Fahrzeug naht, um jenen abzuholen. Man fährt mit dem Auto, wird gefahren oder nimmt ein Taxi. Somit umgeht man geschickt - bewusst oder unbewusst - den Kontakt zur untersten Schicht. Ich kriege ihn ein bisschen mit, weil ich stets eine Strecke laufe. Hin oder zurück greife ich allerdings aufs Taxi zu. Oder wenn ich mich in einer Gegend nicht so ganz sicher fühle. Oder wenn ich angesichts der doch günstigen Tarife partout keine Lust habe, mehr zu laufen, weil mir angesichts der tropischen Temperaturen wieder einmal die Brühe vom Leib rennt.

Aufstieg durch die Favela

Manchmal indes sollte auch ich Gegenden meiden. Wie gestern, als ich im Stadtteil Montebello den mächtigen Hügel erklimmen möchte, auf dem die drei Kreuze - Cerro de las Tres Cruces - thronen. Zu Ostern pilgern hier Tausende Kolumbianer hinauf. Heute scheine ich die einzige zu sein. Der Taxifahrer wirft mich am Fuße des Hügels hinaus, faselt irgendwas wegen nachmittags, das ich nicht verstehe, und trabe los. Der Weg führt steil hinauf, bringt mich sofort ins Schwitzen. Vorbei geht es an Hütten und Bretterverschlägen, die nicht sehr vertrauenserweckend aussehen. Es ist Samstag, weshalb hier viele Menschen vor den Türen herumhängen. Aber vermutlich tun sie das auch unter der Woche. Ich spüre, wie mich ihre Blicke verfolgen. Sehr wohl fühle ich mich nicht gerade, aber ich kaufe an einem kleinen Fensterchen eine Flasche Wasser, an einem weiteren Stand zwei Mini-Bananen, damit ich genügend Zucker für den Aufstieg tanken kann. Der allerdings endet früher als ich gedacht habe.

Auf einem Plateau oberhalb der Favela - des Armenviertels - schieben zwei Polizisten Wache und sehen mich völlig verständnislos an. Mit einem Blick auf die Uhr bedeuten sie mir, dass ich besser umkehre. Ich kapiere erst nicht recht, wieso. Schließlich ist es noch hell, und vor Einbruch der Dunkelheit wäre ich doch längst wieder unten. Dem Kauderwelsch aus Spanisch und Englisch entnehme ich, dass man hier bestenfalls morgens den Hügel hinauf startet. Wie alle anderen auch, die sich durch tägliches Training auf dieser Tour einen knackigen Hintern antrainieren wollen. Denn Polizei-Überwachung gibt es nur bis halb drei Uhr nachmittags. Jetzt ist es 14 Uhr. Und bis ich oben angelangt wäre, dauere es wohl noch gut eine Stunde, geben mir die Beamten zu verstehen. Will heißen: Ich wäre hier allem völlig schutzlos ausgeliefert. Ich, wo ich normalerweise nicht als Bruder Leichtfuß durch die Gegend taumle, hatte ja nicht einmal geahnt, dass hier überhaupt Polizei patrouilliert. Also nehme ich ihre Warnungen ernst, laufe noch zehn Minuten weiter nach oben, um die Aussicht auf das gigantische Häuser-Meer, das zu meinen Füßen liegt, zu genießen und einige Fotos zu schießen. Da kommt mir ein älterer Sportler von oben entgegen, völlig durchnässt, und erklärt mir schwer atmend, dass ich auf gar keinen Fall jetzt noch da rauf dürfe. Das sei viel zu gefährlich. Ich habe verstanden, ja, schon vorher. Dankend mache ich kehrt und will wieder durch die Favela zurück laufen, wo ich ja hergekommen bin.

"Dancheres, dancheres!"

Aufgebracht stoppen mich die Polizisten erneut. "Dancheres, dancheres!" Nachdem es mir zuerst die Fragezeichen raushaut, kapiere ich auch das. "Dangerous", meinen sie in radebrechendem Englisch. Ach so, auch um diese Tageszeit sei es zu gefährlich, zwischen den Behausungen hinunter zu laufen. Das hatte ich schon irgendwie im Gefühl. Ich schlage also den polizeilichen Rat nicht in den Wind und mühe mich über die Felsen hinunter auf einen Weg, der durch die Natur und nicht durch "Dancheres"-Gebiet führt. Die Favela umgehe ich somit und komme an Hochhäusern vorbei, deren Eingänge mit Kameras überwacht werden und die mit Wachposten oder mächtigen Gittern einen Schutzwall nach außen bieten. Ja, nicht nur die Ober-, auch die Mittelschicht lebt hier hinter Schloss und Riegel. Natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Aber die Kriminalität scheint so hoch zu sein, dass man lieber gewappnet ist. Das verhält sich nicht anders mit meiner Bleibe. Als alle aus dem Haus sind, bekomme ich den Schlüssel, damit ich ein- und ausgehen kann. Und Instruktionen: Dreimal muss der Schlüssel der großen hölzernen Tür im Schloss umgedreht werden und ebenso oft bei der Gittertür wenige Zentimeter davor. Und das ist beileibe keine Ausnahme. Nirgendwo findet man Häuser ohne Gitter vor Fenstern und Türen. Zuweilen gar in den Favelas, wenn dort Häuschen zum Teil aus Mauern bestehen und nicht nur aus Holz und Blech.

Hupkonzert zwischen Bergen von Früchten

Nach dem missglückten Aufstieg zu den Drei Kreuzen - war er ja eigentlich nicht, eher unvollendet - lasse ich mich durch die 2,5 Millionen Einwohner zählende Stadt treiben. Mitten im Zentrum Calis herrscht wuseliges Treiben, dazwischen ein nie enden wollendes Hupkonzert, mit dem Auto- und Mopedfahrer signalisieren, dass sie vorankommen wollen. Doch wie, wenn alles hoffnungslos verstopft ist? Hunderte von Ständen bieten Früchte in Hülle und Fülle, aufgetürmt zu Bergen, dazwischen hockt eine schier unglaubliche Zahl jener Menschen, die ihren Unterhalt mit dem Verkauf winziger Päckchen Kaugummis verdienen. Daneben wird Zuckerrohr wie vor hundert Jahren mit der hölzernen oder metallenen Kurbel durch die Presse gezwängt, um den pappigen Saft - Guarapo - aufzufangen, der in kleinen Plastikbechern gereicht wird. Alles wird in Plastik gepackt: die Chontaduros, die ich in einem Säckchen mit Salz und Honig gemischt bekomme (kartoffelähnliche, geschälte orange Früchte), die gestückelten Mangos und Wassermelonen oder Avocados. Mittlerweile kaufe ich schon aus Faulheitsgründen die schon geschälten Leckereien, ehe ich das Zeug für noch mehr Geld aus dem Supermarkt hole und dann noch die Arbeit habe.

Schläppchen-Kauf ohne Identifikationsnummer

Wenn schon kein Erfolg beim Bezwingen des Hügels, so ist es wenigstens der Tag, an dem ich ein Paar Schuhe erstehe, die nicht ganz so leger aussehen. Und die ich noch in den bis zum Platzen gefüllten Rucksack stopfen kann. Und mit denen ich einmal in eine Mall gehen kann, um nicht schräg angeguckt zu werden. Für umgerechnet acht Euro ist es durchaus ein guter Deal. Schließlich brauche ich mein Geld für die Erkundung des Kontinents, nicht für Schnickschnack. Doch um die weiß-goldenen Schläppchen auch mitnehmen zu dürfen, bedarf es eines kleinen Befragungs-Katalogs. Welche Identifikationsnummer ich habe? Woher soll ich das wissen! Entschuldigend und verschüchtert zuckt der Verkäufer hinter der Kasse mit den Schultern. Nächste Frage: Wie ich heiße. Was hat mein Name mit einem Paar Schuhe für gerademal acht Euro zu tun? Ich könnte mich als Sepp, Maria oder sonst wen ausgeben. Ich bleibe aber bei der Wahrheit: Peggy. Das reicht ihm. Meine Schuhgröße weiß er ja jetzt sowieso. Endlich darf ich den Laden verlassen - mit den Schläppchen.

Leos Tag bei den Zebras

Der Tag war jetzt nicht gerade nach Leos Geschmack, deshalb habe ich mir für meinen kleinen Begleiter etwas ganz Besonderes ausgedacht: einen Besuch im Zoologica de Cali, dem Zoo. Es soll der beste Zoo Kolumbiens sein, der auf zehn Hektar etwa 1200 Tiere aus 180 Arten beherbergt. Leo ist völlig außer Rand und Band, als er seine Familie - die Zebras - entdeckt. Doch hier gibt es in einer so wunderschönen Umgebung mit wahnsinnig viel tropischen Pflanzen, die von Natur aus da gedeihen, unglaublich viel mehr. Nicht nur, dass mich einer der wohl interessantesten und schönsten Vögel, die ich je gesehen habe, in seinen Bann zieht. Ich harre fast eine halbe Stunde vor der Voliere des Rey de los Gallinazos, des Königsgeiers, aus. Selten habe ich eine derartige Farbenpracht in einem Tier vereint gesehen. Es ist schier unglaublich, was sich die Natur da ausgedacht hat. Aber auch die hier frei fliegenden Vögel sind eine wahre Augenweide: Bichofue Griton, Atrapamoscas Pechirrojo, Canario oder Azulejo Comun - natürlich alles nachgelesen, weil ich das nicht gewusst habe - flattern rund um den Rio Cali, der sich am Zoo entlang schlängelt. Die Fische, die in den Aquarien schwimmen, stammen jedoch nicht aus diesem Fluss, dafür aus dem Amazonas - unter anderem die gefräßigen Piranhas - und anderen großen Flüssen des Landes.

Neben den verschiedensten Affen, die allesamt in den Urwäldern Kolumbiens beheimatet sind und hier Schabernack hinter Gittern treiben, gibt es einen ganz besonderen Anziehungspunkt im Cali-Zoo: den weißen Tiger. Zusammen mit drei "normalen" Tigern teilt er sich ein Gehege. Welch herrlicher Anblick. Ganz anders als in unseren Breiten, glaubt man sich den Tigern hier zum Greifen nah. Sie lungern an der Mauer direkt unter mir, ein kleines Gitter, durch das ich meine Kamera stecken kann, trennt uns in schätzungsweise fünf Metern Höhe - kein Graben, kein Nichts. Fantastisch nah! Farbenprächtige Schmetterlinge, Tukane und Kolibris tummeln sich hier ebenfalls. Während der vier Stunden, die ich mit Leo fast ohne weiteres Publikum entlang der Käfige, Gehege und Volieren schlendere, bemerke ich auch, dass eine weitaus winzigere Spezies unterwegs ist: Mosquitos. Prima - das Abwehrspray steht in meinem Hotelzimmer. Nach ein paar Tagen sind die Stiche aber wieder Geschichte.

Paarung der Großen Ameisenbären

Etwas sicherlich sehr Seltenes erleben Leo und ich vor dem Gehege der zwei Ameisenbären: nämlich deren Paarung. Es sind zwei ebenso große Exemplare des Großen Ameisenbären, wie Chap und ich ihn schon im Dschungel Costa Ricas in freier Wildbahn erlebt haben. Damals ist das Tier knapp über unseren Köpfen behende die Urwaldriesen empor geklettert. Eine ganze Weile schleppt im Cali-Zoo das Weibchen das Männchen auf seinem Rücken hin und her - die Rollenverteilung nehme ich zumindest so an -, ehe sich das Weibchen in der überdachten kleinen Hütte des Geheges auf dem Stroh zur Seite legt und das Männchen es begattet. Nach einer Tragezeit von etwa 190 bis 195 Tagen bringt das Weibchen ein Jungtier zur Welt, wie ich nachgelesen habe. Große Ameisenbären können in Gefangenschaft ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen. Die Lebenserwartung in Freiheit dürfte deutlich darunter liegen.

Vogelkundler aus aller Welt

Als ich das erste Wochenende in Cali verbringe, findet zeitgleich die weltweite "Colombia Birdfair" statt. Vogelkundler aus aller Welt treffen hier auf die größten Spezialisten ihrer Zunft, durchstreifen die Nebelwälder mit mächtigen Tele-Objektiven und Ferngläsern und lauschen jeder Menge Fachvorträge. Auch wenn es mich interessiert hätte, so ist mir die Sache dann doch zu spezifisch - und zu teuer. Pro Ausflug, der bereits morgens um 4 Uhr beginnt, müsste ich 60 Dollar zahlen. Bevor ich mich mit den Fachausdrücken herum ärgere, beobachte ich lieber die Vögel in meinem kleinen Dschungel-Garten vom Balkon oder vom Pool aus. Natur und Tiere stehen schließlich noch jede Menge bei Leos und meinem großen Ausflug durch Lateinamerika an.

Auf dem Rückweg vom Zoo schlendere ich mit meinem Plüsch-Zebra den Fluss entlang, der sich malerisch durch die Stadt schlängelt, gesäumt von riesigen Palmen, Bambus und viel anderem tropischen Grün. Ein künstlerischer Blickfang ist "Parque Gato del Río", das Werk des Malers und Bildhauers Hernando Tejada, das zu einem der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt. 1996 erst ist ein Plan zur Verschönerung und Wiederherstellung des Ufers entlang des Cali-Flusses umgesetzt worden. Eine große Katzen-Skulptur thront in Bronze gegossen am Eingang des kleinen Parks, den seit 2006 noch 15 weitere Katzen von anderen namhaften kolumbianischen Künstlern säumen. Die große Skulptur wurde in Bogotá in der Werkstatt von Rafael Franco gefertigt, und für den Transport musste das Dach der Werkstatt demontiert werden. Auch wenn die Stadt als nicht so spektakulär beschrieben wird, gibt es doch täglich Neues zu entdecken.

Ich werde noch einige Tage in Cali verbringen und bin gerade sehr, sehr aufgeregt. Wieso, das verraten Leo und ich allerdings erst im nächsten Bericht.