Montag


23.15 Uhr: Als krönender Abschluss entführt Woodkid in die Kathedrale des Pop: drei Bläser auf der Bühne, bombastische Bässe und eine Stimme so weich wie Samt. Eine Licht- und Videoshow unterstreicht die Mystik, die Woodkid auf die Bühne bringt. Das Publikum ist genauso begeistert wie ich.
Damit stehen auch die heutigen Top 3 fest: Platz 3 geht an die New Politics, Platz 2 bekommen Maximo Park, und Platz 1 ganz klar Woodkid. Ich könnte seiner Stimme wirklich ewig zuhören.
Mit diesem gelungenen Ausklang geht Rock im Park 2014 für mich zu Ende. Ich mache mich jetzt auf den Heimweg. Ein Teil der insgesamt 70.567 Besucher feiert aber sicher noch bis zum letzten Ton gegen halb Zwei. /df/

21.45 Uhr: Kurz vor dem Auftritt von Iron Maiden als Headliner auf der Centerstage ist der Zuschauerbereich nicht so voll wie gestern bei Linkin Park. Das kann aber auch an der heutigen Konkurrenz liegen: Marteria spielt immer noch auf der Alternastage, und dort ist die Hölle los. Bombastisch inszenieren Iron Maiden ihren Gang auf die Bühne. Orchesterklänge schallen aus den Boxen, auf den Leinwänden werden epische Landschaftsaufnahmen gezeigt. Dann steht er da: Frontmann Bruce Dickinson rockt mit seinen fünf Jungs los, was das Zeug hält. Das Publikum geht gut mit. Der Platz füllt sich immer mehr. /df/

20.55 Uhr: Die neuesten Bilder sind hochgeladen, jetzt auf zu Iron Maiden! Die Heavy-Metal-Legende spielt gleich auf der Centerstage. /df/

20.20 Uhr: Deutschrapper Materia ist derzeit mega-angesagt. Entsprechend voll ist der Zuschauerplatz vor der Alternastage. Ich entschließe mich, in den Fotograben zu gehen – und bereue es schon beim ersten Ton: Der Bass wummert so laut aus Boxen, die größer sind als ich, dass mein ganzer Körper vibriert und meine Ohren trotz Hörschutz so sehr wie bisher noch nicht bei RIP strapaziert werden. Ich verlasse den Fotograben, bevor ich es muss – das ist auch noch nicht vorgekommen. Das Publikum aber ist begeistert: Marteria erntet tosenden Applaus, die Menge hüpft und singt mit. /df/

19.33 Uhr: Als ich mir den Rest des Baby-Shambles-Auftritts von weiter hinten anschaue, erzählt mir ein Ehepaar aus Passau, dass es jedes Jahr für einen Tag zu Rock im Park fährt. Auch bei ihnen ist die Hitze ein Top-Thema: „Wir kommen immer gegen 17 Uhr. So viele Leute wie dieses Jahr haben wir noch nie herumliegen sehen. Selbst am Straßenrand auf dem Weg hierher haben sich die ersten Erschöpften ausgeruht.“ /df/

18.40 Uhr: Warten auf den Auftritt von den Babyshambles mit Skandalrocker Pete Doherty, der für seine Drogeneskapaden bekannt ist - bisher habe ich bei RIP noch nicht so viele Fotografen auf einmal am Fotograben anstehen sehen. Eine Festivalbesucherin erzählt, dass sie die Babyshambles schon mehrere Male bei Rock im Park erlebt hat: „Pete Doherty ist richtig abgef***ed. Ein Mal ist er nur über die Bühne getorkelt, ein anders Mal war er so betrunken, dass die Veranstalter ihm den Ton abgestellt haben. Er hat vor Wut das Mikro ins Publikum geworfen.“ Und tatsächlich, als er die Bühne betritt, sieht er ziemlich fertig aus. Das erste, was er macht, ist sich eine Zigarette anzuzünden, die er einfach ausspuckt, als er zu singen anfängt. Am Gesang ist nichts auszusetzen, aber er wirkt, als sei er in einer anderen Welt und schaut immer wieder unsicher auf die Setlist. Das Absperrband, das er lieblos um seinen Strohhut gewickelt hat, wirkt fast wie ein Warnschild: „Achtung, ich könnte jeden Moment ausrasten!“ Aus nächster Nähe betrachtet bin ich schon etwas schockiert, vor allem von seinem Gesicht. Obwohl er erst 35 ist, sieht er total fertig, verbraucht und um einiges älter aus. /df/

18.15 Uhr: Mein Essens-Resümee: Drei Tage Festival, jeden Tag habe ich etwas anderes ausprobiert. Am Samstag habe ich den veganen Stand getestet und für fünf Euro Thai Curry mit Nudeln gegessen. Für den Preis eine ordentliche Portion, und für Festivalessen schmeckt es gut. Gestern habe ich einen Burrito mit Tomate, Mozzarella und Basilikum für 6 Euro gekauft. Auch das war zufriedenstellend: sowohl Menge, als auch Geschmack, und eine für die Hitze relativ leichte Mahlzeit. Last but not least habe ich heute, weil ich keine Lust hatte, mich in der Sonne lange anzustellen, einfach eine vegetarische Pizza für vier Euro verdrückt. Solide für die Umstände, aber kein Burner. Fazit: Auch wer wie ich nicht gern Fleisch ist, kommt bei vier Tagen Rock im Park recht abwechslungsreich und einigermaßen schmackhaft über die Runden. /df/

17.45 Uhr: Es ist immernoch heiß. Viele Besucher liegen geplättet herum. Die meisten versuchen, einen Schattenplatz zu ergattern. Nicht von der Stelle rücken, wann sie wollen, können die Securities. Es gibt fest vorgeschriebene Plätze für sie auf dem Festivalgelände. „Immerhin wechseln wir uns ab, so dass jeder nur ein bis zwei Stunden in der prallen Sonne stehen muss“, erzählt einer von ihnen. „Wir halten uns mit viel Wasser und Eiswürfeln frisch.“ Mich wundert, dass es trotz der Temperaturen Menschen gibt, die munter auf den zwei herumstehenden Riesentrampolinen herumspringen. Scheinbar lasten sie das volle Festival-Programm und die Hitze immer noch nicht aus. Respekt… Eine Pressevertreterin erzählt mir, dass sie keine Lust mehr habe und nur noch darauf warte, dass es vorbei ist: „Ich bin das fünfte Mal hier. Jedes Jahr war es toll, aber dieses Mal bei der Hitze ist es unerträglich. Ich schwitze nur noch und habe dauernd Sonnernbrand.“ /df/

16.15 Uhr: Noch rund neun Stunden, dann ist Rock im Park 2014 auch schon wieder vorbei – fürs Publikum, nicht aber für die Festival-Crew. Sie sind noch ganze vier Tage mit dem Abbau beschäftigt. Ganz schön lang, aber nichts im Vergleich zum Aufbau. Der hat zwei Wochen gedauert. Kein Wunder, alleine Metallica sind mit 14 (!) eigenen Trucks fürs Bühnenbild angereist. Einen guten Teil der Abbau-Zeit wird sicher auch das Aufsammeln von Müll in Anspruch nehmen. Unmengen liegen am Straßenrand, im Gebüsch, an den Absperrzäunen und mitten auf den Wegen und Wiesen herum. Immerhin hat der Veranstalter vorgesorgt. Für alle Camper sind Müllsäcke Pflicht. Sie müssen einen Pfand zahlen, den sie zurück bekommen, wenn sie ihre Abfälle ordnungsgemäß entsorgen. Als weitere Motivation erhält der sauberste Campingplatz als Auszeichnung den „Umwelt Rocky“. /df/

15.30 Uhr: Die New Politics, eine Indierockband aus Dänemark, stechen gleich durch mehrere Aktionen aus dem restlichen Line Up heraus. Sänger David Boyd gibt sich sehr publikumsnah: Er steigt über die Absperrung ins Publikum und lässt sich von den Fans im wahrsten Sinne des Wortes auf Händen tragen, während er weitersingt. Er filmt sich mit dem Handy eines Zuschauers auf der Bühne. Außerdem ist er sehr sportlich, vollführt kleine Kunststücke wie Handstand, Flic Flac (von der Bassdrum!) und Breakdance. Als die angesetzte Zeit um ist und die Crew die Bühne umbauen will, sagt David Boyd ganz cool „F*** it!“ und stimmt punk-like einfach noch einen Song an. /df/

14.45 Uhr: Beim Warten auf den Einlass in den Fotograben bei Maximo Park höre ich die anderen Pressevertreter über die Hitze jammern. Alle sind angeschlagen. Ihnen geht es nicht anders als den Festivalbesuchern. Selbst bei der Indie-Größe befindet sich nur der harte Kern vor der Bühne. Einige benutzen einen Fächer, um sich Luft zuzuwedeln, oder ihren Hut. Die meisten gehen begeistert mit der Band mit, vor allem bei „Write this down“. Sänger Paul Smith ist bis jetzt nach meinem Geschmack der bestangezogene Mann auf der Bühne: Er trägt einen stylischen Hut, einen türkisen Gürtel, passend zu dem halb weißen, halb geblümten Hemd und eine Hose mit Fischgrät-Muster. Auch ansonsten ist er etwas fürs Auge und hat eine starke Bühnenpräsenz.

13.15 Uhr: Der Bereich vor der Alternastage wird von einem Gestank nach Frittierfett beherrscht. Oder sind es doch tausende Schweißfüße auf einmal? Jedenfalls sehr eklig... Die Hitze scheint einige Festivalbesucher mehr mitgenommen zu haben als vermutet: Nur mäßig füllt sich das Zuschauerfeld, obwohl mit Triggerfinger („I Follow Rivers“) eine bekannte Band auftritt. Obwohl sie nicht mehr die Jüngsten sind, können sie sich sehen und hören lassen, vor allem Sänger und Gitarrist Ruben Block.

Gleich geht es auf zu Maximo Park, ebenfalls auf der Alternastage. Zeit, noch zwei Ankedoten über Rock im Park 2014 von der gestrigen Pressekonferenz loszuwerden. Nummer 1: Die Polizei muss sich bislang mit einer Anzeige wegen Raubes befassen. Eine Festivalbesucherin wachte nach einer durchzechten Nacht in einem fremden Zelt auf, ohne sich zu erinnern, wie sie dort hingekommen war. Und vor allem: ohne ihre Wertsachen. Sie ging zur Polizei, meldete den Raub und kehrte mit den Beamten zum Zeltplatz zurück. Aber: Das besagte Zelt, in dem sie am Morgen aufgewacht sein will, war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Die Polizei prüft nun, wie zuverlässig das Erinnerungsvermögen der Festivalbesucherin ist.
Nummer 2: Polizeibeamte wurden am Samstag von einem Mann darauf angesprochen, wo denn der Taxistand sei. Zur Verwunderung der Polizisten handelte es sich dabei um einen 65-jährigen Blinden aus dem Allgäu. Der Mann hatte am Morgen im Radio von Rock im Park erfahren und sich spontan entschlossen, das Festival zu besuchen. Angereist war der Blinde mit der Bahn. Und das wohl gemerkt ohne Begleitperson. Die Beamten führten den Mann zum Taxi. Sein Fazit: Ihm habe der Ausflug nach Nürnberg sehr gut gefallen, musikalisch sei er ohnehin nicht festgelegt. /df/

12.15 Uhr: Der Weg zum Pressezentrum ist heute noch anstrengender als gestern. Schon beim Aufwachen habe ich gemerkt, dass meine Kräfte etwas nachgelassen haben. Und ich bin in guter Gesellschaft: Auch den anderen Festivalbesuchern sieht man die bisherigen drei heißen Tage an. Zum Glück habe ich noch kurz Zeit zum Verschnaufen, bevor um 12.50 Uhr Triggerfinger auf der Alternastage loslegen. Zeit für meine gestrigen Top 3…

Platz 3: Den müssen sich heute zwei Acts teilen. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein: Die einen machen melancholische Rocksongs, die anderen Musik zum Abfeiern. Bronze geht heute an Young the Giant und SDP.

Platz 2: Fall Out Boy. „Save Rock And Roll” ist der Titel ihres Albums, dieses Motto verkörpern sie auch auf der Bühne. Die richtige Musik zum Abrocken!

Platz 1: Eine Livegranate mit einem guten Song nach dem anderen: Die Kaiser Chiefs!!! /df/